Liz Balfour
kann.« Jetzt lachte sie. »Er war ja so großzügig heute! Die Klage wegen Verleumdung wird zurückgezogen – ein Missverständnis, nannte er es. Und dann bot er mir Geld an, damit sein Mandant auch weiterhin die von mir entworfene Kollektion verwenden kann. Der Produktionsprozess sei schon so weit fortgeschritten, das könne nun nicht mehr aufgehalten werden ohne empfindliche Kosten, und wenn ich mich fürstlich bezahlen lasse, hätten doch alle was davon.«
»Klar, das war ja naheliegend. Wie viel wollten sie dir zahlen?«
»Fünfhunderttausend Pfund, wenn Simon Simm draufstehen darf. Damit würden sie mir alle Rechte abkaufen, und ich müsste noch einen Vertrag unterzeichnen, in dem ich mich zu absolutem Stillschweigen verpflichte. Hundertfünfzigtausend, wenn ich darauf bestehe, dass mein Name draufsteht. Keine Verkaufsbeteiligung, keine Abnahmegarantie für weitere Entwürfe, nur diese einmalige Zahlung. Das sei ebenfalls ein hervorragendes Angebot, weil ich ja automatisch ganz groß rauskommen würde,
sobald mein Name in Verbindung mit Simon Simms eigener Kollektion fiele.«
»Das sind ja Herzchen«, grollte ich. »Wer war eigentlich alles anwesend? Benjamin, und wer noch? War Simm auch dabei?«
»Oh ja. Er war so schleimig und scheißfreundlich, dass ich am liebsten gekotzt hätte! Hat sich sogar bei mir entschuldigt und behauptet, diese Frau hätte ohne sein Wissen die Entwürfe besorgt, und er wäre davon ausgegangen, dass sie von ihr seien. Alles klar.«
»Sie stand nicht mal auf der Liste derer, die Stein und Bein geschworen haben, dass die Kollektion im Hause Simm entstanden ist, und nirgendwo sonst.« Ich lehnte mich zurück und lächelte. »Noch vor zwei Wochen hätte ich geschworen, dass Benjamin sich nie im Leben auf so etwas einlassen würde.«
»Da hättest du auch noch geschworen, dass er nie im Leben fremdgehen würde.«
»Schon gar nicht mit Tina.«
»Weil sie ja so nichtssagend und langweilig ist, oder wie war das?«
»Genau. Gar nicht sein Typ.«
»Aber dann hat sie ihn gezwungen.«
»Unter Druck gesetzt.«
»Er konnte gar nicht anders.«
»Mein armer Bald-Exmann. Eigentlich sollte er uns leidtun.«
Wir prusteten los. Das alles war so absurd, so surreal, dass mir die Tragweite meines Schritts noch gar nicht richtig bewusst war. Es fühlte sich bedingungslos richtig an, was ich getan hatte – der Gedanke, zu Benjamin zurückzugehen,
erfüllte mich mit Widerwillen und Abscheu. Konnten sich Gefühle so schnell verändern? Hatte es schon länger in der Luft gelegen und sich jetzt erst entladen? Geschah einfach nur das, was schon vor Jahren hätte geschehen müssen?
»Was hast du den Herren denn nun gesagt?«, fragte ich und hielt gespannt den Atem an.
»Ich habe sie ausgelacht. Ich habe gesagt, dass ich mit meiner Idee und meinen Stoffen und Schnitten rauskommen will, ohne einen Simon Simm, der in meinen Augen ein mieser, verlogener Dreckskerl ist, und dass sie sich schon auf die Anzeige freuen können wegen Diebstahl und Betrug und … und … wegen was eigentlich noch?«
Ich lachte. »Das Wichtigste ist eine Unterlassungsklage, damit Simm die Produktion wirklich stoppt. Lass uns das alles besprechen, wenn du nüchtern bist und ich ausgeschlafen habe.«
»Was denn, erst in drei Wochen?«, rief Kate mit gespielter Entrüstung. Lachend fielen wir uns in die Arme.
»Wann hatten wir das letzte Mal so viel Spaß?«, fragte Kate, als wir uns wieder etwas beruhigt hatten.
»Es ist viel zu lange her.«
»Ich bin so froh, dass es dir endlich gut geht. Der wirkliche Tiefpunkt kam mit deiner Schwangerschaft, und nicht nur wegen Benjamins Fremdgeherei. Ich glaube, damals hast du schon gespürt, dass dein Leben falsch läuft. Du warst nur noch nicht so weit zu verstehen, woran es genau krankte.«
»Du hast sicher recht«, gab ich zu. »Es war nicht nur die Angst davor, keine gute Mutter zu sein. Es war auch noch der falsche Mann. Aber das hätte ich nie zugegeben.
Ich weiß es ja auch erst jetzt. Seltsam, dass man vieles erst so lange Zeit später versteht.«
»Aber jetzt bist du auf dem richtigen Weg«, sagte Kate und nahm meine Hand.
Ich zögerte, bevor ich antwortete. »Ich weiß gar nicht, was ich mir jetzt für mein Leben wünsche«, sagte ich leise.
Kate winkte ab. »Ach, immerhin weißt du sehr genau, was du nicht mehr willst. Das ist doch schon mal was.« Sie klatschte in die Hände. »Also, was machen wir jetzt als Nächstes?«
»Schauen, wann der erste Flieger nach Cork
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