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Titel: Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Thriller
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der anderen Seite.
     

Damit habe ich alles, was ich brauche , lachte sie, wenn Norm sie darauf ansprach und hob ein Spiderman  Heft hoch, daß aufgerollt auf einem der Sofas lag. Anspruchsvolle Lektüre und gutes Essen.
     
    Das Village war auch ihre Heimat geworden.
     
    Sie arbeitete in einem Teilzeitjob in einer juristischen Beratungsstelle, die vom NYU Law Center gefördert wurde und sich in der Mercer Street befand. Nur die besten Studenten wurde dieser Job überhaupt erst angeboten. Wiederum fühlte Norm Stolz in sich aufsteigen. Einer ihrer Professoren, ein ältlicher Mann namens Richard Latzki, hatte Norm gesagt, daß sie wahrscheinlich die intelligenteste Studentin sei, die jemals an der New Yorker Universität promovieren wollte. Norm kannte Latzki schon seit über zehn Jahren, seitdem der Mann zur NYU gekommen war, um Unterricht im Strafrecht zu geben.
     
    Keiner der Kelseys hatte sich jemals um die Belange der anderen Stadtteile gekümmert. Norm war zwar schon häufiger nach Midtown gegangen, kannte den Central Park, den Times Square und all die anderen Wahrzeichen New Yorks genauso gut wie alle anderen Menschen, die in dieser Stadt lebten, aber er kümmert sich genauso wenig darum wie alle anderen.
     
    Diese Gebäude waren etwas für Touristen.
     
    Seine Welt begann im Süden an der Houston Street, erstreckte sich vom Hudson River bis zum Broadway und hörte im Norden an der 14ten Straße auf. Das Herz dieser kleinen, abgegrenzten Welt war die Universität. Und wenn Norm ehrlich zu sich selbst war, dann war die NYU auch einer der Gründe gewesen, warum er mehrmals abgelehnt hatte, in einen anderen Bezirk befördert zu werden, selbst wenn mit diesem Transfer manchmal auch eine Beförderung einhergegangen wäre.
     
    Er mochte die jungen Leute, er genoß es, in ihrer Nähe zu sein und die Unbeschwertheit ihres Gelächters zu hören, wenn sie die Straßen entlangliefen,  während sie sich über einen ihrer Professoren unterhielten. Es gab ihm einen kleinen Teil seiner eigenen Jugend zurück.
     
    Und die jungen Leute mochten ihn.
     
    Norm war in den letzten zwanzig Jahren Streife im Village gelaufen. Er hatte sich in das Antlitz dieses Stadtteils hinein gebrannt, eines der wenigen Gesichter im Village, das einen Namen hatte und von jedem gekannt wurde. Die Ladenbesitzer grüßten ihn persönlich, die Professoren kannten den alten Streifenpolizisten, die Studenten sprachen mit ihm über ihre Probleme und ihre Ängste, wenn sie ihn sahen.
     
    Seine Welt.
     
    Norm Kelsey starrte auf die 14te Straße. Eine der Ampeln war ausgefallen und zeigte nur noch das pulsierende gelbe Licht, das jetzt wie ein sich schnell öffnendes und schließendes Auge über der Kreuzung der Avenue of the Americanas hing und in einer sanften Brise schaukelte.
     
    Norm drehte sich kurz zu seinem Partner um. Charlie Foster war unruhig. Kurzatmig. Es war in den vergangenen Monaten wieder schlimmer geworden, und eigentlich hätte Charlie sich auf einen der schlecht gepolsterten Sessel irgendwo im Innendienst setzen müssen, um Akten von einer Seite des Schreibtischs auf die andere zu schieben, aber man hatte zu wenig Leute auf der Straße. Die Stadt war in keinem guten Zustand seit der Finanzkrise, und es hatte schon mehrere Entlassungen gegeben, da war jeder, der auf Streife gehen konnte, eine Entlastung, zumindest in den städtischen Budgets.
     
    Und so lief Charlie Foster wieder.
     
    Nicht einmal gegen seinen Willen, so pflegte er zu sagen, denn draußen zu sein, das war die Aufgabe eines Cops, sichtbar zu sein, den Leuten das Gefühl von Sicherheit zu geben.
     
    Charlie Foster blieb stehen.
     
    „Nur eine Sekunde,“ meinte er leise zu Norm, bevor er sich einen Zug aus dem kleinen Inhalator nahm, vollgepumpt mit Steroiden, die ansonsten von Profisportlern genommen wurde, um tiefer atmen zu können, um einen kleinen Vorteil gegenüber den anderen zu haben. Bei Charlie lag der Vorteil darin, daß die Steroide ihn für eine weitere halbe Stunde, vielleicht ein wenig mehr, halbwegs wie ein Mensch atmen ließen.
     
    Es dauerte eine Weile.
     
    Das pfeifende Geräusch aus Charlies Lunge wurde leiser, wurde erträglich, aber verschwand nicht. Verschwand nie ganz.
     
    Dann liefen sie schweigend die Straße weiter entlang. Das Rauschen des Funkgeräts brachte Norm aus seinen Gedanken zurück in die Wirklichkeit.
     
    „Streife Sieben“, meldete sich Charlie. Er hatte sein Funkgerät ans Ohr gelegt und die Sprechtaste

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