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Liz Balfour

Liz Balfour

Titel: Liz Balfour Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich schreib dir sieben Jahre
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mir mein Mann gesagt hatte, Kate hätte Beweise gefälscht, nagte an mir. Schnell wechselte ich das Thema. »Gehört dieses Buch Deirdre? Ich habe es noch nie gesehen. In ihren Fotoalben liegen lauter Zeitungsausschnitte, ebenfalls über Anschläge der IRA oder Berichte über die Gefangenenstreiks. Ich wusste nicht, dass sie sich dafür so sehr interessierte.«
    »Du hast ja auch noch längst nicht alle Schuhkartons durchstöbert.« Sie lächelte mich an. »Deine Mutter muss eine bemerkenswerte Frau gewesen sein. Dass jemand sie mit solcher Leidenschaft liebte, kann nur für sie sprechen. Ihr reges Interesse an der IRA hat wohl in erster Linie mit Naoise zu tun.«
    »Martin O’Connor, Eoins Vater«, sagte ich. »War er Mitglied?«
    »Seine Schwester, sein Bruder, sein Schwager, seine Nichte … Der Bruder ist verschwunden, der Schwager tot, die Nichte im Gefängnis. Und das Letzte, was ich über die Schwester gelesen habe, klang auch nicht wirklich friedlich.«
    »Aber er…«
    »Was aus ihm geworden ist, weiß ich nicht, darüber habe ich nichts finden können. Hat Eoin nicht mal von seinem Vater erzählt?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nur dass er tot ist. Ich hatte den Eindruck, er wollte nicht darüber reden, also habe ich nicht weiter nachgefragt. Er hat vier nahe Verwandte im Nordirlandkonflikt verloren?«
    »Du musst die Briefe selbst lesen. Sie sind eine wahre Zeitreise. Manche sind wunderschön, andere sind furchtbar
traurig. Aber vor allen anderen musst du diesen hier lesen.« Sie rollte sich auf die Seite und zog zielsicher ein Blatt aus den vielen Briefen hervor. »Ich denke, dieser Brief ist im Moment für dich der wichtigste.« Ihr Blick wurde ernst. »Lies ihn erst, wenn du dich stark genug dafür fühlst.«
    Ungeduldig wollte ich danach greifen, aber sie hielt ihn zu weit von mir weg.
    »Dir wird es danach eine Weile nicht sehr gut gehen«, warnte sie mich.
    »Umso schneller sollte ich ihn lesen.« Ich streckte die Hand aus und wartete. Kate zögerte noch einige Momente, aber dann gab sie ihn mir endlich mit einem Seufzer.
    »Dann hol ich uns mal besser was zur Beruhigung. Versteckt deine Mutter irgendwo Alkohol?«
    »Wir sind gerade erst aufgestanden«, sagte ich kopfschüttelnd. Meine Hand fing an zu zittern, und mein Herz klopfte laut und schnell vor Aufregung.
    »Glaub mir«, sagte meine Freundin, »du wirst ihn brauchen.«

    Deirdre,
     
    wie geht es dir?
    Was für eine dumme Frage. Mein Schmerz ist schon kaum mehr zu ertragen, wie soll es dir da gehen? Ich habe das Gefühl, unter Wasser zu leben. Wenn ich atme, muss ich sterben, wenn ich nicht atme, muss ich auch sterben. Trotzdem weiß ich, dass ich mir nicht mal annähernd vorstellen kann, wie es dir geht.
    Es wird wohl kein Grab für unser Kind geben. Jedenfalls kein geweihtes. Es darf keins geben, weil es unser Kind nicht geben durfte. Ich werde einen Platz suchen, der nur uns gehört, uns und unserem Jungen. Alan ist ein schöner Name, du hast ihn gut gewählt.
    »Wie können wir weiterleben?«, hast du mich gefragt. hast du mich gefragt. Ich weiß es nicht.
    Aber ich bin bald bei dir und werde bleiben.
     
    Dein
    M.

20.
    Die Erleichterung darüber, doch die Tochter meines Vaters Colin zu sein, hielt nur kurz an. Deirdre hatte ein Kind verloren – und es hätte Alan heißen sollen, wie mein Kind. Ich hielt es kaum aus. Es kamen alle Gefühle aus der Zeit meiner Schwangerschaft und nach der Fehlgeburt hoch. Die Zerrissenheit, die Schuldgefühle, die Verzweiflung über den Tod meines Kindes, das ich nie hatte kennenlernen dürfen. Kate hatte recht gehabt: Ich brauchte jetzt dringend einen Schluck Whiskey, obwohl ich normalerweise nie welchen trank. Aber ich glaubte, sonst verrückt werden zu müssen, wenn ich mich nicht irgendwie betäubte.
    Warum hatte ich damals nicht mit meiner Mutter gesprochen? Sie hätte gewusst, was ich durchmachte. Sie hätte vielleicht meinen Schmerz lindern können. Aber Deirdre war nun einmal nie die Mutter gewesen, der man sich anvertraute, mit der man über alles redete, was einen bewegte. Nie hatte sie über sich gesprochen, sich offenbart, nie hatte sie mich wirklich an sich herangelassen oder sich mir genähert. Immer auf Distanz, immer mit einer offenen Hintertür, bereit zur Flucht, falls man ihr zu nah kam. Naoise aber hatte sie ganz nah an sich herangelassen. War sie früher ein anderer Mensch gewesen?
Hatte Naoise sie verändert? Oder war er die große Ausnahme gewesen, für die sie ihr Schneckenhaus

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