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Titel: Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Thriller
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Der oder die Täter könnten jede unserer Bewegungen sehen und die Geiseln töten, bevor der erste SWAT Mann überhaupt durch die Türe durch ist“, meinte Kinney mit einem Blick auf den Laden. „Wir sollten weiter verhandeln und auf unsere Chance warten.“
     
    Joe grinste freudlos.
     
    „Ihr Captain hat da wahrscheinlich andere Vorstellungen.“
     
    „Sawyer macht das, was ihm von oben gesagt wird, Lieutnant Kovacs. Jeder im Team weiß das.“
     
    „Jeder?“
     
    Kinney zuckte mit den Schultern. „Fast jeder.“
     
    „Danke, Kinney“, meinte Joe. Der Mann zuckte erneut mit den Schultern und ging los, drehte sich aber nach einigen Schritten wieder um.
     
    „Ich war im Tunnel dabei, Kovacs. Damals“, sagte er leise, „Wir hätten sie retten müssen.“
     
    „Ja“, stimmte Joe leise zu, „das hätten wir.“
     
    Er sah dem hochgewachsenen SWAT-Mann noch lange nach, in Gedanken versunken. Er konnte sich nicht daran erinnern, daß Kinney bei dem Einsatz an der 42ten Straße dabeigewesen war. Aber die Stimme hatte dieselbe Angst vor einem erneuten Versagen ausgedrückt, dasselbe Zittern gezeigt, daß Joe bei sich selbst feststellte. Und sein Gang verriet eine Anspannung, die weit über das körperliche Maß hinausging, die ein SWAT Mann bei einem Geiseleinsatz zeigen durfte.
     
    „Sir“, meinte eine andere Stimme hinter ihm, „das ist der Mann.“
     
    Es war Moby Dick in Polizeiuniform, unter dem Arm die zerbrochene Gestalt des Mittdreißigers, den Joe hinten an der Polizeiabsperrung bemerkt hatte. Es sah so aus, als hätte der Streifenbeamte ihn mitgeschleift, ohne sich einen Dreck darum zu kümmern, ob dem Mann diese entwürdigende Behandlung gefiel oder nicht. Die Augen des Mannes waren von Tränen verschleiert, kurz vor panischer Hysterie, die entweder in einen neuen Weinkrampf oder in lautes Lachen ausbrechen konnte.
     
    „Können Sie mich verstehen, Mister?“ fragte Joe, als Moby den Mann gegen den Streifenwagen lehnte, ganz sorgfältig. Der Mann rutschte mit dem Rücken das Metall herunter, merkte nicht einmal, mit welcher Wucht er auf den harten Beton aufprallte und verschränkte sofort die Hände vors Gesicht, während das trockene Schluchzen aus seinem halb geöffneten Mund herausbrach.
     
    „Der Name ihrer Verlobten ist Gwen Nelson.“
     
    „Gwen“, flüsterte der Mann.
     
    „Sie ist noch am Leben.“
     
    Das war nicht ganz die Wahrheit, und Joe war sich dessen sehr wohl bewußt. Er konnte nicht sicher sein, daß Gwen Nelson noch am Leben war. Vielleicht hatte der Kerl sie erschossen, vielleicht hatte…es waren neun Bestellungen, sie ist noch am Leben…  er hatte keine Zeit, sich darum zu kümmern.
     
    „Gwen“, wiederholte der Mann bloß.
     
    Joe beugte sich runter, hob den Kopf seines Gegenübers an, schob sehr langsam die Hände vor dessen Gesicht weg und schaute ihm in die Augen. Der Mann bemerkte ihn nicht einmal, der Blick war verschleiert und gebrochen.
     
    „Sie lebt.“ Joe schüttelte ihn. „Ich brauche Ihre Hilfe. Können Sie das verstehen? Nicken Sie, wenn Sie mich hören können.“
     
    Der Mann nickte.
     
    „Kennen Sie den Laden, Mister?“
     
    Kopfschütteln. „Ich habe ihr gesagt, sie soll nicht gehen, es ist nicht sicher in dieser Gegend, nicht nachts, aber Gwen…“
     
    Der Mann unterbrach sich, schluchzte auf.
     
    „Sie ist schwanger“, flüsterte er dann.
     
    Joe fühlte, wie sich eine unsichtbare Faust in seinen Magen rammte. Er drehte sich um, damit er dem Mann nicht mehr ins Gesicht zu blicken brauchte. Die Worte hallten im Kopf nach.
     
    Sie ist schwanger.
     
     
     
    03:10
     
    „Wie fühlen Sie sich?“
     
    Charlie versuchte ein Lächeln, das ihm mißlang, weil sich eine neue Welle aus Schmerz in seinem Körper verteilte. Er hatte  immer noch den rostigen Geschmack seines eigenen Blutes auf der Zunge, trotz der paar Schlucke Wasser, die ihm Julie gegeben hatte, als er darum bat.
     
    „Als wäre ich eine Toilette und jemand würde andauernd die Spülung betätigen.“ Er sah auf die Windeln, die um seinen Bauch geschlungen waren und bei denen sich die ersten purpurfarbenen Rosen aus Blut im Stoff zeigten. „Ich hatte eigentlich gedacht, ich wäre aus dem Alter raus.“
     
    Julie Winters‘ Hand strich ihm die Haare aus der Stirn, als die letzten seiner Worte in einem erstickten Hustenanfall untergingen. Mit jedem unterdrückten Keuchen spie er kleine Stücke aus Blut und Schleim aus.
     
    „Wie lange habe ich noch,

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