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Live

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Titel: Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Thriller
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aufgebaut.
     
    Einige der Schaulustigen vertraten sich die Füße, standen in kleinen Gruppen herum und unterhielten sich miteinander. Ben sah einen knapp zehn Jahre alten Jungen, der auf der Straße herumlief und ein Taco aß.
     
    „Ist das da hinten der Harper‘s Supermarkt?“ fragte er den Polizisten. Sein Magen war verkrampft und schmerzte. Er kannte die Antwort.
     
    „Das Empire State ist es bestimmt nicht, Mister.“
     
     „Oh Gott“, flüsterte er, „Gwen.“ Er wollte sich an dem Streifenbeamten vorbeischieben, wurde aber mit unglaublicher Leichtigkeit gestoppt. Eine Hand hielt ihn auf, packte ihn an seinem Hemd und riß ihn unsanft die zwei Schritte zurück, die er schon in Richtung Absperrung gelaufen war.
     
    „Wenn Sie zuschauen wollen, Mister“, meinte der Beamte, „dann gehen Sie nach Hause und schalten Sie den Fernseher an. Läuft momentan doch live auf allen Kanälen, okay?“
     
    „Sie verstehen nicht“, sagte Ben. Er war den Tränen nahe. Er konnte den Laden jetzt sehen, nicht viel davon, nur einen Teil des Schaufensters, das nicht hinter der Wagenburg aus Polizei und SWAT verborgen war, nur den roten Schriftzug, der am Fenster hing und schwach leuchtete, von den Scheinwerfern auf der Straße angestrahlt wurde, so daß das Neonglühen zu einem schwachen Abglanz reduziert wurde.
     
     
     
    HARPER‘S
     
     
     
    „Meine…meine Verlobte ist da drinnen“, schrie Ben auf einmal und fing an zu weinen, „Verstehen Sie nicht? Meine Verlobte ist da drinnen und sie ist schwanger und…“
     
    Er konnte nicht mehr. Ben bemerkte, daß er in einer hilflosen Geste auf den Streifenbeamten eingeschlagen hatte, daß seine Fäuste immer noch gegen den Brustkorb des breiten Mannes trommelten, solange, bis seine Hände schmerzten und sein Aufschrei in einem heiseren Flüstern erstickte. Er schluchzte auf, als sich seine Kehle zuschnürte, als die Tränen zu versiegen drohte.
     
    „Oh mein Gott, Gwen“, murmelte er, „oh Gott oh Gott“
     
    Der Polizist sah auf ihn herab, beinahe genauso wie vorher. Er hatte sich nicht gewehrt, als Ben auf ihn eingehämmert hatte. Er hatte sich nicht einmal bewegt.
     
    Nur der Ausdruck in seinen Augen hatte sich geändert, der harte Glanz war von einem Funkeln Mitleid abgeschwächt worden.
     
    Die Pranke des Polizisten legte sich auf Bens Schulter.
     
    „Sind Sie sicher, Mister? Vielleicht ist sie spazierengegangen, vielleicht ist sie schon wieder bei Ihnen zuhause, vielleicht ist sie…“
     
    „Sie ging vor über zwei Stunden einkaufen. Sie ging ins Harper‘s. Sie ist nicht zurückgekommen. Ihr Name ist Gwen Nelson. Sie ist nicht zurückgekommen.“
     
    Ben schüttelte sich.
     
    „Gwen Nelson“, wiederholte der Officer mit stumpfer Stimme. „Der Name Ihrer Verlobten ist Gwen Nelson?“
     
    Der Griff des Polizisten löste sich von seiner Schulter, als der Mann sich umdrehte und die Schritte zur Absperrungslinie in einer Schnelligkeit zurücklegte, die in einem unglaublichen Widerspruch zur bewegten Körpermasse stand. Seine Stiefel schienen den Asphalt nur für Sekundenbruchteile zu berühren.
     
    „Warten Sie hier“, wies er Ben an, bevor er hinter der Silhouette eines der SWAT Vans verschwand. Ben blieb stehen, einige Sekunden lang, dann brach er in die Knie, die Finger in den Beton der Straße verkrallt, während wieder Tränen aus seinen Augenwinkeln liefen.
     
     
     
    02:44
     
    Der Mann kniete auf der Straße, weinte und kümmerte sich nicht darum, daß sich einige Schaulustige um ihn versammelt hatten, vier Männer, die neben ihm standen, die ihn alle mit unverhohlener Neugier anblickten.
     
    „Isaac, hast du‘s drauf?“ fragte Susan Miller.
     
    Eine rein rhetorische Frage.
     
    „Yes, Ma‘am“, kam die Antwort ihres Kameramannes sofort. „Willst du ihn interviewen?“
     
    Susan sah den gebrochenen Mann.
     
    „Ich weiß es nicht“, meinte sie, blickte zu den Kamerateams der Konkurrenz und sah, daß sich die Reporter von CNN und ABC schon auf die Gestalt zubewegten, die sich weniger als zehn Meter von ihnen entfernt befand. Die Reporterin von CNN hatte sogar schon eine Live-Schaltung und gab die  Anmoderation, während sie sich rückwärts bewegte und die Kamera auf ihr gerichtet blieb.
     
    „Zum erstenmal in dieser Nacht“, berichtete sie, „ist anscheinend einer der direkt beteiligten Personen hier an der Absperrung aufgetaucht. Wir zeigen ihnen die Aufnahme, die wir vor wenigen Minuten gemacht

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