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Titel: Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Thriller
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Bild war aussagekräftig genug. Es war das Bild eines gehetzten Mannes. Genau das war Bürgermeister Breitbaum seit seiner Rückkehr aus den Hamptons vor knapp einem Tag. Ein gehetzter Mann. Das Laufband unter dem Bild verkündete
     
    NEW YORKER BÜRGERMEISTER BREITBAUM VERWEIGERT KOMMENTAR ZU GEHEIMEN BEFEHL IN SUPERMARKT MASSAKER!
     
    während man den Mann sah, wie er vor den Kameras flüchtete, dem Blitzlichtgewitter und den immer wieder selben Fragen.
     
    „Warum?“ fragte Joe.
     
    „Warum was?“
     
    „Warum hast du mich geholt?“
     
    Seine Frau schaute ihn nicht an. Sie waren beide müde, immer noch, keiner von ihnen hatte mehr als ein oder zwei Stunden bisher geschlafen. Und jede neue Tasse Kaffee schien weniger Wirkung zu entfalten.
     
    „Das ist das, was man dich fragen wird“, sagte Joe.
     
    „Ich weiß.“
     
     
     
    Zwei Tage später
     
    „Warum?“
     
    „Weil es meine Story ist!“
     
    „Es war deine Story, Susan.“
     
    „Ich bin dabei beinahe draufgegangen, Claire!“
     
    „Ich war dabei, Susan.“
     
    „Du warst nicht dabei! Du warst im Studio, Claire.“ Susan Miller schaute sich die Produzentin genau an, suchte in ihrem Gesicht nach der Antwort, die sie ohnehin schon wußte. „Und Ann Curry war im Bett!“
     
    „Matt Lauer.“
     
    „Was?“
     
    „Es ist Lauers Story.“
     
    „Blödsinn!“
     
    Claire Weizak ging durch die Papiere für die nächste Sendung. Es war eine Menge Arbeit zu erledigen, aber Susan hatte recht. Es war Blödsinn. Genauso wenig wie es zu ändern war.
     
    In dem Moment, als die Today Show vor zwei Tagen um 7 Uhr morgens auf den Sender gegangen war, hatte man ihnen die Turow Story aus den Händen genommen. Vielen Dank, daß Ihr die Scheiße für uns vorbereitet habt, Freunde, aber nun laßt mal die hochbezahlten Profis machen. Ist nichts persönliches, aber hey, wenn ihr wüßtet, was Ihr da tut, dann wärt Ihr in dem großen Studio und würdet Euch nicht die Nächte um die Ohren schlagen.
     
    „Was sagt Mike dazu?“
     
    „Was sollte Mike dazu sagen?“
     
    Mike Roth hatte kein längeres Interview mit Vanessa Kesel führen dürfen, auf das er gehofft hatte. Die Ex-Frau Turows hatte live dabei zusehen dürfen, wie er ihr Ehemann zum Massenmörder wurde. Und er war dabei gewesen. Er hatte nicht viel zu tun gehabt, keine Kontrolle, nur ein Gesicht in einem Wohnzimmer.
     
    Der Sender hatte das getan, was ein Sender tat. Man hatte Mike Roth in ein Büro gerufen, wo er Managern gegenüber saß, die sich alle bei ihm für die hervorragende Arbeit bedankten, ihm Kaffee anboten, ihm einen Urlaub anboten, aber keine bessere Stelle, keinen besseren Sendeplatz.
     
    „Wir sind die Nachtschicht, Susan“, sagte ihr Claire. „Willst du wissen, was das bedeutet? Das bedeutet, wir sind entweder die Art von Journalisten, die mal was waren, vor Jahren oder Jahrzehnten, oder wir sind du.“
     
    „Ich?“
     
    „Leute, die meinen, wenn sie nur hart genug arbeiten, nur gut genug sind, dann würde jemand zu ihnen kommen und ihnen den Anderson Cooper machen.“
     
    „Anderson Cooper ist ein Arschloch.“
     
    „Anderson Cooper ist ein Arschloch aus einer reichen Familie mit einer Menge Freunde, und das hier ist weder CNN, noch ist das Katrina, Susan, das hier ist nur ein Irrer, der durchgedreht hat. Frag‘ mich mal, wie viele von den Reportern vor Ort bei dem Amoklauf an der Virginia Tech vor ein paar Jahren einen Platz in einer News Show bekommen hat.“
     
    Claire zuckte mit den Schultern.
     
    „Keiner“, sagte sie. „Es ist wie es ist. Wir schaufeln die Kohlen im Keller, Susan. Wir machen das, was keiner sehen will. Hin und wieder hat einer von uns einen guten Moment. Du hattest einen guten Moment.“
     
    „Ich bin dabei beinahe draufgegangen, Claire!“
     
    „Und ich bin mir sicher, eine Menge Leute sind dir sehr dankbar dafür.“
     
    „Daß ich es war und nicht sie?“
     
    „Es ist wie es ist.“
     
    „Matt Lauer antwortet nicht einmal auf meine Emails, Claire.“
     
    „Es ist wie es ist.“
     
    „Blödsinn.“
     
    „Die Story ist tot.“
     
    „Warum reden dann alle Leute immer noch drüber?“
     
    „Du weißt, was ich meine, Susie.“
     
    „Und du weißt, was ich meine.“
     
     
     
    Drei Tage später
     
    Das Telefon hatte nicht mehr stillgestanden. Ben Rickman hatte das Gefühl, daß es seit drei Tagen nur noch ein Geräusch in ihrem Leben gegeben hatte.
     
    Es waren Journalisten, Agenten, Verleger, alle mit

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