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Titel: Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Thriller
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dem dich Gott selbst heimholen wird.“
     
    Die alte Frau war still gewesen und hatte dann noch sehr leise, beinahe unhörbar hinzugefügt: „Ich kann sie immer noch sehen.“
     
    Und Julie, eine jüngere und naivere Julie hatte ihre Mutter gefragt: „Was hast du den Männern erzählt, die sterben mußten? Von denen du wußtest, daß sie sterben würden?“
     
    Margaret Winters paffte einen weiteren Zug ihrer Zigarette.
     
    „Die Wahrheit, mein Kind“, hatte sie gesagt. „Ich habe ihnen die Wahrheit gesagt. Ich fand, sie hatten sie verdient.“
     
    „Nun, Doc?“ fragte Charlie Fosters schwache Stimme. Julie blinzelte.
     
    „Was?“
     
    „Wie lange noch?“
     
    Die Wahrheit, mein Kind ,  meinte ihre Mutter in Julies Kopf, ich habe ihnen die Wahrheit gesagt. Ich fand, sie hatten sie verdient.
     
    „In vielleicht drei Stunden wird der Blutverlust so hoch sein, daß Sie nicht mehr bei Bewußtsein bleiben können. Es wird Ihnen am Anfang nicht einmal auffallen. Sie werden von der Bewußtlosigkeit in einen dämmrigen Wachzustand gleiten, dann wieder bewußtlos werden“, sagte Julie leise. „Ich denke, wenn Sie stark sind, dann werden Sie noch eine oder anderthalb Stunden überleben, weil ihr Körper einfach noch nicht aufgeben will, obwohl das Gehirn schon längst keine Möglichkeit mehr hat, bewußt einzugreifen.“
     
    „Dann werde ich sterben?“
     
    „Nein…Sie werden in ein Koma fallen. Sterben werden Sie erst in knapp vier oder fünf Stunden“, wisperte Julie. Die Stimme des jungen Polizisten war ohne jegliche Angst, wie jemand, der die mathematischen Möglichkeiten einer sehr schwierigen Gleichung überprüft und sich jede Seite des Problems ansehen will, bevor er eine Entscheidung trifft.
     
    Wieso hat er keine Angst?
     
    Charlie Foster lächelte, und Julie wurde sich bewußt, daß sie das laut ausgesprochen hatte.
     
    „Da irren Sie sich, Julie“, meinte er, „ich habe Angst. Ich habe sogar große Angst, wenn ich ehrlich bin. Aber nicht vor dem Sterben.“
     
    Sie hob verständnislos die Augenbraue und runzelte die Stirn.
     
    „Das können Sie nicht verstehen“, meinte Officer Foster. „Und ich habe keine Zeit, es Ihnen zu erklären. Sie müssen mir einfach vertrauen. Okay? Julie…vertrauen Sie mir.“
     
    Seine Hand fand den Weg in ihre geöffnete Handfläche und Julie merkte, daß sein Griff erstaunlich fest war, unglaublich warm und vertrauenseinflößend. Es war nicht der Griff eines sterbenden Mannes.
     
    „Ist dieser Mann…Turow…ist er alleine?“
     
    Julie nickte. Foster lächelte schwach, schloß die Augen und atmete durch, bevor er sie mit einem schiefen Grinsen anblickte: „Gut, das macht es ein bißchen einfacher. Nicht viel, aber besser als nichts. Alles was wir brauchen, Julie, ist ein bißchen Glück. Nur… ein kleines bißchen Glück.“
     
    Dann fiel er wieder in Ohnmacht.
     
     
     
    03:12
     
    Turow hatte eine der Pizzaschachteln geöffnet.
     
    „Thunfisch-Zwiebel-Ananas“, meinte er und holte sich eines der Stücke heraus. Der Käse zog sich als schmaler, gelber Faden durch die Luft, während Gwen zur Seite wegsah.
     
    Sie rieb sich mit einer teilnahmslosen Bewegung den Nacken und hatte das Gefühl, als könnte sie dort immer noch die Mündung der Pistole spüren, die sich mit leichtem Druck gegen den Ansatz ihrer Wirbelsäule gepreßt hatte, als sie das Essen abgeholt hatte, unter den Augen der  Polizisten, die alle auf sie zielten.
     
    Auf sie.
     
    Sie haben auf Turow gezielt , versuchte Gwen sich selbst zu beruhigen, nicht auf dich, sie haben auf den Schatten gezielt, der sich direkt hinter dir befunden hat.
     
    Irgendwie klang dieser Gedanke trotzdem nicht sonderlich beruhigend. Sie konnte die Zielfernrohre sehen und die in unglaublichem Maß verzerrten, gigantisch wirkenden Augen der Männer, die mit ihrem Finger am Abzug gelehnt über die Motorhauben von irgendwelchen Streifenwagen auf sie zielten, wie Monster aus einem wirklich schlechten B-Film der frühen ‘50er Jahre in grobkörnigem Schwarz-Weiß.
     
    Sie hatten auf sie gezielt!
     
     
     
    03:14
     
    David Rajinesh hatte eigentlich überhaupt keinen Hunger gehabt. Aber als er den Duft nach überbackenem Käse, den fritierten Teig der Wan-Tan Taschen in seiner Nase hatte, da meldete sich sein Magen mit einem unüberhörbarem Knurren zu Wort, das ihn selbst erstaunte. Er rutschte zu Turow herüber und nahm sich einer der Pizzaschachteln, legte sie sich auf seine Beine und

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