Lizenz zum Kuessen
fragte er, als sie das Stadion verließen. Vor dem Gebäude drängten sich aufgeregt schnatternde Box-Fans. Von Lawan und ihren Kickboxern war weit und breit nichts zu sehen.
»Ähm … ja«, sagte Nikki und kramte in ihrer Handtasche nach dem Telefon. Sie fand es schließlich unter der Elektroschock-Puderdose, ihrer Sonnenbrille, der handelsüblichen Puderdose und einem Lippenstift, von dem sie hoffte, dass er genau das war und keine Blendgranate.
»Hier drücken, dann wählen«, instruierte ihn Nikki und zeigte auf die Tasten. »Und bitte auf keinen Fall diese beiden drücken! So weit bin ich in der Bedienungsanleitung noch
nicht. Ich habe keine Ahnung, wozu die gut sind«, fügte sie schnell hinzu und lächelte entschuldigend. Dass sie Angst hatte, er könne damit aus Versehen etwas in die Luft sprengen, wollte sie ihm lieber nicht sagen. Er nahm das Handy, doch sein Blick blieb an ihrer Handtasche hängen.
»Was hast du da eigentlich alles drin?« Er wählte ohne hinzusehen und starrte noch immer auf ihre Handtasche.
Bevor sie etwas erwidern konnte, hatte Z’ev seinen Gesprächspartner erreicht und schlenderte ein paar Schritte die Straße hinunter. Nikki blieb, wo sie war, und versuchte zu verarbeiten, was eben geschehen war, aber es fiel ihr schwer, sich zu konzentrieren. Das Wort »Staatsdiener« spukte ihr im Kopf herum. Das konnte nur eins bedeuten: Val hatte Recht. Z’ev war nicht der, als der er sich ausgab. Nikki war verletzt und fühlte sich betrogen, dann wurde sie auf einmal sehr wütend. Was glaubte er eigentlich, wer er war? Bildete er sich etwa ein, so mit ihr umspringen zu können? Und was ging es ihn an, was sie in ihrer Handtasche hatte? Das hatte noch niemanden interessiert. Es war ihre Handtasche. Und nein, sie würde nicht brav hier stehen bleiben und auf ihn warten. Sie entdeckte ein paar Touristen, die auch unter den Zuschauern gewesen waren, und ging zu ihnen hinüber.
»Hey, habt ihr eine Ahnung, was da drin los ist?«, fragte sie lächelnd.
»War gar nicht so leicht, was zu erfahren », sagte einer der Männer, seinem Akzent nach eindeutig Australier.
»Wir haben einen der Ringrichter gefragt«, meinte der andere, auch Australier.
»Sieht so aus, als wäre das Match manipuliert worden. Einer der Trainer hat davon Wind bekommen. Sie wollten ihn davon abhalten, alles auffliegen zu lassen, und haben ihn zusammengeschlagen, aber er konnte entkommen.«
»Wusste ich doch, dass es nicht mit rechten Dingen zugeht!«, rief Nikki triumphierend. »Narbengesicht hätte niemals verlieren dürfen.«
Die beiden Australier sahen sie entgeistert an.
»Sie müssen meine Frau entschuldigen«, sagte Z’ev hinter ihnen, das Handy noch immer am Ohr. »Sie steht auf Kickboxen.« Als er ihr seinen Arm um die Schultern legte, lachten die beiden Australier, als hätte er einen tollen Witz gemacht. Er nickte den beiden zu, schlenderte wieder davon und zog Nikki praktisch mit sich. Nikki lächelte den beiden kurz zu und kochte vor Wut.
Hinter sich hörte sie einen der Australier anerkennend sagen: »Hey, der Typ hat echt Glück«, was sie noch wütender machte. Klar hatte Z’ev Glück - Glück, dass sie ihm keinen Tritt in den Hintern verpasste.
»Yeah. Okay. Verstanden«, sagte Z’ev ins Handy. Unter Stress klangen seine Konsonanten härter und amerikanischer als sonst. »Ich melde mich so bald wie möglich. Da ist ein anderer Anruf in der Leitung. Yeah, bye.« Ohne Nikki zu fragen, nahm er den wartenden Anruf entgegen.
»Hallo, hier Nikkis Handy«, sagte er. Erschrocken streckte Nikki die Hand nach ihrem Telefon aus, aber er wandte sich grinsend ab. In Nikki stieg Panik auf. Das konnte nur Val sein, und die würde sie deswegen zusammenscheißen.
»Ähm, ja, Ma’am«, sagte Z’ev auf einmal ganz ernst und reichte ihr das Handy. »Deine Mutter.«
Nikki wich zurück und schüttelte den Kopf, doch er hielt ihr das Handy recht nachdrücklich hin.
»Nikki?«, war die schrille Stimme ihrer Mutter aus dem Handy zu hören. Seufzend nahm sie es ihm ab und hielt es sich ans Ohr.
»Hey, Mom.«
»Nikki? Wer war das?«
»Ach, nur jemand, den ich hier getroffen habe.« Solange er danebenstand, wollte sie nicht über Z’ev reden.
»Und dem gibst du einfach so dein Telefon? Das halte ich für sehr unklug. Was, wenn er deine Kontakte durchgeht, sich alles kopiert und dir dann deine Identität klaut?«
»Sehr unwahrscheinlich, er würde nicht in meine Klamotten passen«, erwiderte Nikki, was ihr einen
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