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Titel: Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Thriller
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Jahren hatte er geduldig auf seine Chance gewartet. Die Makler an der Wall Street wußten auch nicht mehr über den Markt als er selbst es jetzt tat. Er hatte sie beobachtet. Er hatte Stücke und Teile ihrer Informationen zusammengesetzt und sich einen Plan gemacht, wie er schnell an das große Geld kommen konnte. Franklin hatte immer mehr das Gefühl, daß das Gespräch hier seine große Chance sein würde.
     
    Das ist es, war der einzige Gedanke, der durch seinen Verstand zuckte und ihn wie einen Blitzschlag traf. Später, als er Gras, Marihuana und einige Male auch LSD probierte, erinnerte sich an dieses Gefühl. Nicht einmal Drogen hatte dieses Hoch bei ihm jemals wieder ausgelöst. Franklin hatte das Gefühl, als würde er kurz vor einem Orgasmus stehen.
     
    „Die werden IBM bei der Regierung ablösen, Jack-o“, sagte der fette Makler gerade zu seinem Nachbarn. „IBM wird auf ihre ganzen neuen Rechnersysteme sitzenbleiben und pleite gehen.“
     
    „Wie sicher ist die Information?“
     
    „100 Prozent.“
     
    Der andere Mann war noch nicht überzeugt. „Woher hast du die Daten?“
     
    Der fette Makler, der noch nicht wußte, daß er ein halbes Jahr später einen Freiflug herunter auf die 49te Straße machte und daß auf sein Bild in den nächsten 25 Jahren gepisst werden würde, weil ein junger Barkeeper eine Scheißwut auf ihn hatte, lachte kurz auf.
     
    „Geheimnis, Jack-o. Ein guter Zauberer verrät niemals einen Trick. Kannst du doch auch nicht von mir verlangen, oder? Ich kann dir nur den guten Rat geben, aus IBM auszusteigen und bei Blue Systems einen Teil deines Geldes anzulegen. Die neuen Verträge werden laut meinem Informanten in den nächsten fünf Tagen der Öffentlichkeit bekanntgegeben. Blue Systems wird dann in die Höhe schießen, mein Freund.“
     
    „Wie steht der Kurs von Blue Systems momentan?“
     
    „Er steht bei 8 2/3“, antwortete der Makler, „ich erwarte einen Anstieg auf 14 oder vielleicht 15, wenn die Nachricht bekanntgegeben wird.“
     
    Der andere Mann schien den möglichen Gewinn im Kopf auszurechnen und pfiff dann sehr, sehr leise.
     
    „Scheiße“, murmelte er. „Und du bist sicher?“
     
    „Vollkommen sicher.“
     
    Die beiden unterhielten sich noch eine weitere Stunde über andere Dinge, die Franklin aber nicht weiter interessierten. Frau. Kinder. Geliebte. All diese Scheiße, die ein Barkeeper jeden Tag zu hören bekommt und nach ein paar Wochen, wenn die Geschichten ihre Individualität und ihren Reiz verloren nur noch mit einem knappen Nicken zur Kenntnis nimmt, aber am Ende des Arbeitstages nicht mehr sagen könnte, worüber das Arschloch eigentlich geredet hatte.
     
    Dann gingen sie.
     
    Draußen war es schon dunkel geworden. Die Uhr zeigte, daß es schon halb Neun war. Die Makler hatten sich alle langsam aus der Bar zurückgezogen und dem nächsten Schwung von Besuchern Platz gemacht. Junge Pärchen, die vor ihrem Besuch in der Metropolitan Oper, in einer der Shows am Broadway oder in einem teuren Restaurant einen kurzen Aperitif zu sich nehmen wollten.
     
    Franklin dachte immer noch an den Makler, der hier gesessen hatte.
     
    Seine Chance. Reichtum und Ruhm.
     
    Und so hatte ein junger Barkeeper einen dünnes, fast durchsichtiges Stück Papier von seinem Notizblock abgerissen und zwei Zeilen drauf gekritztelt:
     
    BLUE SYSTEMS  8 2/3 ZU 15
     
    FÜNF TAGE
     
    Am nächsten Tag war er dann zu einem dürren, mit einem schlechtsitzenden Anzug ausgestatteten Geldverleiher in der Mulberry Street gegangen und hatte einen Kredit über 10 000 Dollar aufgenommen.
     
    Zusammen mit seinen Ersparnissen machte das einen Einsatz von fast 17 000 Dollar, die er alle über ein Maklerbüro an der Börse einsetzte, um Blue Systems zu kaufen.
     
    Blue Systems stieg in den nächsten zwei Tagen von 8 1/2 auf 10, dann auf 11 und Franklin hatte jeden Abend nach seiner Schicht den Gewinn ausgerechnet, den er bis jetzt gemacht hatte. Er sollte vielleicht jetzt schon aussteigen, seinen Gewinn einstreichen und die Schulden abbezahlen, die er noch bei dem hageren Mann in der Mulberry Street hatte, aber der Makler hatte 15 gesagt. Die Nachricht würde in den nächsten zwei oder drei Tagen kommen. IBM würde in den Keller sacken und Blue Systems noch einmal kräftig anziehen. Er fühlte sich in diesen Tagen immer fiebrig, ein unkontrollierbares Zucken, das von seinem Körper Besitz ergriffen hatte und ihn herumschleuderte, so daß Franklin einfach nicht in der Lage

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