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Titel: Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Thriller
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antwortete Joe, „ich hatte nur verdammtes Glück.“
     
    „Ja.“
     
     
     
    06:03
     
    Julie Winters war bei Officer Charles Foster im Supermarkt geblieben. Der Polizist atmete noch. Gerade so eben noch, als die beiden Notärzte mit ihrer Bahre durch die zersplitterte Eingangstür kamen, sich neben dem Cop hinknieten und ihn schnell untersuchten.
     
    Schlampig untersuchten, wie Julie fand.
     
    Sie stieß einen der Ärzte weg.
     
    „Fassen Sie ihn nicht an“, flüsterte sie, nahm den Körper des jungen Mannes auf den Arm und legte ihn selbst behutsam auf die Bahre, setzte den Infusionstropf an, mit so schnellen Handgriffen, wie sie in der Notaufnahme oder im OP noch niemals gearbeitet hatte. Sie war in Trance.
     
    Überprüfte alle zehn Sekunden seine Atmung.
     
    Seinen Puls.
     
    Lief neben der Bahre her, als die Notärzte ihn heraustrugen.
     
    „Ma‘am?“ meinte einer der Männer, „ich denke, Sie sollten uns einfach unsere Arbeit machen lassen. Sie sehen so aus, als würden Sie selbst dringend einen Arzt benötigen.“
     
    Julie blickte ihn nur an, mit einer schier unkontrollierten Wut in ihren kleinen, von Müdigkeit schier geschrumpften Augen, daß es so aussah, als hätte sie überhaupt keine Pupillen mehr.
     
    „Ich bleibe bei ihm.“
     
    Der Notarzt zuckte nur mit den Schultern. Julie setzte sich neben Charlie Foster in den Font des Krankenwagens und hielt seine Hand. Der andere Notarzt hatte Elektroden auf der Brust des Polizisten angebracht und schaltete das EKG ein. Der Rhythmus kam unregelmäßig, wie ein Schlagzeuger, der andauernd aus dem Takt geriet.
     
    Beep. Pause. Beep.
     
    Der Notarzt klopfte vorne gegen die Scheibe, um dem Fahrer zu zeigen, daß er losfahren sollte. Der Wagen setzte sich ruckelnd in Bewegung und Julie spürte jedes Loch in dem Asphalt, jede Schwelle, jede Unebenheit. Fosters wurde Krankenbahre wurde hin und her bewegt, in dem kleinen Zwischenraum, der immer noch übrig blieb, wenn man das Bett feststellte.
     
    Beep. Pause. Beep.
     
    Sie konnte ihm nur noch die Hand halten. Mehr nicht.
     
    Der Krankenwagen schaltete das Blaulicht an.
     
    Julie fröstelte.
     
    Das war bestimmt nur die Müdigkeit, sagte sie sich.
     
    Die Sirene heulte auf, verstummte, heulte wieder.
     
    Sie klang in Julies Ohren bei weitem nicht so laut wie die einzelnen Beeps von Charlie Fosters Herzschlag.
     
     
     
    06:05
     
    Gwen Nelson lief vollständig orientierungslos durch das geordnete Chaos, das auf der 8ten Straße ausgebrochen war. Jemand hatte versucht, sie zu einem der Krankenwagen zu führen, aber sie hatte die Hand einfach abgeschüttelt und lief weiter.
     
    Immer vor dem Harper‘s auf und ab.
     
    Sie blickte zu dem Laden herüber. Blieb stehen. Umfaßte ihre Schultern. Sie hatte das Gefühl, sie müßte jeden Moment lauthals losschreien.
     
    „Gwen?“
     
    Und ihr Unterleib tat so weh. So weh.
     
    „Gwen?“
     
    Jemand berührte sie sanft.
     
    „Ich dachte…“
     
    Sie schaute weiterhin auf das Harper‘s.
     
    „Ich dachte…ich sehe dich nie wieder.“
     
    Endlich löste sich die junge Frau aus ihrer Erstarrung, endlich schien sie zu bemerken, daß sie nicht allein war, daß jemand hinter ihr stand.
     
    „Ben?“ flüsterte sie heiser.
     
    Ihr Verlobter umarmte sie.
     
    Gwen brauchte einen Augenblick, in dem sie immer noch steif da stand, bevor sie die Umarmung erwidern konnte. Dann tat sie es aber mit aller Macht. Und sie küßte ihn, während sie lachte, weinte, wiederum lachte.
     
    „Ich dachte…ich dachte wirklich…oh Gott, Gwen…“
     
    Und so standen die beiden da, inmitten von Polizisten und Reportern, die hinter den Absperrungslinien standen und ihnen alle Fragen zuriefen, während die Kameras auf sie gerichtet waren. Sie standen da und umarmten sich.
     
     
     
    06:10
     
    Beeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeee
     
    „Wir verlieren ihn.“
     
    Officer Charles Fosters Augen waren geöffnet. Es war kein Leben mehr in ihnen. Der EKG-Monitor zeigte eine Flatline. Einer der Notärzte griff dem Mann an die Halsschlagader.
     
    „Keinen Puls.“
     
    Der andere Notarzt warf sich über den Körper des Cops, ballte die beiden Hände zu Fäusten und hieb mit aller Macht auf den Brustkorb des Mannes. Charlies Körper zuckte zwar, blieb aber dann still
     
    eeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeee
     
    „Puls?“
     
    „Keinen Puls.“
     
    eeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeee
     
    „Atme, Mann. Atme. Atme.“
     
    Julie wandte sich ab. Sie hatte das schon zu oft gesehen.

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