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Titel: Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Thriller
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das Essen wie ein Schutzschild vor seiner Brust.
     
    „Eine Minute“, flüsterte Joe.
     
    „Glauben Sie, daß er jemanden umbringen wird, wenn wir die Zeit nicht einhalten, Sir?“ fragte ihn Cohen.
     
    „Vielleicht.“ Joe zuckte mit den Schultern. „Vielleicht nicht, Cohen. Mit ein bißchen Glück. Aber Glück haben wir bis jetzt noch nicht gehabt, oder? 40 Sekunden.“
     
    Der Polizist hatte die Eingangstür zu Harper‘s  erreicht, hockte sich ab, legte die Tüte mit dem Essen auf den Asphalt und spähte nach drinnen.
     
    „30 Sekunden“, meinte Joe. „Komm schon, was siehst du?“
     
    Er winkte den Polizisten zurück.
     
    20 Sekunden. Der Polizist hastete zurück. Zickzack, zwischen den Streifenwagen hindurch, immer noch geduckt, um mit seinem Körper so wenig wie möglich Angriffsfläche zu bieten.
     
    Zehn Sekunden.
     
    Die Eingangstür des Supermarktes öffnete sich. Eine Hand, nicht mehr, die von draußen zwischen Rahmen und Tür erschien. Eine weibliche Hand. Die Fingernägel waren lackiert. Dann der Körper der Frau, die sich herunterbeugte und die Tüte aufnahm.
     
    „Lauf, verdammt“, flüsterte Cohen neben ihm. „Es sind doch nur zehn Meter bis zu uns. Komm schon, lauf los.“
     
    Joe schüttelte den Kopf. „Er steht hinter ihr. Er zielt auf sie. Sie käme nicht einmal zwei Schritte weit, bevor sie eine Kugel in ihrem Schädel hat.“  Er hatte die Augen zusammengekniffen und versuchte, Einzelheiten zu erkennen. Die Scheinwerfer waren so grell, daß die Konturen der Figuren verschwammen, wenn sie direkt in den hellen Kegel hineintraten, der gegen die Wand flackerte. Dann sah er ihn. Ein zweiter Schatten, direkt hinter der Eingangstüre, halb von der Frau überdeckt. Ein ziemlich schmaler Schatten.
     
    „Posten Vier“, kam die Meldung über Funk. „Kein freies Schußfeld.“ Einen Augenblick später dann: „Posten Fünf. Kein freies Schußfeld.“
     
    Clever , dachte  Joe. Das Kompliment kann ich zurückgeben. Du bist clever. Was willst du? Was zum Teufel willst du wirklich?
     
    Die Tür des Supermarktes schloß sich leise und die Schatten verschwanden in das Dunkel des Gebäudes, hinter den Regalen des Supermarktes, in einem kleinen Labyrinth aus Metall und Holz, unerreichbar für die Scheinwerfer, unsichtbar für die Zielgeräte der Hochpräzisionsgewehre. Joe atmete aus.
     
     
     
    03:05
     
    „Komm schon“, fluchte Jake Sawyer und biß ein Stück Kautabak ab, als wäre das die einzige sinnvolle Beschäftigung auf der Welt. Der Rest des Kautabaks verschwand wieder in der blauen Tüte, die er in die Seitentasche seiner Kevlarweste verschwand, direkt neben den 20-20 Schrotpatronen, die sich wie künstliche Beulen aus Metall und gepreßtem Papier über die Weste der SWAT Uniform zogen. „Gib mir irgend etwas, mit dem wir arbeiten können.“
     
    „Posten Vier“, rief er einen seiner Männer auf dem Dach über das Funkgerät.
     
    „Posten Vier, Sir.“
     
    „Hatten Sie die Möglichkeit eines Finalschusses, Posten Vier?“
     
    „Negativ, Sir.“
     
    Sawyer fluchte, kaute auf dem Tabak herum, spuckte einen hellbraunen Strahl auf das Pflaster und trat gegen den Reifen des SWAT Vans.
     
    Nichts.
     
    Sie hatten nichts, mit dem sie arbeiten konnten.
     
     
     
     
     
    03:05
     
    Der SWAT-Mann war Anfang dreißig, hatte aber schon eine Glatze. Die Haare, die oben auf dem Kopf fehlten, schienen sich allerdings nur entschieden zu haben, an einem anderen Teil zu wachsen. Der Mann trug einen dichten, schwarzen Bart. Die Uniform verdeckte einen hochgewachsenen Körper, der so aussah, als hätte jemand ziemlich achtlos eine Zeltstange mit Fleisch und Muskeln bedeckt.
     
    „Ihr Name?“ fragte Joe.
     
    „Matt Kinney, Lieutnant.“
     
    „Okay, Kinney. Was haben wir da drinnen?“
     
    Kinney hatte sich niedergekniet, die Arme vor sich verschränkt und machte auch keine Anstalten, aufzustehen. Er blieb einen weitere Moment knien, dann stand er auf. Die Bewegung war flüssig, ganz so, als hätten sich in der schlaksigen Gestalt irgendwo Hydraulikpumpen bewegt, die den Mann nach oben katapultierten.
     
    „Soweit ich sehen konnte, sind alle Geiseln im zweiten oder dritten Gang. Anzahl ist schwer zu schätzen. Aber ich glaube, daß wir mit Sicherheit von sieben bis neun Personen ausgehen können. Unbekannt, ob der Täter allein ist oder Komplizen hat. Das ist die Kurzform, Sir. Ich halte einen Sturm auf den Laden – jedenfalls von der Front aus – für unmöglich.

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