Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liz Balfour

Liz Balfour

Titel: Liz Balfour Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich schreib dir sieben Jahre
Vom Netzwerk:
zu Simms Atelier gegangen und hatte sich einen seiner Assistenten vorgeknöpft. Der hatte sie zunächst hochmütig abblitzen lassen wollen, doch als sie keine Ruhe gegeben hatte, war er damit herausgerückt, dass Simm in der kommenden Woche mit einer neuen Kollektion seinen ersten Store eröffnete und dass weitere folgen würden.
    Sie sagte dem Assistenten, sie würde Simm verklagen, weil er ihr den Designentwurf für das Muster geklaut hatte. Der Assistent lachte sie aus. Simm habe es wohl kaum nötig, bei einer kleinen Kellerschneiderin irgendetwas zu klauen, und ab sofort solle sie sich doch bitte an Simms Anwälte wenden. Dann nannte er meinen und Benjamins Namen.
    »Er hat mich bestohlen«, sagte Kate und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Nun, da sie mit ihrer Erzählung fast am Ende war, wirkte sie viel ruhiger. »Er hat meinen Entwurf kopiert. Er sollte mein Markenzeichen werden, und nun wird er seins. Und nach allem, was ich von diesem Schnösel von Assistenten rausbekommen habe, hat er auch mein gesamtes Produktionskonzept geklaut. Nur, dass er natürlich noch sehr viel größer starten wird, als ich es jemals gekonnt hätte.«
    Simon Simms Idee ging exakt in dieselbe Richtung wie die von Kate. Aber es war eine sehr naheliegende Idee,
die im Trend lag. Viele große Marken hatten eine Textilserie aus Biobaumwolle. Und dass die Herstellung nicht mehr zu Niedrigstpreisen nach Asien ausgelagert wurde, sondern vor der Haustür stattfand, war ebenfalls keine Erfindung von Kate. Selbst wenn Simon Simm aus welchen Gründen auch immer tatsächlich Kates Konzept geklaut haben sollte – nachzuweisen wäre es ihm wohl kaum. Allerdings stolperte ich über das Stoffmuster.
    »Erklär mir das bitte noch mal genau mit dem Stoffmuster«, bat ich sie. »Welchen Grund gibt es, so etwas zu klauen? Er hätte doch einfach sein eigenes nehmen können. «
    Kate schüttelte energisch den Kopf. »Du erkennst doch einen Burberry-Schal sofort. Louis Vuitton. Den Chanel-Tweed. Ich wollte mein Markenzeichen nicht als Logo, sondern im Stoff und in der Verarbeitung haben.« Sie atmete tief durch. »Ich weiß, wie das klingen muss. Warum sollte ein großer Designer wie Simon Simm von mir etwas stehlen? Selbst wenn ihm mal die Ideen ausgehen, hat er doch genug angestellte Designer, die ihm zuarbeiten. Ehrlich gesagt verstehe ich es auch nicht ganz. Deshalb vermute ich ja, dass mehr dahintersteckt.«
    »Dass er auch dein Geschäftsmodell abgekupfert hat.«
    Sie nickte. »Aber natürlich hast du recht. Das ist keine so originelle Idee, die ich da hatte, sondern einfach nur Zeitgeist.«
    »Kannst du mir deinen Entwurf zeigen?«
    Kate zog eine Mappe unter dem Sofa hervor und schlug sie auf. Sie musste gar nichts weiter sagen. Ich erkannte das Muster sofort. Und ich erkannte noch mehr: die Schnitte, die Details, das Design für eine außergewöhnliche
Taschenkollektion. Es war von zeitloser Schlichtheit, kombiniert mit schrägen Ideen. Mode für Individualisten mit Stil. In jedes Stück würden Teile des Stoffmusters eingearbeitet sein, oder sie waren komplett daraus geschneidert.
    »Was ist?«, fragte Kate. »Gefällt es dir nicht? Du siehst ein bisschen … entsetzt aus.«
    Sie hatte keine Ahnung, wie viel man ihr wirklich gestohlen hatte.
    »Wer hatte Zugang zu deinen Entwürfen?«, fragte ich endlich.
    Kate schüttelte den Kopf. »Niemand. Ich schwöre dir, ich habe niemandem etwas erzählt oder gezeigt. Ich kann es mir nicht erklären.«
    »Und wie kommst du dann darauf, dass er bei dir geklaut haben soll, wenn er unmöglich an die Entwürfe rangekommen sein kann?« Gerade sprach die Anwältin in mir, aber ich musste diese Stimme zulassen, um meiner Freundin wirklich helfen zu können.
    »Natürlich könnte sich jemand Zugang verschafft haben. Ich besitze ja keinen Tresor«, überlegte Kate.
    »Aber wer sollte so etwas tun? Ich kann mir nicht vorstellen, dass Simon Simm persönlich bei dir hereinschneit, nach den Sachen sucht und sie kopiert. Wie soll das abgelaufen sein? Hat er einen Mitarbeiter geschickt? Lagen deine Entwürfe irgendwann mal an einem anderen Ort und du dachtest, du hättest sie verlegt? Warst du mal ein paar Tage weg und hast nicht richtig abgeschlossen? Fällt dir irgendwas ein?«
    Neue Tränen glänzten in ihren Augen. »Ich weiß es nicht! «

    »Kate«, sagte ich, und diesmal war ich es, die tief durchatmen musste. »Ich weiß auch nicht, wer es getan hat, oder wie es passiert sein kann. Aber so ziemlich

Weitere Kostenlose Bücher