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Liverpool Street

Liverpool Street

Titel: Liverpool Street Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne C. Voorhoeve
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diesen Wochen aber nicht nur von mir Post. Amanda erbat mein Wörterbuch, zog sich für zwei Stunden zurück und reichte mir anschließend etwas abgekämpft ein eng beschriebenes Blatt: »Bitte lies das durch und sag mir, was ich korrigieren muss!«
    Erwartungsvoll warf ich mich in den Sessel und las laut vor:
    Liebe Frau Mangold, nun dass Sie und Ihre Mann sind glücklich in Holland, meine Mann und ich wollen schreiben zu sagen dass Sie sich machen keine Sorge über Frances. Sie ist ein sehr süßes Mädchen und jeden Tag eine große Freude zu haben bei uns. Sie hat sich sehr tapfer gewöhnt, obwohl sie Sie schmerzvoll vermisst und redet von ihre Eltern ohne Ende. Frances hat viel versucht für Sie zu tun, so Sie müssen sehr stolz auf sie sein, wie Frances stolz ist, dass Sie haben geschafft Ihre Mann heraus Deutschland!
    Meine Mann und ich haben erkundigt zu besuchen Holland in Sommer mit Frances, aber da ist die Problem mit Visum: wenn Frances England verlässt, sie könnte nicht erlaubt werden zurück. So wenn Sie einverständig wir würden lieber nicht riskieren. Aber Frau Mangold, ich will gerne sagen dass ich tue alles für Sie zu haben Frances zurück sicher und gesund, so bald wie alle Verrücktheiten vorbei.
    Wir schließen einige Fotos ein, die wir machten in unsere Garten, wo Sie sehen wie wohl Frances geht und wie sie schon gewachsen ist einen ganzen Stück. Sie wollen nun konzentrieren Ihre ganze Kraft auf nicht zu sorgen, sondern einsiedeln in Holland, und betet unsere ganze Familie für Ihre Mann rasch werden gesund. Hochachtungsvoll, Amanda Shepard.
    Ich ließ den Brief sinken. »Wehe, du änderst auch nur ein einziges Wort!«, sagte ich.
    Amanda schmunzelte. »Du meinst, das wird deiner armen Mutter wenigstens etwas zu lachen geben? Na schön, da bin ich dabei!«
    »Ist das wahr, ihr wolltet mit mir nach Holland fahren?«
    »Nun, wir haben es dir nicht gesagt, weil schnell klar war, dass wohl nichts daraus wird. Aber deine Mutter wird sicher schon darüber nachgedacht haben, deshalb dachte ich, ich schreibe es ihr lieber … tut mir leid, Frances, das muss eine Riesenenttäuschung für dich sein.«
    »Ach«, entgegnete ich. »Die Absicht zählt!«
    Ich stand auf, um ihr den Brief zurückzugeben, und fand mich plötzlich in ihren Armen wieder. Ich drückte Amanda so fest, dass sie nach Luft schnappte. »Meine Mutter würde auf der Stelle kommen und mich abholen, wenn sie wüsste, wie sehr ich dich liebe!«, erklärte ich, ohne nachzudenken.
    Amanda sagte nichts, doch in der Sekunde, als ich sie losließ, konnte ich die Antwort in ihren Augen lesen.
    Wenn ich geglaubt hatte, wir würden Gary an einem Pier verabschieden, er würde in weiß-blauer Uniform salutierend an Deck eines prächtigen Schiffes stehen, das unter dem Klang von Fanfaren majestätisch aus dem Hafen lief, wurde ich schwer enttäuscht. Die Royal Navy hatte kein Fest vorgesehen, um die neuen Kadetten zu begrüßen, und so fanden wir uns an einem gewöhnlichen Bahnhof im Süden Londons ein, der in der Sommerhitze nur so glühte. Gary trug nicht einmal Uniform – ebenso wenig wie die anderen jungen Männer, die von ihren Familien begleitet auf und ab schlenderten. »Ein paar Monate Basistraining«, erzählte er uns voller Vorfreude, »dann geht es aufs Schiff. Ich bin gespannt, welchem ich zugeteilt werde.«
    Er gab mir einen brüderlichen Knuff. »Kriegst du dann eine Uniform?«, fragte ich.
    »Aber klar! Schaut ruhig noch mal genau hin, so wie jetzt werdet ihr mich nie mehr sehen!«, forderte er uns fröhlich auf, eine Bemerkung, die nicht dazu beitrug, seine Eltern aufzuheitern.
    Obwohl sie fast sechs Wochen Zeit gehabt hatten, sich an den Gedanken zu gewöhnen, war ich nach wie vor die Einzige, die sich über Garys Eintritt in die Navy freute. Mehr noch: Die Verbissenheit, mit der Amanda sich bis zuletzt geweigert hatte, auch nur darüber zu reden, verstörte mich. Wollte sie Gary wirklich ohne ein gutes Wort ziehen lassen?
    »Ich fand nie etwas daran auszusetzen, wie du aussiehst«, gab sie barsch zurück.
    »Ach, Mum!«, sagte Gary leise und legte den Arm um ihre Schulter, und wenngleich sie noch immer nicht antwortete, ließ sie es sich doch gefallen und fasste ihn, nachdem sie einige Meter gegangen waren, zögernd um die Hüfte. Mir fiel ein Stein vom Herzen.
    Dutzende künftiger Matrosen stürmten anschließend den Zug. Durch die Scheiben erkannte man ein hektisches Schieben und Schubsen von Jungen mit Seesäcken, dann

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