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Live

Live

Titel: Live
Autoren: Ein Thriller
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in der Nase festzusetzen.
     
    David würgte trocken.
     
    Und lief die Gasse entlang. Der Rucksack baumelte über seiner Schulter. Die Lichter der University Street glitzerten in der Dunkelheit. David konnte die rote Neonreklame des mexikanischen Restaurants sehen, das auf der anderen Straßenseite war. Mehrere Stühle und Tische standen noch auf dem Bürgersteig. Die Sonnenschirme waren allerdings schon zugemacht worden, waren jetzt nicht mehr als dünne, metallene Stiele, die direkt aus dem Asphalt wuchsen und wie ein sinnentleertes modernes Kunstwerk auf der Straße Wacht hielten.
     
    Auf diesem Abschnitt der University Street war selbst um diese Uhrzeit noch einiges an Betrieb. Eine Gruppe von Jugendlichen stand am Ausgang der Gasse. David sah sofort, daß es keine Studenten waren.
     
    Zum einen - sie waren zu jung. Sie waren vielleicht im Senior Year der High School. Zum anderen - sie waren zu reich. Er konnte die goldenen American Express Karten in ihren Brieftaschen förmlich riechen, als er an ihnen vorbeiging. Es mußten die reichen Anhängsel, die Kinder irgendeines Anwalts oder Brokers von Uptown sein, die mit einem Taxi hier heruntergekommen waren, um vor ihrem ausgedehnten Nachttrip in die Eingeweiden Manhattans eine letzte Besprechung abzuhalten. Sie unterhielten sich darüber, zu welchem Club sie denn gleich gehen wollten. Entscheidungen, die Themen wie Studienfächer oder Noten bei weitem in den Schatten zu stellen schienen. Er ließ die Gruppe hinter sich und lief die University Street hinab.
     
    Der Washington Square Park war weniger als einen Block entfernt.
     
     
     
    00:20
     
    Als David Rajinesh den Bogen des Tors am Washington Square Parks erkennen konnte, der sich auf dem freien Platz erhob und mit einem unbestimmten Glückgefühl dachte, daß er es doch noch schaffen würde, rechtzeitig nach Hause zu kommen und kein Geld für ein teures Taxi ausgeben mußte, bog Gwendolin Foster in die 8te Straße ein.
     
    Sie hatte ein beunruhigendes Gefühl. Natürlich war das Village ihre Nachbarschaft – insofern hatte sie Ben nicht angelogen. Aber sie wußte ebenso gut, daß er in einem besonderen Punkt nicht ganz unrecht hatte. Das Village war nicht ungefährlich.
     
    Gwen war sich dieser Tatsache ganz gut bewußt. Ansonsten hätte sie ihre Tür nicht mit vier verschiedenen Schloßsystemen gesichert, von denen eines aus einem zwei Zoll dicken Stahlbalken bestand, der sogar der Flamme eines Schweißbrenners eine halbes Stunde würde widerstehen können.
     
    Sie kannte die Gegend besser als es Ben jemals in den Sinn gekommen wäre; das gehörte zu ihrem Wesen, eine neue Umgebung so genau wie möglich zu erkunden, wenn sie dort wohnen wollte. Gwen kannte Gassen und Ecken des Village, die niemals ganz aus den Schatten der Stadt herauszukommen schienen, selbst im hellen Tageslicht nicht, kleine Punkte auf der Stadtkarte Manhattans, die selten von den Augen eines Touristen gesehen worden waren, und die es auch bestimmt nicht in einen der Stadtführer unter der Rubrik Die zehn besten Aussichtspunkte der Stadt  schaffen würden.
     
    Es waren Teile des Village, die durch die Stadt selbst hindurchzuführen schienen, weit abseits der wirklichen Straßen, des lärmenden Chaos des Universitätsviertels, das an manchen Tage zu einem einzigen, seltsam anmutenden Laut verschmolz, eine Art rhythmischer Singsang, der durch das Village flutete.
     
    Aber nachts war es ein anderer Ort - die dunklen Stellen schien zu wachsen, sich aufzublähen und aus den entlegenen Teilen des Village zu kommen und dann langsam, schleichend auch die größeren Straßen zu ergreifen.
     
    Die NYU war sowieso nach sieben Uhr abends nicht mehr als ein großer Komplex verschiedener Betonblöcke, kaum noch von Lichtern erhellt; hier und da ein goldener Fleck in dem Grau, das Licht in dem Büro eines Professors, der abends über irgendwelche Examensarbeiten nachdachte, ein einzelner Vorlesungssaal, an dem einer der Abendkurse angeboten wurde.
     
    Andere Geschäfte waren noch offen, schlossen aber ebenfalls meistens noch vor Mitternacht - dann starben einzelne Teile des Village einfach ab. Die Menschen fanden andere Straßen, andere Stellen in der Stadt, die sie um diese Zeit bevölkerten. Von den Restaurants einmal abgesehen waren es Clubs, zu denen die New Yorker jetzt strömten - und diese waren in der ganzen Stadt verteilt, nicht mehr, wie früher, in einzelnen Stadtteilen konzentriert.
     
    Alles Nachtclubs, die Gwen während
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