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Titel: Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Thriller
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aus nicht erkennen, ob er noch atmet. Hören Sie mir zu Peréz. Hören Sie mir gut zu. Unterbrechen Sie mich nicht. Ich weiß nicht, wie lange ich noch sprechen kann. Der Mann heißt Donald Turow. Er hat bis jetzt vier Menschen getötet. Es sind jetzt elf Leute im Harper‘s, die noch am Leben sind, Ihren Polizisten eingeschlossen. Haben Sie das verstanden?“
     
    Elf Leute. Abzüglich der Toten, die anhand ihres Personalausweises in der Kleidung als Susan Wilkes identifiziert worden war.
     
    Zehn also. Neunmal wurde Essen bestellt. Einfache Rechnung. Es gab noch einen weiteren Toten, wahrscheinlich Officer Charles Foster. Wenn er dir die Wahrheit gesagt hat, Joe ,  sagte er sich selbst, nur, wenn er dir die Wahrheit gesagt hat, hier stimmt was nicht, Joe, der Mann war zu ruhig gewesen, niemand in einer solchen Situation war so ruhig, niemand…
     
    Sein Name war Donald…
     
    …Sie dürfen mich Donald nennen, Lieutnant…
     
    …Turow, wenn die Frau recht hatte. Joe rieb sich über das Kinn, gähnte und spulte die Aufnahme zur markierten Stelle zurück. Versuchte, irgendwas im Hintergrund wahrzunehmen, Geräusche, Flüstern, irgendwas. Da war nichts.
     
    Statt dessen hörte er die schrille Stimme des Mexikaners.
     
    „Nehmen mit, comprendé? Wenn nicht bezahlen, dann ich nehmen Pizza und werfen in nächsten Papierkorb.“
     
    Joe schüttelte den Kopf, drehte sich dann um, legte die knapp sieben Meter zu Cohen und dem Pizzalieferanten mit vier weitgreifenden Schritten zurück, packte sich den schmächtigen Mann und stieß ihn mit aller Wucht gegen die Seite eines Streifenwagens. Die breiten Hände schlossen sich wie Pranken um die Schultern und schüttelten den Mann.
     
    „Hör mir gut zu, mein Junge, “, sagte er, „ich habe momentan leider keine 140 Dollar bei mir. Wahrscheinlich keiner von uns hier.“
     
    „Dann nicht kriegen.“
     
    „Weiß die Einwanderungsbehörde, daß du hier bist? Du sitzt in der Scheiße, Mann. So tief in der Scheiße, daß du bis zu den Knien darin waten kannst. Ich mache dir jetzt einen Vorschlag… hör mir zu, mein Junge. Hör mir gut zu. Du wirst die Pizzen hierlassen, okay? Officer Cohen da drüben wird dir eine Quittung ausstellen. Und einen Schuldschein, der die Rechnung für die Bestellung an die Stadt New York schickt. Ist doch ziemlich einfach zu verstehen, okay?“
     
    Der Mexikaner war zusammengezuckt.
     
    „Si, Senór.“
     
    „Gut“, meinte Joe und tätschelte dem Mann leicht auf die Schulter, eine Berührung, bei der der Mexikaner erneut zusammenzuckte. Joe ließ ihn los und der schmächtige Chico taumelte zurück zu seinem Lieferwagen.
     
    Joe atmete durch.
     
    „So eine Scheiße“, flüsterte er.
     
    Die Hektik um das Harper‘s hatte nachgelassen und Joe war dankbar dafür. Sicher, einige der sensationsgeilen Zuschauer standen noch hinter den Absperrungsmarkierungen – die jetzt fast doppelt so weit von ihm entfernt waren – aber die meisten von ihnen waren nach Hause gegangen. Nur die Reporter harrten aus. Das war ihr Job, genauso wie es sein Job war, zu warten. Zu hoffen. Langsam wahnsinnig zu werden.
     
    Joe kratzte sich den Nacken, gähnte wieder und schaute zu den Reportern herüber. Die Kameraobjektive schienen ihn wie ein halbes Dutzend schwarze, glänzende Augen anzustarren, fremdartige Kreaturen, die sich wie technologische Vögel auf den Schultern der Kameramänner niedergelassen hatten und sich kaum bewegten.
     
    Ein Mann war hinter den Absperrungslinien.
     
    Er kniete auf dem Asphalt.
     
    Er weinte.
     
    Joes Blick wich vom Gebäude des Supermarktes ab, ging zu dem Mann an den Absperrungslinien, der alleine dort kniete, den Oberkörper nach vorne gebeugt, das Gesicht dem Boden zugewandt, während er von Weinkrämpfen geschüttelt wurde.
     
    „Lieutnant Kovacs?“
     
    Durch die quer geparkten Streifenwagen kam ein fetter Polizist auf Joe zu, die Stirn mit einem feinen Netz aus Schweiß bedeckt, Flecken, die sich durch seine Uniform wie eine Maserung aus hellen und dunklen Farben zu ziehen schien. Er keuchte, während er redete, mußte immer wieder einhalten, um erneut Atem zu holen, ganz so, als wäre er gerade nach dem Zieleinlauf eines Marathons von einem Sportreporter interviewt worden.
     
    „Der Mann dort drüben…“
     
    Joes Blick ging zurück zu dem Supermarkt, dann zu der Absperrung an der Ecke 8te Straße, University Street.
     
    Einige der Kamerateams hatte sich dem Mann genähert, nahmen die weinende

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