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Titel: Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Thriller
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war, klar zu denken.
     
    Die Nachricht kam am nächsten Tag.
     
    Es war nicht die Nachricht gewesen, die er erwartet hatte.
     
    Ganz im Gegenteil.
     
    Das Pentagon erneuerte den Vertrag mit IBM. Mehr noch, sie erweiterten den Auftrag um ein großes, rechnergesteuertes Abwehrzentrum, daß in den Nachrichten unter dem Namen NORAD auftauchte und von IBM in den nächsten Jahren entwickelt werden sollte.
     
    Blue Systems fiel innerhalb weniger Minuten um zwei Punkte, hatte schon die 10er Marke unterschritten, als Franklin endlich in der Lage war, das Maklerbüro anzurufen und den Befehl zu geben, all seine Aktien an dem Unternehmen zu verkaufen. Als die Makler es endlich geschafft hatten, war der Großteil seines Paketes schon bei 7 3/4 gewesen und mußte unter Einkaufswert verkauft werden. Sein Verlust war groß gewesen.
     
    Er hatte seine 7 000 Dollar verloren.
     
    Und mehr als 2 000 Dollar des Darlehens, das er aufgenommen hatte, um damit an der Wall Street spekulieren zu können. Franklin war einen Monat später aus dem geräumigen Appartement herausgeschmissen worden, das er sich gemietet hatte. Zwei Monate später hatte ihm ein Schlägertrupp zwei seiner Finger gebrochen, weil er dem Geldverleiher immer noch einen Großteil seines Geldes schuldete.
     
    Das war das erste Mal gewesen, daß sich Franklin so sehr betrunken hatte, daß er vergaß wo er war, wer er war und was er gemacht hatte. Manchmal hatte er das Gefühl, daß dieser Zustand seit 1967 mehr oder weniger permanent geworden war. Dunkle Stellen in seiner Erinnerung, der Geschmack von Alkohol oder stärkeren Drogen, dann ein kurzer Lichtblitz, eine scharfe Erinnerung, die sich wie eine Schwarz-Weiß-Fotografie gegen die Schwärze seines Lebens abzeichnete und danach wieder…Dunkelheit.
     
    Alles wegen diesem fetten Scheißkerl in dem teuren Anzug. Und seinen Maklerfreunden. In späteren Jahren war er immer mehr zur Einsicht gelangt, daß es ein Scherz gewesen war. Die beiden Wall Street Makler wußten, daß er zugehört hatte und wollten sich einen Spaß machen.
     
    Dummer, kleiner Barkeeper. Meinst du, daß er bescheuert genug ist, um auf uns reinzufallen? Klar wird er das. Sieh dir doch sein Gesicht an. Er ist gierig. Gier bringt einen Mann dazu, Scheiße zu tun, die er normalerweise nie…
     
    Es wurde nur noch schlimmer danach.
     
    Viel, viel schlimmer.
     
    Bis er bei Harper‘s gelandet war.
     
    Der Kerl im Mantel legte das Time Magazine, das er in den letzten Minuten in den Händen gehalten hatte und in dem er mit angestrengtem Gesichtsausdruck gelesen hatte. Das Cover war an der unteren, linken Seite etwas umgeknickt. Eine dünne, weiße Linie zog sich Papier wie eine Wunde und zeigte sich als Riß in dem Foto von Barack Obama, um so vieles älter aussehend als zu der Zeit, in der allen versprochen hatte , Yes, we can , mit der Überschrift: Wann wird er uns aus der Krise führen?
     
    Der Mann ließ seine Augen über das Zeitschriftenregal schweifen. Für einen Moment bog er seinen Rücken nach hinten durch, als hätte er gerade eine schwere Last niedergelegt und müßte seine Muskeln entspannen, dann steckte eine seiner Hände in die tiefen Taschen des blauen Mantels und holte sich mit der anderen Hand eine neue Zeitschrift aus dem Regal. Franklin beobachtete ihn mit zunehmender Wut.
     
    Ein Teil in seinem Verstand flüsterte ihm zu, daß er sich nicht darüber aufregen sollte, daß es das nicht wert sei, daß er sich einen kleinen Schluck aus der Whiskyflasche genehmigen sollte, die er in einer der Schubladen unter der Ladentheke aufbewahrte und die bis jetzt werde von David noch von Julie bemerkt worden war, weil er sie jeden Tag in einem anderen Versteck unterbrachte und den Schlüssel zu der betreffenden Schublade immer mit nach Hause kam.
     
    Dieser Teil war mit jeder weiter verstreichenden Sekunde schwächer geworden und konnte sich gegen das sinnentleerte, wütende Brüllen kaum noch zur Wehr setzten, das sich in Franklins Kopf breitgemacht hatte.
     
    Es ist nicht das Arschloch von damals, versuchte dieser Teil, der immer noch logisch denkende Teil in ihm zu sagen, schau ihn dir doch an. Sieht er etwa so aus wie ein fettes Schwein? Hat er einen dünnen Schnäuzer auf seiner dicken, wulstigen Oberlippe, wie es in den 60ern Mode gewesen ist? Ist sein Bauch in etwa zehn Zentimeter über dem Hosenbund und wird nur noch von einem einzelnen kaum sichtbaren Knopf davon abgehalten, den ganzen Raum zu

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