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Titel: Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Thriller
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Susan.
     
    „Da könnte ich Ihnen auch nicht weiterhelfen.“
     
    „Sind Sie okay, Kovacs?“
     
    „Fragen Sie das als Reporterin?“
     
    „Nein.“
     
    „Okay.“
     
    „Okay?“
     
    „Es geht mir okay.“
     
    „Oh, okay.“
     
    „Kann ich Sie treffen?“
     
    „Als Reporterin?“
     
    „Ja.“
     
    „Nein, tut mir leid.“
     
    „Legen Sie nicht auf, Kovacs.“
     
    Am anderen Ende der Leitung, Susan Miller war sich sicher, war ein leichtes Seufzen. Und das Geräusch eines Mannes, der nachdachte.
     
    Aber Joe Kovacs legte nicht auf.
     
    „Im Harper’s, da hatte Turow ein Röhrchen“, sagte Susan. „Ein Röhrchen mit einem Medikament.“
     
    „Wir haben noch keinen toxikologischen Report.“
     
    „Den brauche ich auch nicht.“
     
    „Was brauchen Sie dann, Susan?“
     
    „Einen Namen, Kovacs.“
     
    Am anderen Ende wurden Papierberge verschoben, wurden Seiten umgeblättert, während Susan auf eine Antwort wartete.
     
    „Orson Collins“, sagte die Stimme von Joe Kovacs.
     
    „Ist das Teil der Untersuchung?“ fragte Susan.
     
    Die Leitung klickte. Die Leitung war tot. Aber der Rest war einfach. Der Rest war Recherche. Der Rest dauerte nur drei Tage. Bis zu diesem Moment. Susan Miller bereitete sich vor. Susan Miller war gründlich. Susan Miller nahm sich die Zeit. Sie hatte sich Orson Collins sehr genau angesehen. Den Mann, der gerade sein Haus verließ.
     
    Normalerweise hatte Dr. Orson Collins einen geregelten Tagesablauf, der sich immer wiederholte, fünf Tage in der Woche, 52 Wochen im Jahr.
     
    Es hatte keinerlei Veränderungen in den vergangenen 17 Jahren gegeben, in denen er seine Privatpraxis aufgebaut hatte, auf einem ganzen Stockwerk eines Klinkerhauses an der 76ten Straße zwischen der Second und der First Avenue verteilt.
     
    Er stand morgens um neun Uhr auf, frühstückte ausgiebig und sah dabei das Frühstücksfernsehen auf NBC. Dann ging er in die Praxis, die ebenfalls in dem Gebäude war.
     
    Er arbeitete bis sechs oder sieben Uhr, je nachdem, wie viele Patienten kamen, dann ging er einen im White Horse trinken, einer Bar, die nur zwei Straßen weiter in einem umgebauten Keller ihren Platz gefunden hatte, und kehrte zu seiner Wohnung zurück.
     
    Am Wochenende gab’s dasselbe Bild, bloß daß die Stunden in der Praxis von ausgedehnten Spaziergängen im Central Park abgelöst wurden, die ebenfalls immer einem bestimmten Schema folgten. Und es endete - wie jeden Tag - im White Horse. Das Haus an der 76ten gehörte ihm und seiner Partneirn, die Praxis war im Erdgeschoß, darüber, über einen separaten Eingang zu erreichen, seine Wohnung.
     
    Das zweite Apartment war momentan leer, das dritte gehörte Dr. Annette Wagner, einer 45 Jahre alten Psychologin, die Orson während seiner Zeit in der Abteilung 15 B des Metropolitan Hospitals kennengelernt hatte. Sie hatten eine kleiner Affäre miteinander gehabt, nichts Ernstes, nur ein paarmal miteinander geschlafen, bevor sie sich entschieden, daß es doch besser war, als gute Freunde weiterzumachen.
     
    Die Klinik ging gut.
     
    Die Klinik ging sehr gut.
     
    Die Kunden waren reich, alle hatten Migräne oder doch zumindest schwere Kopfschmerzen, hatten das Burn Out Syndrom, hatten ADD, hatten ADHS, hatten emotionelle Schwankungen, hatten alle genug Symptome, die nur mit Therapie und verschreibungspflichtigen Psychopharmaka zu lindern, aber niemals zu heilen waren.
     
    Und sie alle hatten dicke Brieftaschen.
     
    Und sie waren alle bereit, gutes Geld dafür zu zahlen, damit man sie beruhigte, damit man ihnen sagte: „Nein, es ist wirklich alles in bester Ordnung, Sie sind nur etwas überarbeitet, hier nehmen sie diese Pillen und machen sie mit meiner Sprechstundenhilfe einen Termin aus und wir sehen uns dann wieder.“ Mit anderen Worten: „Nehmen Sie zwei Aspirin und rufen Sie mich wieder an.“
     
    „Dr. Collins?“ fragte ihn Susan Miller, als er aus dem Haus kam, in dem Tonfall, der nicht für das Aufspüren von Dr. Livingstone in den tiefsten Tiefen Afrikas reserviert war, der genau wußte, wer der Mann vor ihr war. „Dr. Orson Collins?“
     
    Der Mann zuckte zusammen. Der Mann hatte schon seit Tagen nicht mehr vernünftig geschlafen. Der Mann sah aus, als wäre er gerade dabei, sein eigener bester Kunde zu werden.
     
    „Wer sind Sie?“ fragte Dr. Orson Collins.
     
    „Nicht die Polizei, wenn Sie das glauben.“
     
    Dr. Orson Collins lachte. Es war ein bellender Laut, der beinahe in einem Husten

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