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Titel: Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Thriller
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demselben Angebot, derselben Bitte, derselben Forderung an Gwen Nelson, Kommen Sie zu uns, kommen Sie zu unserer Show, schreiben Sie ein Buch über ihre Erlebnisse, erzählen Sie es uns, erzählen Sie uns alles, die Öffentlichkeit hat ein Recht, das zu erfahren, wir wollen es, Sie können damit sogar Geld machen, eine Menge Geld, erzählen Sie uns…
     
    Das Telefon hatte er am zweiten Tag abgeschaltet. Danach war es Gwens Handy, das andauernd klingelte. Ben war am Anfang noch drangegangen, hatte ihnen zuerst höflich, dann mit immer schärfer werdenden Ton mitgeteilt, daß Gwen Nelson auf keinen Fall ein Interesse hatte, sich in die Öffentlichkeit zu begeben…
     
    … bis er, das mußte gestern gewesen, endgültig die Nerven verloren hatte und irgendeiner Sekretärin eines Hollywood Studios, die ein hervorragendes Angebot für die Filmrechte an Gwens Geschichte hatte, wenn sie doch nur…
     
    Danach hatte er auch Gwens Handy abgeschaltet. Er hatte Gwens Familie angerufen und ihnen mitgeteilt, daß alle Anrufe nur noch über sein Handy laufen würden. Gwens Vater war darüber nicht glücklich gewesen, hatte aber verstanden, hatte sogar gefragt, wie es Ben ging, was der alte Herr nur äußerst selten vorher gemacht hatte.
     
    Und dann hatten die Journalisten seine Nummer rausgefunden. Und es war das Handy, was nun mit schrillem Beep Beep Beep in der Küche ihrer Wohnung aufheulte, während es auf dem Tisch hin und her vibrierte.
     
    „Soll ich?“ fragte Gwen von der Couch im Wohnzimmer.
     
    „Ich hab’s schon“, meinte Ben und nahm das Handy.
     
    „Das meinte ich nicht“, sagte Gwen.
     
    Ben klickte den Anruf auf dem Handy weg. Er machte sich Sorgen um seine Verlobte. Die körperlichen Schmerzen waren nicht das schlimmste. Sie hatte kaum geschlafen in den letzten drei Nächten, selbst nicht mit den Mitteln, die ihr verschrieben worden waren, aber Gwen wollte nicht drüber sprechen, und als Ben gestern nachgeschaut hatte, da hatte er die Pillen im Klo gefunden. Das ganze Röhrchen.
     
    „Die Ärzte meinen…“, begann Ben.
     
    „Die Ärzte können mich mal.“
     
    Im Fernsehen im Wohnzimmer lief seit drei Tagen fast immer nur Nachrichtenkanäle. Gwen war wie besessen davon, schaute sich die Szenen aus dem Supermarkt immer wieder an, wollte mehr wissen, wollte wissen, was andere auch wissen wollten, wollte den Grund wissen. Warum?
     
    In ihrem Kopf hörte sie immer noch die Stimme von Turows Frau, die über den Äther geschrien hatte , es sind die Pillen, Donald, das bist nicht du, es sind…
     
    Gwen erinnerte sich. Wie Turow immer wieder mit dem orangenen Röhrchen gespielt hatte, wie er es festgehalten…
     
    (wie er sich an dem Röhrchen festgehalten hatte)
     
    … und sich immer wieder eine Pille daraus in den Mund geschoben hatte, mit dieser Mischung aus traurigem Lächeln und wahnsinnigen Funkeln in seinen Augen. Was hatte auf dem Röhrchen gestanden? Was war es gewesen? Warum hatte niemand darauf geachtet? Die Trauma Experten, bei denen sie in den letzten zwei Tagen mehrere Sitzungen durchmachen mußte, hatten ihr gesagt, daß Erinnerungen eine komische Sache waren, besonders nach traumatischen Erlebnissen. Aber es ärgerte sie. Sie hatte nicht darauf geachtet, hätte vielleicht darauf achten müssen, aber wann immer Gwen sich auf diese Momente im Harper’s konzentrierte, glitt ihr Verstand ab, ließ die Erinnerungen torkelnd davon gleiten, wie auf Schmierseife.
     
    Aber was auch immer es war…
     
    … Ich werde nie wieder Medikamente nehmen , dachte sich Gwen. Scheiße, nicht einmal Schmerzmittel, ich bin geheilt, hurra! Ich bin gesund! Ich bin okay! Ich bin okay, und du bist okay, und das heißt, wir sind alle okay… okay?
     
    „Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist“, sagte ihr Verlobter. Gwen funkelte ihn an. Ben hob abwehrend die Hände. „Aber es ist deine Entscheidung, Gwen.“
     
    Sein Handy klingelte wieder. Er hob es hoch, bot es Gwen an, ließ es klingeln, wollte ihre Reaktion abwarten. Sie stand von der Couch auf, öffnete ihre Hand, fordernd. Ben zuckte mit den Schultern und warf ihr das das klingelnde Handy zu.
     
    Gwen fing es auf.
     
    Ließ es noch zweimal klingeln, dann hob sie ab.
     
    Am anderen Ende war jemand von CNN.
     
    Man lud sie ein, bei Piers Morgan aufzutreten.
     
     
     
    Vier Tage später
     
    „CNN?“
     
    „Das glaube ich nicht.“
     
    „Sollten Sie aber.“
     
    „Und die Krankenschwester, die ist bei The View

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