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Live

Live

Titel: Live
Autoren: Ein Thriller
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durchzogen wie glühende Stäbe das Wohnzimmer.
     
    „Schatz?“ rief er wieder, diesmal etwas lauter.
     
    Es gab wiederum keine Antwort.
     
    Und plötzlich hatte er Angst.
     
    Sie ist tot, Ben, sagte eine gedankliche Stimme, und sie hörte sich an wie Doktor McCoy in Star Trek. In Bens Magen bildete sich ein Knoten, als er weiterging. Ein Einbrecher ist hier hereingekommen und du wirst sie irgendwo finden, im Flur vielleicht, oder in der Küche und sie wird tot sein und Blut wird um sie herum sein, ihr eigenes Blut und vielleicht ist er noch da, Ben, vielleicht wartet er auch noch auf dich. Du solltest 911 anrufen, mein alter Freund. Du bist nicht mehr jung genug, um den Helden zu spielen.
     
    Das war Blödsinn. Gwens Appartement war mehr als dreimal so groß wie sein eigenes in der Madison Avenue gewesen war. Sie hatte zwei Wohnzimmer, drei Schlafzimmer, auf drei Stockwerken verteilt, die mit hölzernen Treppen miteinander verbunden waren. Sie hatte sogar eine Bibliothek, deren Bücher meistens aus den alten, abgegriffenen Ausgaben bestanden, die Gwen sich bei Strand‘s kaufte, zu Preisen, die ihn immer irgendwie an Marktpreise für Gemüse oder Obst erinnerten. Zehn Kilo Shakespeare für 15 Dollar. Sie hatte ihn einfach nicht gehört, das war die vernünftigste Erklärung. Das war die Erklärung, die er hören wollte, aber das Gefühl in seinem Magen blieb.
     
    Sie war nicht in ihrem Bett gewesen.
     
    Das war das einzige, woran er noch denken konnte. Sie war nicht im Bett gewesen.
     
    „Gwen“, rief er und hörte seine Stimme zittern, „das ist jetzt nicht mehr komisch, das weißt du. Wo bist du?“
     
    „In der Küche, Schatz“, antwortete sie.
     
     
     
    23:55
     
    “Du bist spät, Charlie”, sagte Norman Kelsey, als er die Treppe heraufkam. In den Umkleideräumen war es kühl gewesen. Die Klimaanlage unten hatte funktioniert. So ziemlich das einzige, was im 13. Revier noch funktionierte.
     
    In der vergangenen Woche war die Wasserversorgung zusammengebrochen und die Duschen hatten mehr als drei Tage nicht mehr funktioniert. Der Gestank war damals kaum noch auszuhalten gewesen. Deshalb ging Norm auch nicht mehr herunter, sondern zog sich schon zu Hause die Uniform an und machte dann den kleinen Spaziergang von ein paar Blocks herauf zum Revier. Die ersten Schwitzflecken zeigten sich schon auf seinem frischen, blauen Hemd, das an den Ärmeln bis zu den Ellbogen hochgekrempelt war.
     
    Am Rücken war ein kleiner, dunkler Fleck, der sich vom Nacken aus weiter ausbreitete. Norm wischte sich den Schweiß vom Gesicht und wischte ihn mit angewiderten Gesicht an seiner Hose ab.
     
    Norm richtete sich zu seiner vollen Größe auf - einen ganzen Meter und 67 Zentimeter - steckte seine Daumen hinter den Ledergürtel und betrachtete Charlie mit einem Ausdruck von vorsichtigem Mitgefühl.
     
    Die braunen Augen wurden kleiner und schienen vollkommen in dem Meer aus Falten zu verschwinden, das Norm sein Gesicht nannte und eine entfernte Ähnlichkeit mit einem ungemachten Bett hatte. Norm kratzte sich an seinem Kinn, verzog den Mund und lächelte.
     
    “Ich möchte wissen, was du da unten machst, Charlie”, murmelte er, als er seinen Partner ansah. “Du kommst immer später,  junger Hüpfer. Unsere Schicht hat vor fünf Minuten angefangen. Wenn jemand zu spät kommen darf, dann bin ich das, klar? Schließlich bin ich der alte Mann.”
     
    Norm zeigte mit anklagenden Zeigefinger auf die Uhr an seinem Handgelenk.
     
    Charlie zuckte mit den Schultern.
     
    “Ich hatte einige Probleme mit meiner Waffe.“
     
     
     
    00:05
     
    Gwen stand mit dem Rücken am Kühlschrank und hatte einen dreckigen Porzellanteller in der rechten Hand, auf dem noch letzte Reste von brauner, fettiger Bratensoße waren. Sie leckte sich die Finger ab.
     
    Ben lehnte sich gegen den Türrahmen und beobachtete sie.
     
    Gwen trug nicht mehr den kurzen, jungenhaften Haarschnitt wie bei ihrer ersten Begegnung; das schwarze Haar war jetzt mehr als schulterlang, wurde aber von einer kleinen Plastikspange daran gehindert, willkürlich nach unten zu gleiten.
     
    Gwen hatte zwei Strähnen in ihrer Stirn, der Rest der Haarpracht war straff gezogen und mündete in einen langen Pferdeschwanz, der wie ein kleiner Wasserfall zwischen ihren Schulterblättern hing. Sie trug nur einen dünnen Slip und ein kleines T-Shirt, das etwa zehn Zentimeter über dem Bauchnabel aufhörte und gerade einmal ausreichte, ihre Brüste mit dem Stoff zu
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