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Titel: Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Thriller
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nachgab.
     
    Während er zu Boden fiel, den Sturz mit seiner Hand noch abfing und sich gleichzeitig einen schier unmöglich dicken Strahl Blut aus seinem Mund ergoß.
     
    Joe riß den Abzug durch.
     
    Er sah nicht, ob Turow noch seine Waffe hatte.
     
    Es interessierte ihn auch nicht.
     
     
     
    05:52
     
    Im Harper‘s lag Donald Turow in einer Lache seines eigenen Blutes. Er atmete nicht mehr.
     
    Der Gerichtsmediziner würde feststellen, daß Donald Turow von 18 Kugeln getroffen wurde. Darunter waren fünf .38 Kugeln, der Rest waren 7,62mm Nato-Muniton gewesen, wie sie von Sturmgewehren benutzt wurden. Er würde feststellen, daß beinahe alle der Einschüsse tödlich gewesen sein könnten. Aber das stimmte nicht.
     
    Es war nur eine Kugel gewesen.
     
    Eine einzige Kugel.
     
    Das sagte Julie Winters bei The View ,  das meinte Gwen Nelson in ihrer Vernehmung durch die Polizei am späten Nachmittag. Das erklärte Susan Miller in dem News Special, das an dem Abend ausgestrahlt wurde.
     
    „Es war Officer Charles Foster.“
     
     
     
    05:53
     
    Charlie Foster Hände fühlten sich so wund an, daß er glaubte, jemand hätte sie mit Salzsäure übergossen. In seinen Ohren hörte er noch das Echo des Schusses, seines Schusses.
     
    Ein Krachen, wie eine Explosion, die draußen auf der Straße war. Es sind die Flugzeuge , dachte er, das Treffen von Metall auf Metall, das Explodieren von Treibstofftanks , das Geräusch war immer da, es war immer derselbe Tag, seit zehn Jahren, es würde immer derselbe Tag sein. Der 11. September.
     
    Und dunkles Grau legte sich um ihn.
     
    Der Revolver rutschte aus seiner Hand, blieb auf seinem Oberschenkel liegen, während er sich zurücksacken ließ, mit seinem Kopf gegen die Wand stieß und sich eine beruhigende Dunkelheit über seinen Verstand breitete.
     
     
     
    05:55
     
    Die Erleichterung kam für Joseph Kovacs erst dann, als er neben Donald Turow auf dem Boden des Supermarktes kniete und mit seinem Zeigefinger an der Halsschlagader fühlte, daß der Mann keinen Puls mehr hatte.
     
    Dies, nachdem er sein Sturmgewehr Cohen zugeworfen hatte, der nur drei Schritt hinter ihm stand, in einer Position, die es ihm erlaubte, sofort das Feuer zu eröffnen, ohne den Lieutnant zu gefährden.
     
    Joe schüttelte den Kopf, nahm die Automatik des Irren vom Boden und ging zu den Geiseln herüber.
     
    Der Junge hatte angefangen zu lachen.
     
    Sehr, sehr leise.
     
    Und zwar mit Tränen in den Augen.
     
    „Ist es vorbei?“ fragte er Joe. „Ist es wirklich vorbei?“
     
    Der Lieutnant nickte.
     
    „Ja. Wie heißt du, mein Junge?“
     
    „Josh. Josh Dannerman. Ist er…ist er wirklich tot?“
     
    „Er kann dir nichts mehr tun.“
     
    Und der Junge sprang förmlich auf und legte seine Arme um Joes Hals und drückte ihn und weinte und Joe strich ihm über den Kopf. „Er kann niemanden mehr etwas tun.“
     
     
     
    06:00
     
    Sie kamen heraus. Durch die Eingangstür. Zuerst Joseph Kovacs, zusammen mit dem Jungen, dann Gwen Nelson. Sie hatte ihre Hände auf den verkrampften Unterleib gelegt, weigerte sich aber beharrlich, einen Arzt nach den Blutergüssen sehen zu lassen, die sich wie Striemen über ihren ganzen Bauch zogen. Auf der 8ten Straße war es still. New York war so ruhig, als würde die ganze Stadt ihren Atem einen Moment lang anhalten.
     
    Und dann fing jemand an zu klatschen.
     
    Joe wußte nicht, woher das Geräusch kam.
     
    Es dauerte nicht lange, da wurde das Klatschen lauter, rhythmischer.
     
    Applaus, der über sie alle hereinbrach.
     
    Susan Miller stand plötzlich neben ihm.
     
    „Glückwunsch, Lieutnant Kovacs“, meinte sie, „ich denke, Sie sind gerade ein Held geworden.“
     
     „Und das live und im Fernsehen, nicht wahr?“
     
    „So werden Helden heute gemacht.“
     
    Josh Dannerman wurde von den Sanitätern empfangen und in einen der Krankenwagen geschoben. Der Junge wollte nicht, mußte erst überredet werden, fügte sich dann aber doch.
     
    „Hatten Sie Angst da drin, Susan?“ meinte Joe.
     
    „Ich denke, ich brauche neue Unterwäsche.“
     
    „Ja“, griente Joe, „ich auch.“
     
    „Sie sind ein guter Cop, Joseph Kovacs.“
     
    „Werden Sie das auch in die Kamera sagen, Susan?“
     
    „Vielleicht.“
     
    Joe wischte sich die Hand an seiner Jeans ab, den Schweiß, den Schmutz, bevor er ihr die Pranke hinreichte. Sie nahm sie ohne zu zögern.
     
    „Sie waren gut, Miller.“
     
    „Sie auch.“
     
    „Nein“,

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