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Liz Balfour

Liz Balfour

Titel: Liz Balfour Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich schreib dir sieben Jahre
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Deshalb sagte ich nur zu Kate: »Ich weiß.«

19.
    »Du weißt nicht alles«, sagte Benjamin und klang erschöpft. »Du hast nur ihr Wort, aber wir haben hier Beweise vorliegen. Ich weiß, dass sie deine Freundin ist…«
    Noch vor Kurzem hätte er von unserer Freundin gesprochen. Ich schnappte erbost nach Luft. »Oh ja, das ist sie, und nicht nur deshalb frage ich mich, warum man über ihre Beweise sagt, sie seien nichts wert, sie könnten manipuliert sein, wenn die Gegenseite mit exakt derselben Art von Beweisen daherkommen kann!«
    Benjamin hasste nichts mehr als schwierige Telefonate. Besonders zu so später Stunde. Es war ein Uhr nachts und ich hatte mich in mein Zimmer zurückgezogen, weil ich nicht wollte, dass Kate von diesem Gespräch etwas mitbekam.
    Ich hörte, wie Benjamin am anderen Ende der Leitung unruhig auf und ab ging. »Theoretisch könnten auch die Beweise unseres Mandanten gefälscht sein. Natürlich. Da gebe ich dir recht. Es ist kein Hexenwerk, die Datumsanzeige einer Digitalkamera falsch einzustellen oder Dateien mit einem früheren Datum abzuspeichern. Aber unser Mandant hat Zeugen, die beschwören können, dass er der Urheber dieser Muster ist.«
    » Unser Mandant«, höhnte ich. »Ich sag dir was, mein
Mandant ist Simon Simm ganz sicher nicht mehr. Und wenn dir irgendetwas an mir liegt, dann ziehst du dich ebenfalls zurück!«
    »Ich soll unsere Kanzlei ruinieren?«, fragte Benjamin ungläubig.
    »Wir haben genügend andere Mandanten. Jahrelang sind wir wunderbar ohne Simm ausgekommen.«
    »Aber das ist eine große Chance für uns! Wir haben dadurch Aufträge von anderen Firmen aus der Modebranche. Ich habe neue Mitarbeiter eingestellt. Wir vergrößern uns gerade!«
    »Schön. Aber ich glaube ihr. Für mich sind Simms sogenannte Zeugen keinen Penny wert. Sie sind von ihm abhängig. Sie hoffen, dass sie durch ihn ganz groß als Designer rauskommen. Außerdem scheint er sie finanziell beteiligen zu wollen, da er seine tollen Zeugen als Miturheber benennt. Das stinkt doch zum Himmel!«
    »Juristisch gesehen ist Simm definitiv in der besseren Position. Ach, was sage ich da: Die Sache ist eindeutig! Und vor allem gibt es keine schlüssige Erklärung dafür, wie er an Kates Entwürfe gekommen sein soll. Nicht einmal Kate konnte dir das erklären, richtig?«
    Ich schwieg. Kate hatte mir die Treppen hinaufgeholfen, damit ich es in mein altes Zimmer schaffte. Dort lag ich nun auf dem Bett, hielt das Handy ans Ohr gepresst und hoffte, dass es Kate unten auf dem Sofa halbwegs bequem hatte. Wir waren beide davor zurückgescheut, Deirdres Zimmer zu beziehen. Aber ich hatte ihr erlaubt, Naoises Briefe zu lesen, nicht zuletzt in der Hoffnung, ihr würde etwas auffallen, das mir entgangen war. Und natürlich auch, um sie abzulenken von dem Horror, in den
ihr Leben umgeschlagen war. Kate hatte schon so viele Tiefschläge gemeistert, aber jetzt sah es so aus, als würde ihre Existenzgrundlage, ihr Lebenstraum vollständig zerstört werden.
    »Ich werde mich neu erfinden«, hatte sie gesagt, aber ich wusste, dass sie nie wieder dieselbe sein würde, nie wieder so glücklich werden könnte wie mit ihren eigenen Kollektionen. Deshalb sagte ich zu Benjamin:
    »Nur weil sie es sich nicht erklären kann, heißt es nicht, dass es unmöglich ist. Außerdem gilt auch umgekehrt: Wie soll sie denn an seinen Entwurf gekommen sein? Dafür gibt es noch weniger eine Erklärung. Sie hat nicht mal einen Safe. Er hingegen arbeitet in der reinsten Festung! Alles ist elektronisch gesichert, das Bürogebäude ist Tag und Nacht bewacht, und da soll Kate einfach mal eben reinspaziert und mit geheimen Entwürfen wieder rausgekommen sein? Benjamin, wir müssen herausfinden, wie er an ihre Arbeiten gekommen sein kann und …«
    »Nein, Ally«, unterbrach mich mein Mann. »Wir arbeiten für Simm!«
    »Ich nicht. Ich bin raus aus der Sache.«
    »Aber nicht die Kanzlei! Du kannst nicht einfach aus der Kanzlei aussteigen! Ich hatte Kate doch einen Kollegen empfohlen, warum kümmert der sich nicht darum?«
    »Er sagte, es sei aussichtslos.«
    »Da hörst du’s.«
    »Benjamin! Nach allem, was sie mir erzählt hat, kam es mir nicht so vor, als hätte sich dieser Kollege sehr viel Mühe gegeben.«
    Er schwieg.
    »Hast du mit ihm geredet?«

    »Wie meinst du das?«
    »Hast du ihm gesagt, er soll ihr – ich formuliere es mal vorsichtig – keine falschen Hoffnungen machen?«
    »Ich kenne ihn seit Jahren, natürlich reden wir auch mal

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