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Liz Balfour

Liz Balfour

Titel: Liz Balfour Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich schreib dir sieben Jahre
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leichten Schwindel. Ich setzte mich aufs Sofa, schloss die Augen und atmete tief durch. Dann versuchte ich es mit einem Buch. Mit Fernsehen. Mit Musik hören. Auf nichts konnte ich mich konzentrieren. Ich fühlte mich, als kämen die Mauern des Hauses auf mich zu und der Raum würde immer kleiner. Kamen
die Angstattacken zurück, die ich nach Alans Tod hatte? Panisch griff ich nach meiner Handtasche und rettete mich an die Luft. Dann ging ich mit festem, schnellem Schritt am Themseufer entlang, überquerte die Albert Bridge und bog in den Battersea Park ein. Ziellos lief ich die verschlungenen Wege entlang, bis ich mich müde auf eine Parkbank fallen ließ.
    Ich trug immer noch die eleganten Pumps, die ich zu dem Treffen mit Simon Simm angezogen hatte. Ich war in den hochhackigen Schuhen quer durch London gerannt und mir war nicht einmal aufgefallen, dass meine Füße angeschwollen waren und sich Blasen gebildet hatten. Was war los mit mir? Warum hatte ich die ganze Zeit nicht die Schmerzen an meinen Füßen bemerkt? Vorsichtig zog ich die Schuhe aus. Es war kein schöner Anblick. Die Blasen waren aufgescheuert, an einigen Stellen blutete ich. Mit einem Seufzer lehnte ich mich zurück und schloss die Augen.
    »Soll ich dir Pflaster holen?«
    Erschrocken drehte ich mich um: Benjamin stand hinter mir und lächelte mich halb traurig, halb amüsiert an.
    »Was tust du hier?«
    »Wie lange kennen wir uns schon?« Er ging um die Bank herum und setzte sich neben mich. »Ich weiß alles über deine Lieblingsplätze.«
    »Niemals.«
    »Ha. Das siehst du doch.« Er legte den Arm um mich. »Wir sind bescheuert.«
    »Stimmt.«
    »Weglaufen ist nicht einfacher. Man denkt immer nur, dass es das wäre.«

    »Stimmt auch.«
    »Setz ich dich unter Druck, was das Kinderkriegen angeht ?«
    »Quatsch.«
    »Ich würde dich auch lieben, wenn wir nie welche bekommen.«
    »Ehrlich?«
    »Ehrlich.«
    »Warum warst du dann …«
    »Warum ich damals so enttäuscht von dir war? Weil du mein Kind zuerst nicht wolltest. Es fühlte sich an, als würdest du einen Teil von mir ablehnen.«
    Ich legte meinen Kopf auf seine Schulter, sagte aber nichts.
    »Gehen wir nach Hause?«
    »Ich kann nie wieder auch nur einen Zentimeter laufen. «
    »Wir könnten den Sonnenuntergang abwarten und uns dann ein Taxi nehmen, das uns über die Brücke hievt.«
    »Trägst du mich ins Taxi?«
    »Ich lasse dich hineinschweben.«
    »Prima. Aber erst nach Sonnenuntergang.«
    »Versprochen.«
    Ich umarmte Benjamin und ließ ihn ganz lange nicht mehr los.
     
    In den nächsten sechs Wochen arbeiteten wir rund um die Uhr. Besonders viel Aufmerksamkeit verlangte Simon Simm von mir. Ich hatte das Projekt mittlerweile vollständig übernommen, obwohl ursprünglich Tina dafür vorgesehen war. Aber sie war zu lange ausgefallen, weil sie
sich um ihren Vater in Bristol hatte kümmern müssen. Kate machte weiter ein großes Geheimnis um etwas, das mit ihrem Laden zu tun hatte, und schien allerbester Laune zu sein. Der Juli kam, mit ihm der Sommer, und der war heißer als in den Jahren zuvor. Benjamin und ich planten unseren Urlaub für August, waren aber unschlüssig, wohin wir reisen wollten. Benjamin hatte Verwandte in Südafrika, die wir lange nicht mehr gesehen hatten, mich zog es nach Kanada, weil ich mir endlich einmal Montreal ansehen wollte. Benjamin gab nach und buchte drei Wochen Kanada. Ich freute mich wie ein Kind an Weihnachten.
    In der letzten Juliwoche aber geschahen zwei Dinge, die alles in meinem Leben ändern sollten.

    11. Mai 1974, 3 Uhr morgens
    Deirdre,
     
    mein Sohn ist schwer krank! Gestern Abend habe ich ihn ins Krankenhaus gebracht. Er hatte hohes Fieber… Sein Bauch war dick geschwollen, und er schrie vor Schmerzen.
    Ich bin bei ihm geblieben, habe seine Hand gehalten. Sie haben ihm den Blinddarm rausgenommen, er war stark entzündet. Eine Stunde später, und sie hätten vielleicht nichts mehr für ihn tun können… Als er operiert wurde, rannte ich durch die Gänge und suchte dich, aber niemand wusste, wo du warst.
    Fahr nicht! Ich muss noch warten, bis es ihm besser geht. Ich kann unmöglich mein so krankes Kind im Stich lassen… Er hat immer noch Fieber, immer noch Schmerzen, die Ärzte wissen nicht, warum es ihm noch nicht besser geht.
     
    Kannst du noch warten?
    M.

8.
    »Du hast mich belogen!«, rief Kate.
    Ich war noch nicht richtig in ihrer Wohnung, hatte sie noch nicht einmal begrüßt, als sie mich derart attackierte.
    »Du hast mich

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