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Titel: Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Thriller
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überleben würden. Dort war man immer aufeinander angewiesen, wenn man den nächsten Tag noch erleben wollte. David dachte daran, daß er häufig nur überlebt hatte, weil jemand anderes dumm genug gewesen war, ihm gegenüber Hilfsbereitschaft zu zeigen. David schulterte seufzend seine Tasche und machte sich auf den Rückweg
     
     
     
    00:38
     
    Eine weitere Person war auf den Überwachungsmonitoren aufgetaucht; eine junge Frau mit schulterlangen, schwarzen Haaren, die sich hinten an den Kühltheken befand und erst jetzt auf den mit grauen Schlieren durchzogenen Bildschirm von Kamera 2 zu sehen war.
     
    Warum hatte er sie nicht vorher bemerkt?
     
    Franklin zählte die Kunden zusammen, die er auf den Überwachungsmonitoren gesehen hatte. Mit der Frau waren es acht gewesen. Es gab nur zwei Gänge, die nicht von den Kameras erfaßt wurden. Ein Gang hatte die Tiernahrung und war auf beiden Seiten mit schulterhohen Regalen voller dicker, unförmiger Säcke mit Hundefutter und schmaler Weißblechdosen von Katzenfutter abgeschirmt.
     
    Franklin wußte, daß David den Ladenbesitzer schon mehrmals gebeten hatte, eine zusätzliche Kamera einzusetzen, damit alle Teile des Supermarkts von der Kasse aus zu sehen waren, aber George Harper hatte in seinem üblichen Geiz verneint. Warum sollte jemand Hundefutter stehlen? Oder die Scheiße, die Katzen fraßen? Die Kameras, die er gekauft hatte, reichten seiner Meinung nach vollkommen aus. David hatte später etwas Unverständliches gemurmelt, als der alte George den Laden schon verlassen hatte.
     
    „In einigen Städten würden man für diese Scheiße Menschen umbringen“, hatte er gesagt, aber Franklin konnte ihm das einfach nicht abkaufen. Okay, für eine Flasche Jack Daniels jemanden zu töten, das konnte er sich vorstellen, aber für einen 10 Kilo Sack voll mit getrockneten Fleischabfallprodukten?
     
    Nie im Leben.
     
    Der andere Teil von Harper‘s, der nicht auf elektronischem Wege überwacht wurde, war das Zeitschriftenregal. Das war ja auch nicht nötig - es befand sich direkt gegenüber der Kasse.
     
    Dort stand einer dieser gut gekleideten, elegant aussehenden Scheißkerle, die normalerweise nur während David Rajineshs Schicht in den Laden kamen und die Franklin – soweit wie irgendwie möglich – immer vermeiden wollte. Er hatte den Rücken zur Kasse gewandt und war in irgendwas vertieft, das er in der Hand hatte. Konnte keine Zeitung sein; Franklin konnte die dünnen, übergroßen Seiten nicht erkennen, die zur Post oder zur Times gehörten. Für einen Augenblick fühlte er Wut in sich aufsteigen, dieselbe Wut, die er immer spürte, wenn er einen dieser Arschlöcher sah, die mit ihren einfachen und sündhaft teuren Kashmirmänteln an ihm auf der Straße vorbeiliefen und ihn entweder gar nicht beachteten und ihn nur mit einem mitleidigen, manchmal auch einem geringschätzigen Blick bedachten, der ihm zeigte, daß sie am liebsten auf der anderen Straßenseite wären, damit sie nicht in der Nähe eines alten, dreckigen Säufers sein mußten.
     
    Ich werde dir schon noch in den Arsch treten, du Scheißkerl, dachte Franklin dann grimmig. Vielleicht würde er heute abend damit anfangen. Vielleicht würde er mit diesem Arschloch an dem Zeitschriftenregal anfangen. Etwas zu Ende bringen, das mehr als ein Vierteljahrhundert vorher in einer Bar nahe der Wall Street begonnen hatte.
     
    Franklin setzte sich auf den Barhocker, den David vor ein paar Wochen mitgebracht hatte und den wackligen, hölzernen Stuhl ersetzte, der vorher hinter der Ladentheke gestanden hatte. David hatte das Stück auf dem Grand Street Fleet Market gefunden. Franklin schob seine Beine hoch, zwischen die untersten Gestänge und bildete sich für einen Augenblick ein, daß er in einer der teuren und edlen Bars an der Wall Street sitzen würde, so wie früher, viel früher, in den 60ern, als er noch jung genug war, um zu glauben, daß Manhattan nur auf jemanden wie ihn gewartet hatte.
     
    Das Geld war damals reichlicher geflossen, die Menschen freundlicher gewesen und die Chancen, in kurzer Zeit vom Tellerwäscher zum Millionär zu kommen, wenn man nur hart genug dafür arbeitete, waren besser als die Chancen, heute 15 Dollar in der gottverdammten Lotterie zu gewinnen.
     
    Franklin seufzte und rieb sich seine geröteten Augen. War er eingeschlafen? Er hatte es für eine Sekunde geglaubt. Franklin war nie aus der Tellerwäscherphase herausgekommen. Für ein paar Jahre hatte er geglaubt, er

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