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Live

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Titel: Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Thriller
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die Überlebenden des Harper’s in verschiedenen Sendungen, von The View bis hin zu Piers Morgan darauf hingewiesen hatten, daß es Helden gab, daß es zumindest einen Helden gegeben hatte.
     
    „Es war Charlie Foster“, hatte Gwen Nelson bei Piers Morgan gesagt, als er gefragt hatte, warum sie noch am Leben war.
     
    „Es war Charlie Foster“, hatte Julie Winters bei The View Barbara Walters geantwortet, auf dieselbe Frage.
     
    Officer Charles Foster, der Claire Weizak von den Monitoren im Produktionsraum entgegen kam, aus dem Rauch, aus dem steinernen, weißen Nebel, der durch die Straßen Manhattans am 11. September rollte.
     
    Sein Gesicht war weiß, war kaum zu erkennen, bis ihm jemand eine Flasche Wasser gab, bis er hustete, sich das Wasser über den Kopf schüttete, atmete, einfach nur versuchte zu atmen.
     
    Das Wasser machte aus dem Staub eine Schlammschicht, die ihn aussehen ließ wie ein weinender, entstellter Clown.
     
    Officer Charles Foster, der seine Frau am selben Tag verloren hatte, der von seinen Kollegen in einer Interview Montage als ruhig, als zurückgezogen, als ein guter Cop beschrieben wurde, der seinen Job machte, der immer zuerst an andere dachte, der nur noch mit einer amerikanischen Fahne bedeckt werden mußte…
     
    … und das wird er nächste Woche, Claire, sein Sarg wird mit der amerikanischen Fahne bedeckt sein, das weißt du, weil das alles ist, was wir unseren Helden geben, eine Beerdigung und die Fahne…
     
    … bevor das kam, was Mike Roth dem Zuschauer wirklich verkaufen wollte, was Fox mit Sicherheit nie zeigen würde…
     
    … denn das ist es, Claire, die Fahne ist genug, deshalb nennen wir sie Helden, weil sie billig sind, weil sie den Dreck von den Straßen wegräumen, denn, Scheiße, das letzte, was wir wollen, ist es, der Wahrheit ins Gesicht zu sehen…
     
    “Charlie was schon tot”, meinte einer von Charlie Fosters Kollegen vor ihr auf dem Monitor. “Hey, ich mein’ das jetzt nicht, wie Sie’s vielleicht verstehen werden, okay? Es ist nicht so, als ob er Probleme gehabt hätte, naja, jedenfalls nicht mehr Probleme als der Rest von uns.”
     
    “Wir werden das schneiden müssen”, meine Claire zu Mike Roth, als die anderen Interviews kamen, jedes ein bißchen zu lang, jedes ein bißchen zu langweilig, sie würden schneller zum Kern kommen müssen.
     
    Im Kopf arbeitete sie schon daran, machte sich gedankliche Notizen, sah, wie es am Ende über den Sender gehen mußte.
     
    “Ganz ehrlich”, sagte ein anderer Streifenpolizist auf dem Monitor mit müdem Gesicht in die Kamera. “Wenn du die Uniform anziehst, dann weißt du, was dich da draußen erwarten kann, das ist der Job. Aber Charlie? Ich werde Ihnen mal etwas über Charlie Foster erzählen.”
     
    Zwei Stunden später erzählte der Mann es auf dem Sender. Es waren BREAKING NEWS, es waren Trailer, waren die besten Stück, zurechtgeschnitten, eingebettet in einen lauten Michael Bay Blockbuster Soundtrack und designte Titel -
     
    KRANKENVERSICHERUNGSSKANDAL: GETÖTETER HELDEN COP LITT AN SPÄTFOLGEN SEINES 9/11 EINSATZ, WURDE BEHANDLUNG VERWEIGERT!
     
     
     
    Neun Tage später
     
    Susan Miller wartete auf den Mann, der ihr nicht den Pulitzer Preis einbringen würde. Es war kein besonderer Mann, es hatte sich noch niemand um ihn wirklich gekümmert, der Mann war in der letzten Woche seiner Arbeit nachgegangen, ohne sich viel um das zu kümmern, was sonst passiert war. Und hoffte, daß ihn keiner fragen würde, wer er war.
     
    „Collins.“
     
    „Bist du sicher?“
     
    „Nein.“
     
    „Ich kann’s nicht richtig lesen, Isaac.“
     
    „Das beste, was ich dir geben kann, Susie.“
     
    Das, was ihr Isaac vor sechs Tagen geben konnte, war eine Standaufnahme, digital vergrößert, von den Momenten im Harper’s, als sie mit Turow gesprochen hatte.
     
    Es war nicht viel, Isaac hatte zumeist darauf geachtet, gute Aufnahmen von Turow selber zu machen, von der Situation, und es war nicht ganz einfach gewesen, aus dem Material den Moment zu finden, in dem der Mann im Harper’s das orangene Röhrchen auf die Theke gelegt hatte, und zwar so, daß man davon eine Aufnahme hatte machen können. Aber nicht gut genug. Es war nicht gut genug.
     
    Drei Tage später hatte Susan Miller Lieutnant Joseph Kovacs angerufen. Die tiefe, brummige Stimme am anderen Ende der Leitung klang nicht zu erfreut, von irgend jemanden belästigt zu werden.
     
    „Es geht nicht um die Untersuchung“, sagte

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