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Titel: Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Thriller
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ein Kleinkind, glaubte sie. Uninteressant. Neben Josh war eine junge Frau, die zwei Bündel mit Klebeband trug. Julie schaute hoch, hatte einen flüchtigen Augenblick Zeit, um ihr zuzunicken und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder ihrem Patienten zu.
     
    „Ich glaube, das werden Sie brauchen können, Miss…“
     
    „…Mrs.“, berichtigte Julie mit zusammengebissenen Zähnen, „Julie Winters.“
     
    Die junge Frau nickte, kniete neben Julie nieder und reichte das Klebeband, während Josh mit einem lauten Geräusch die Pampers Packung aufriß, mit soviel Wucht, daß die Hälfte des Inhalts über den Fußboden verstreut wurde,
     
    Der Junge grinste entschuldigend, hob drei der Windeln auf und gab sie ihr. Julie hatte die Rolle Klebeband zwischen ihre Zähne geklemmt, nahm eine Windel nach der anderen und pappte sie gegen die Wunde, riß das Uniformhemd des Mannes weiter auf und verband die einzelnen Windeln mit dem Klebeband, um einen provisorischen Druckverband anzulegen.
     
    Es würde halten müssen. Oh Gott, das Material war schlecht, die Plastikbänder der Windel störten und das Klebeband würde nicht mehr vernünftig halten, wenn das Blut sich durch den Stoff der Pampers gearbeitet hatte. Sie würden den Verband bestimmt alle halbe Stunde wechseln müssen.
     
    Julie wünschte sich ins Krankenhaus zurück.
     
    Sie wünschte sich vernünftige Verbände und einen Arzt und…
     
    …hör auf damit!
     
    „Nelson. Gwen Nelson“, meinte die Frau neben ihr. „Wird er überleben?“
     
    Julie betrachtete ihre Arbeit. Um den Bauch herum war jetzt ein breiter Streifen Weiß herum gespannt, der mit olivfarbenen Klebeband an seinem Platz gehalten wurde. Der Brustkorb des Mannes hob und senkte sich regelmäßig. Er stöhnte. Also war er noch am Leben.
     
    „Fürs erste“, war ihre knappe Antwort. „Danke, Gwen.“
     
    Sie fuhr Josh durch die Haare und küßte den Jungen auf die Stirn. Selbst in dieser Situation hellte sich sein Gesicht auf, wurde die Panik für einen Moment von Freude abgelöst.
     
    „Und ich danke dir, Josh.“
     
    „Julie“, antwortete er. Seine Augen starrten an ihr vorbei, an Gwen vorbei, auf die Hand des Polizisten. Oder vielmehr, was in  der Hand hielt. Es war der Revolver. Julie hielt den Atem an. Turow mußte wissen, daß der Polizist noch seinen Revolver hatte.
     
    „Er kann ihn nicht sehen“, flüsterte Josh. „Wir stehen im Weg. Vielleicht, wenn du schnell genug bist…“
     
    Julie schüttelte unmerklich den Kopf. Sie konnte Turows Blick beinahe hinten auf ihrem Rücken spüren. Und dieser Blick brannte. Wahnsinn , flüsterte sie sich selbst zu. Was du da denkst, ist absoluter Wahnsinn.
     
    „Kannst du schießen, Josh? Oder du, Gwen? Wie schnell könnten wir sein?“
     
    Gwen hatte ebenfalls den Revolver angesehen, blickte aber jetzt zur Seite.
     
    „Ich kann es nicht“, sagte die junge Frau.
     
    Josh senkte den Blick.
     
    Julie sagte nichts mehr. Sie hatte noch nie einen Revolver aus der Nähe gesehen. Sie wollte es auch nicht. In ihrem Leben hatte sie zu häufig mit ansehen müssen, was diese Waffen anrichten können.
     
    „Bitte gehen Sie zurück“, sagte Turow hinter ihnen. Er hatte die ganze Zeit hinter ihnen gestanden. Julie hörte das geölte Klicken der Pistole, als er mit der Sicherung spielte, den Hebel nach unten drückte und dann wieder nach oben schob. „Ich möchte nicht…“
     
    Julie stand langsam auf, nahm Josh bei der Hand und trat einen halben Schritt von dem Polizisten weg. Gwen Nelson wartete einen Augenblick zu lang und bezahlte dafür.
     
    Turow schlug sie mit dem Griff der Pistole. Die Kante des Magazins traf sie unterhalb des Wangenknochens und riß die Haut auf. Ein langer Schnitt zog sich über ihre rechte Gesichtshälfte, dünn und blaß, bevor er sich mit Blut füllte.
     
    Sie schrie nicht.
     
    Sie blickte Turow nur an.
     
    Und in ihren Augen war die Angst verschwunden. Da war nur noch Vorsicht, Berechnung und Haß zu sehen.
     
    Turow beachtete sie nicht weiter, sondern nahm den Revolver aus der Hand des Polizisten und steckte ihn in seinen Gürtel.
     
    „Gehen Sie zurück in die hinteren Gänge.“
     
    „Was ist mit ihm?“ fragte Julie und deutete mit einem Nicken zu dem Polizisten herunter. Er schien in eine immer tiefere Bewußtlosigkeit zu fallen. Der Atem hatte sich abgeflacht.
     
    Zu schnell abgeflacht, wie Julie mit Schrecken feststellte. Wieviel Zeit hatte sie? Wie lange konnte sie ihn am Leben

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