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Liverpool Street

Liverpool Street

Titel: Liverpool Street Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne C. Voorhoeve
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Seesack, bot mir den rechten Arm und ich hängte mich ein, verdutzt, aber zunehmend beschwingt, während wir zum Ausgang gingen. »Offen gestanden hatte ich das gehofft«, sagte er. »Auf ein paar ehrliche Worte, Ziska … wie geht es zu Hause?«
    »Wir hatten ein schreckliches Jahr – wie du wahrscheinlich auch.«
    »Meinst du, ich sollte die Uniform ausziehen, bevor …?«
    »Nein, nein. Es ist ja keine Navy-Uniform.« Ich sah ihn von der Seite an. »Sie sind sehr froh, dass du kommst. Es gibt seit Wochen kein anderes Thema. Dieser schöne Brief, den du ihnen letztes Jahr geschrieben hast!«
    »Das war nicht schwer. Ich komme gar nicht darüber hinweg. Gary …! Dieser strahlende, herzliche, großzügige … Entschuldige. Herrje. Brauchst du ein Taschentuch?«
    Wir standen mitten in der Bahnhofshalle und durchsuchten vergebens unsere Taschen. »Die blöde Handtasche«, schluchzte ich. »Sie gehört Amanda, normalerweise habe ich immer ein Taschentuch bei mir. Egal. Ich ziehe die Nase hoch. Lass uns gehen.«
    »Irgendwelche Angriffe in letzter Zeit?«, fragte Walter, als wir auf den Vorplatz traten.
    »Ja, wir legen nun gegenseitig unsere historischen Städte in Trümmer. Coventry, Canterbury, Exeter, Norwich, sogar York … und auf der anderen Seite Köln und Lübeck, dazu das Ruhrgebiet. Hast du es schon gehört? Ich hab den Krieg so satt!«
    »Er kann nicht mehr lange dauern. Die Zeit der deutschen Siege ist vorbei, mit Russland haben sie sich übernommen. Ich plaudere keine Geheimnisse aus, wenn ich dir sage, dass ihnen in Afrika schlicht der Nachschub ausgegangen ist. Bald werden wir nur noch Rückzugsgefechte sehen.«
    »Und du? Weißt du schon, wohin du als Nächstes gehst?«
    »Keine Ahnung. Jetzt ist erst einmal Urlaub …«
    Wir fuhren zur U-Bahn hinunter. »Ich hoffe, es wird ein erholsamer Urlaub!«, murmelte ich. »Dein Vater so schwer krank, und bei uns … nun ja … entspannt würde ich es nicht gerade nennen.«
    »Ich fahre morgen ins Krankenhaus und sehe, was ich für Paps tun kann. Und was die Shepards hinter sich haben, kann ich mir vorstellen.«
    »Kannst du? Ich konnte es nicht. Ich hätte nicht gedacht, dass Trauer so krank machen kann. Ich dachte, gebrochene Herzen wären ein Witz oder etwas aus einem anderen Jahrhundert. Aber jetzt kann ich mir sehr gut vorstellen, wie es vor sich geht, dass Leute daran sterben. Die ganze Kraft entweicht … man kann nichts dagegen tun.«
    »Wie geht es ihr denn?«
    »Viel besser! Sie arbeitet wieder, zunächst zwei halbe Tage pro Woche, und anstatt wie früher drei Stunden am Tag aufzustehen, legt sie sich nun zwischendurch ab und zu eine Stunde ins Bett, um wieder zu Kräften zu kommen. Sie geht sehr gut damit um, finde ich. Der Einzige, der um sie jammert, ist Matthew – nicht ganz so heimlich, wie er glaubt!« Ich musste lachen. »Nein, wir schaffen das schon. Ich bin mir ganz sicher.«
    »Die beiden müssen sehr froh sein, dich zu haben.«
    »Sind sie auch. Nicht als Ersatz für Gary, aber als Grund, morgens aufzustehen.«
    Walter lächelte mich an. »Du bist verdammt weise geworden, Ziska.«
    »Bilde dir bloß nichts ein! Du bist nur vier Jahre älter als ich, Leichtfuß!«
    Wir saßen in der U-Bahn und grinsten uns an und plötzlich merkte ich, dass meine Magenschmerzen verschwunden waren … irgendwo auf dem Weg vom Bahnhof zur U-Bahn, einfach so. Ein Gefühl, als kitzelte mich jemand mit einer Feder.
    Während Walter zu Hause seinen Seesack auspackte, öffnete ich leise Amandas Tür. Normalerweise weckte ich sie nie, aber diesmal hatte ich es versprochen. Ich ging neben dem Bett in die Hocke. »Lass mich schlafen, Erin«, murmelte sie.
    Erin war der Name ihrer jüngsten Schwester, die zehn Jahre alt gewesen war, als sie sich zum letzten Mal gesehen hatten. Matthew konnte es kaum ertragen, wenn Amanda die Dinge durcheinanderbrachte, aber ich fand es völlig natürlich, dass sie nicht nur zu Gary hinabstieg, wenn sie sich von uns zurückzog. »Wach auf, Mum! Walter ist hier!«, flüsterte ich und schob meine Hand in ihre.
    »Und?«, erwiderte sie schläfrig. »Geht es ihm gut?«
    »Sieht ganz so aus. Er wirkt so erwachsen! Ich hatte ganz vergessen, wie groß er ist!«
    Amanda lachte leise. »Gefällt er dir?«, fragte sie.
    »Ja!«, flüsterte ich verschwörerisch und sie warf mir einen beinahe listigen Blick zu und meinte: »Dann sehe ich besser zu, dass ich in drei Minuten unten bin!«
    Ich setzte den Teekessel auf und Walter ging

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