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Liz Balfour

Liz Balfour

Titel: Liz Balfour Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich schreib dir sieben Jahre
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Rücken zu mir und war mit ihrem Handy beschäftigt. Ich wollte mich zu ihr durchkämpfen, wurde aber immer wieder von jemandem, den ich kannte, aufgehalten. Ich wurde ungefragt zum Büffet gelotst, wo man mir ebenso ungefragt einen riesigen Teller – »Von allem etwas, dann musst du nicht so oft laufen« – zusammenstellte. Benjamin war immer noch nicht zu sehen. Dafür meldete mir mein Handy, dass ich eine ungelesene Nachricht hatte. Ich stellte meinen Teller auf einen der Stehtische, die Leslie und Beatrice offenbar extra für diesen Anlass zusammen mit dem Büffet gemietet hatten, und kramte mein Telefon hervor. Eoin, dachte ich. Aber es war nicht Eoin, sondern eine Nummer, die ich nicht kannte. Oder vielmehr: die ich niemandem zuordnen konnte, denn ich kannte sie ja schon. Von dieser Nummer hatte ich erst gestern das Foto geschickt bekommen. Noch bevor ich nachsehen konnte, zwängte sich Beatrice durch die Gästemenge zu mir. Ich gratulierte ihr zu ihrer Schwangerschaft, lobte das Essen, hörte mir Hymnen auf die Cateringfirma an und konnte dann nur noch ihren Hinterkopf bewundern, weil sie neue Gäste begrüßen musste.

    Ich wandte mich ungeduldig der Nachricht von dem Unbekannten auf meinem Handy zu. Es war wieder ein Foto, wieder von Benjamin, wieder mit einer blonden Frau. Ich konnte nicht erkennen, ob es dieselbe war. Oder ob es wirklich Sandra Barnes war. Ihr Gesicht war nicht zu sehen, sie stand mit dem Rücken zum Fotografen. Ich sah nur, dass Benjamin seinen Arm um ihre Hüften gelegt hatte. Es konnte eine intime Geste sein, es konnte aber genauso gut die Momentaufnahme einer freundschaftlichen Begrüßung sein. Das Foto war vor einer Viertelstunde in der Bibliothek dieses Hauses aufgenommen worden. Selbst wenn Benjamin fremdging – wäre er so töricht, dies vor unseren Freunden auf einer Party zu tun, zu der ich auch eingeladen war? Und wenn das Bild hier aufgenommen worden war, dann befand sich der Fotograf ebenfalls hier. Wusste vielleicht gar nicht, dass ich in London war.
    Ich hievte mich in das nächste Stockwerk, wo die Bibliothek war. Dort fand ich Benjamin, unschuldig mit einer blonden Frau plaudernd. Die blonde Frau hatte entfernte Ähnlichkeit mit Sarah Barnes, aber nur wegen ihrer langen blonden Haare und ihrer schlanken Figur. Sie war gute zehn Jahre älter als Sandra, und sie hielt Händchen mit einem sehr viel älteren Herrn, den ich als Professor für irgendetwas Geisteswissenschaftliches abgespeichert hatte. Es wollte mich also jemand provozieren und verunsichern. Mir weismachen, Benjamin hätte ein Verhältnis mit einer unbekannten blonden Frau.
    Er sah mich und kam mir entgegen, um mich zu dem Professor und seiner Frau zu bringen. Ich hörte nur halb zu, als er uns einander vorstellte, weil ich mit den Augen
den Raum absuchte, um herauszufinden, wer das Foto gemacht haben könnte.
    »Irland, dass dieses Land überhaupt noch existiert, ist ein Wunder«, sagte die blonde Frau.
    »Oh, Liebste, sie haben dort ganz wunderbare Dichter hervorgebracht. Und Musiker. Überhaupt, Künstler«, sagte der alte Professor.
    »Natürlich, was sollen sie denn auch den ganzen Tag machen vor lauter Langeweile«, sagte seine Frau lachend, und Benjamin und der Professor stimmten ein. »Außer Schafe züchten kann man dort doch nichts machen, oder habe ich etwas verpasst?«
    »Ich habe dort ein paar Leute kennengelernt, und es war kein einziger Schafzüchter dabei«, sagte ich spitz. »Taxifahrer, Postboten, Ladenbesitzer, Wirte, Krankenschwestern, lauter Menschen, die ganz normalen Berufen nachgehen, obwohl sie in Irland leben.«
    »Na ja gut, die muss es sicher überall geben, damit ein Land halbwegs funktioniert, aber das sind doch keine echten Berufe. Sie haben wirklich gut daran getan, dass Sie rechtzeitig nach London gekommen und hiergeblieben sind«, sagte die Frau zu mir.
    »Ach so, weil ich sonst in Irland Schafe züchten würde? «
    »Ally, Darling, du weißt doch, was sie meint«, versuchte Benjamin, die Wogen zu glätten, aber ich hatte genug.
    »Was denn? Soll ich höflich den Mund halten und mir dieses alberne Gerede anhören?«
    Der Professor und seine Frau rissen schockiert die Augen auf.
    »Vergraule ich mal wieder deine Mandanten? Ich weiß
nicht, ob ich nicht lieber auf solche Leute verzichten möchte.«Wütend drehte ich mich weg – und lief Tina in die Arme.
    Sie schnappte nach Luft und wurde knallrot im Gesicht. »Was tust du hier?«, brachte sie hervor. »Du bist doch in

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