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Live

Live

Titel: Live
Autoren: Ein Thriller
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Appartements erreicht, als Ben einen letzten, verzweifelten Versuch unternahm, um  sie zurückzuhalten.
     
    „Ich könnte gehen“, bot er an. „Das wäre doch okay, oder? Du schreibst mir auf, was du haben möchtest, ich schlüpfe in meine Sachen und gehe nach Harper‘s und kaufe dir den ganzen Laden leer, wenn du es möchtest. Du brauchst nur hierzubleiben. Du brauchst nur das Fernsehen anmachen und darauf warten, daß ich zurückkomme.“
     
    Gwen lächelte. Die Schärfe in ihrem Gesicht, die Maske, die ihn so sehr an ihren Vater erinnerte war verschwunden und sie war wieder ganz die Frau, die er liebte, die er bald heiraten würde, und von der er Kinder bekommen würde (nun gut, erst einmal ein Kind, aber vielleicht würden da ja noch andere folgen).
     
    „Das ist lieb, Ben, aber ich weiß nicht,  was ich haben will. Ich weiß nur, daß ich einen schrecklichen Heißhunger habe. Ich glaube, ich werde erst wissen, worauf, wenn ich bei Harper‘s bin. Ich könnte vielleicht sogar ein halbes Schwein auf Toast runterschlingen, wenn die Jungs eins im Regal haben. Aber das ist ein wirklich nettes Angebot. Vielleicht komme ich später noch einmal darauf zurück.“
     
    Er hatte verloren. Er wußte es. Ben hatte kein gutes Gefühl. Überhaupt kein gutes Gefühl. Gwen hauchte ihm einen Kuß zu und schloß die Tür hinter sich. Er konnte ihre Schritte hören, als sie die Treppe herunterging, dann das leicht quietschende Geräusch der Haustür, als sie auf die Straße hinaustrat.
     
    Irgendwo draußen heulte eine Polizeisirene auf.
     
    Es war schwer zu bestimmen, woher das Geräusch kam.
     
     
     
    00:13
     
    Die Glocke der Tür klingelte.
     
    Die gedrungene Gestalt Franklins blieb im Eingang von Harper‘s  stehen und ließ seinen Blick über den vorderen Teil des Geschäfts schweifen. Er blinzelte beinahe ununterbrochen, versuchte, seine rotunterlaufenen Augen dadurch offen zu halten, ein Unterfangen, das ihm trotz heroischer Anstrengung nicht ganz gelang. Die Augenlider flatterten unkonzentriert. Und als er in das Geschäft hineinkam, da wankte er - kaum merklich, nur der erste, unsichere Schritt, der ihn beinahe gegen eines der Zeitschriftenregale stolpern ließ und von einem beiläufigen Blick nicht bemerkt werden würde.
     
    David seufzte.
     
    Es war heute nacht besonders schlimm.
     
    Franklin mußte sich in neue Tiefen seiner geliebten Whiskyflasche gestürzt haben, bevor er hierher gekommen war und für eine Sekunde überlegte David sich ernsthaft, ob er nicht auch noch Franklins Schicht übernehmen sollte, denn wenn George Harper herausbekommen sollte, daß Franklin bei seiner Schicht im Laden nicht einmal in der Lage gewesen war, sich halbwegs aufrecht zu halten, dann wäre er gefeuert. Nicht einmal der sprichwörtliche Geiz George Harpers würde ihn diesmal davon abhalten, den alten Säufer auf die Straße zu setzen.
     
    Doch der Augenblick verging und David zuckte gedanklich mit den Schultern.
     
    Nicht sein verdammtes Problem.
     
    Sollte Franklin doch entlassen werden.
     
    Es war schließlich nicht das erste Mal, daß er betrunken zur Arbeit gekommen war und David hatte ihn schon mehr als einmal aus der Scheiße geholfen, ohne auch nur etwas dafür zu bekommen (oder etwas dafür zu verlangen). Im letzten halben Jahr hatte er siebenmal die Schicht Franklins übernommen, als dieser zu betrunken war, um sich auch nur an seinen eigenen Namen erinnern zu können.
     
    Selbst heute wußte er nicht, warum er das eigentlich getan hatte. Er konnte Franklin nicht ausstehen. Er hatte den alten Scheißer schon nicht ausstehen können, als er ihn zum ersten Mal gesehen hatte. Aber es schien etwas zu sein, was gemacht werden mußte, eine Verpflichtung, die im unsichtbaren Kleingedruckten seines Vertrages gestanden zu haben schien. Nicht von George Harper aufgesetzt, sondern von jemand anderem – vielleicht Gott?
     
    Selbst Julie, die Geschäftsführerin dieser Filiale, hatte öfter in die andere Richtung geschaut, um Franklin nicht weiter melden zu müssen. Dann hatten sie beide Franklin in die hinteren Lagerräume verfrachtet, ihn zwischen den großen 25 Kilo Packungen Hundefutters gelegt, eine dünne Wolldecke über ihn gebreitet und darauf gewartet, daß der alte Mann halbwegs nüchtern war.
     
    Aber nicht heute.
     
    Das schwor sich David.
     
    Er war müde. Ihm war heiß und er hatte nicht die geringste Lust, schon wieder eine doppelte Schicht durchzuziehen, während er selbst kaum die Augen
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