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Titel: Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Thriller
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innerhalb weniger Sekunden vollsog.
     
    „Ich bin da“, flüsterte Julie und hatte sich in ihrem ganzen Leben noch nie so hilflos gefühlt. Big Mike schaute sie dankbar an, schluckte krampfhaft und ergriff mit seiner großen Pranke ihre Hand. Sie hielt sie fest. Eine lange Zeit, so dachte sie später, saß sie dort, hielt die Hand des sterbenden Mannes.
     
    Big Mike seufzte und starb.
     
    Julie nahm die Hand von dem mit Blut völlig durchtränkten Stoffballen und schloß ihm die Augen, bevor sie ein Kreuz vor ihrem Gesicht schlug, ein leises Gebet murmelte und sich langsam wieder erhob.
     
    Da waren noch zwei andere Verletzte.
     
    Der alte Polizist war schon tot. Seine Augen blickten gegen die Decke, weiße Murmeln in einem mit Schatten durchzogenen Gesicht: Er mußte schnell gestorben sein.
     
    Julie kniete kurz nieder, um auch ihm die Augen zu schließen.
     
    Der jüngere Polizist stöhnte.
     
    Er war an der Wand zusammengebrochen, seine Finger um den Revolver geschlossen, während er schwer atmete und immer wieder in Bewußtlosigkeit abdriftete. Oberhalb der rechten Hüfte war die Unform zerfetzt worden; das Blau der New Yorker Polizei war mit Blut verschmiert, darunter aber drängte das dreckige Grau von Gedärmen nach draußen, die wie eine kleine Schlaufe aus der Wunde herausfallen wollten. Julie zitterte nicht. Routine.
     
    Sie hatte das in der Notaufnahme des George Washington mehr als einmal gemacht. Durchatmen. Hinter ihr murmelte Turow weiter irgendwas über Vanessa. Durchatmen. Nachdenken. Gott, sie hatte kein Medikament. Sie kaum vernünftiges Verbandszeug, oder? Nachdenken.
     
    Komm schon Julie , fluchte sie stumm. Es muß hier etwas geben, daß du gebrauchen kannst. Das ist hier verdammt nochmal ein Supermarkt. ‘ne Menge, die‘s im Supermarkt gibt. Denk nach. Denk nach. Oder willst du, daß der Junge hier stirbt? Hm? Verbandszeug. Stoff, der gut genug ist, um seine Gedärme drinnen zu halten. Komm schon, denk nach.
     
    Julie hatte eine verrückte Idee. So verrückt, dachte sie, daß es sogar funktionieren könnte. Man müßte sie zerschneiden, zerreißen, wenn es keine Schere gab (aber eine Schere würde es geben, irgendwo hinten bei den Haushaltswaren, sie hatte die einfachen, mit Plastikfolie eingeschweißten Packungen schon gesehen), aber es könnte genug sein, um den Mann am Leben zu halten, bis…
     
    …bis was? meldete sich eine boshafte Stimme in ihr. Bis die Polizei eintrifft? Falls du es noch nicht bemerkt haben solltest, Julie, aber dieser Mann IST die Polizei. Und wenn ich darauf hinweisen darf, dann ist er in einem ziemlich üblen Zustand. Wer wird kommen, um ihn zu retten, Julie? Der Lone Ranger? Superman? Batman? Wer wird kommen?
     
    …bis sie sich etwas Besseres ausdenken konnte. Es würde halten. Es würde halten müssen.
     
    „Wir brauchen Einwegwindeln, Josh“, rief sie nach hinten, ohne darauf zu achten, ob der Junge ihr zuhörte oder nicht. Entweder er oder einer der anderen würde es tun. Mußte es tun. Sie konnte es nicht allein. Julie biß die Zähne zusammen. Nicht viel Zeit. Es sah schlimm aus.
     
    Sie schob die zerfetzten Stücke der Uniform beiseite, um einen Blick auf die Wunde zu bekommen. Dann bewegte sie den Körper des Mannes. Gut. Die Kugel war durchgegangen. Die erste gute Nachricht an diesem Abend. Das hieß, sie mußten nur dafür sorgen, daß er nicht verblutete.
     
    Die höhnische Stimme in ihr klang wieder auf. Nur? Es ist ein Bauchschuß, Julie. Du hast schon mehrere solcher Verletzungen gesehen. Wie lange überleben solche Menschen im Regelfall? Vielleicht fünf, vielleicht sechs Stunden. Du wirst die äußeren Blutungen vielleicht stoppen können, ich bin mir sogar sicher, daß du es kannst, schließlich bist du eine verdammt gute Krankenschwester, mein Schatz, aber wir haben doch beide gesehen, daß Menschen mit einem Bauchschuß auf dem OP-Tisch verblutet sind und nicht einmal der gute alte George Danforth hat sie retten können, obwohl er einmal der beste Chirug im George Washington Hospital war. Das schlimme sind die inneren Blutungen, Kleines. Die inneren Blutungen bringen ihn um.
     
    „Halt die Klappe“, fluchte sie leise. Dann laut: „Josh? Die Windeln, verdammt nochmal!“
     
    „Welche Sorte?“ kam die Antwort aus dem hinteren Teil des Harper‘s.
     
    „Die größte Sorte, die Du finden kannst!“
     
    Einige Augenblicke später kam Josh um die Ecke gehumpelt. Er hielt einen Megapack Pampers in der Hand. Irgendwas für

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