Lizenz zum Kuessen
versuchte, unter den anderen
Pärchen nicht aufzufallen. Nikki hielt sich kerzengerade und wusste, dass man die Distanz zwischen ihnen auf den ersten Blick sehen würde.
»Und was ist mit dir?«, flüsterte er ihr ins Ohr, was sie unter anderen Umständen furchtbar romantisch gefunden hätte. »Hast du immer eine Elektroschock-Pistole dabei?«
»Ja, natürlich«, erwiderte Nikki in einem Ton, als fände sie seine Frage seltsam. Im Zweifelsfall immer so tun, als wärst du die Normale . »Vor allem dann, wenn ich mit dubiosen Staatsdienern verabredet bin.«
Sie sah ihm an, dass ihre Bemerkung ihn ärgerte, doch gerade, als er etwas sagen wollte, fuhr ein Tuk-Tuk neben ihnen links ran. Z’ev lehnte sich zum Fenster hinein, um mit dem Fahrer zu verhandeln, den Nikki sofort wiedererkannte.
»Hey!«, rief der Fahrer und zeigte lächelnd auf Z’ev.
»Hey«, erwiderte Nikki und stieg ein, ohne den Preis zu verhandeln. »Mandarin Hotel.«
Der Fahrer schaute fragend auf Z’ev.
» Meh «, sagte Nikki achselzuckend.
»Oh«, machte er und schnalzte mit der Zunge, als wolle er C’est la vie sagen und ließ den Motor an.
»Hey, warte«, sagte Z’ev und stieg schnell ein. »Ihr kennt euch?«, fragte er und sah argwöhnisch zwischen ihr und dem Fahrer hin und her.
»Könnte man so sagen«, meinte Nikki. »Bitte ihn bloß nicht, fahren zu dürfen.«
»Was?«
»Nichts.«
In Gegenwart des Fahrers führten sie ihre Diskussion nicht weiter. Sicher gelangten sie beim Hotel an. Der Hoteldiener hielt ihnen die Tür zur Lobby auf. Nikki fröstelte, als sie in die klimatisierte Kältewand liefen.
»Ich bringe dich noch bis zu deinem Zimmer«, sagte Z’ev und stieg mit ihr in den Fahrstuhl. Nikki erwiderte nichts.
»Du hättest da heute Abend nicht hinkommen sollen«, sagte er, sowie die Türen sich hinter ihnen geschlossen hatten. Sein Ton war schroff. Nikki schwieg noch immer. »Ich hatte dir gesagt, dass ich gehen müsste. Warum bist du mir gefolgt?«
»Weil ich dachte, du würdest mich sitzenlassen«, sagte Nikki genervt. Sie hatte keine Lust auf diese Unterredung. Sie wollte in Ruhe nachdenken. »Ich mag es nicht, sitzengelassen zu werden.«
»Ich hatte dir gesagt, dass es etwas Geschäftliches ist.«
»Ach ja, was genau machst du nochmal?«, fragte Nikki schnippisch.
»Du weißt, dass ich Anwalt bin«, sagte er, wich ihrem Blick aber aus.
»Ja, klar. Stimmt«, sagte Nikki. »Ein Anwalt, der sich mit einer Frau trifft, die seit zwei Wochen verschwunden ist und sich dann mit jemandem prügelt, für den er angeblich arbeitet. Und da wir gerade davon sprechen - du bist nicht der erste Anwalt, der mir über den Weg läuft, Z’ev. Und keiner von ihnen wäre auch nur annähernd fähig gewesen, ein Wasserrohr aus der Wand zu reißen, jemanden damit k.o. zu schlagen und ihn dann kopfüber ins Klo zu stopfen. Und was sollte das heißen, dass ›wir‹ Victor noch brauchen? Wer ist ›wir‹? Und wenn du für dieselben Leute arbeitest wie Victor, warum ist Lawan dann auf ihn losgegangen, aber nicht auf dich? Das passt doch alles nicht zusammen!«
»Kein Grund sich aufzuregen, Nikki«, sagte er gereizt. »Du bist da in etwas reingeplatzt, bei dem du nichts verloren hattest.«
»Weißt du was, Z’ev? Ich kann mich aufregen, wann und so viel es mir passt. Dies ist ein freies Land.« Sie überlegte
kurz, wie es in Thailand um die Freiheit bestellt war. Na ja, doch - relativ frei. »Außerdem bin ich nirgends reingeplatzt! Du hast mich ja praktisch eingeladen , als du mich gefragt hast, ob ich dich heiraten will.«
»Tja, dann lade ich dich jetzt eben wieder aus.« Er schien sichtlich bemüht, sich zu beherrschen.
»Ach ja, stimmt«, sagte Nikki bitter. »Wir sind ja geschieden.«
Als der Fahrstuhl sich öffnete, marschierte Nikki schnurstracks hinaus und suchte in ihrer Handtasche nach der Schlüsselkarte. Je mehr sie über den Abend nachdachte, desto wütender wurde sie. Die Karte glitt ihr aus den Fingern und fiel zu Boden. Z’ev hob sie auf.
»Nikki«, sagte er und reichte sie ihr. Nikki riss ihm die Karte aus der Hand und rammte sie in den Türschlitz. »Das war nicht so gemeint. Es ist nur … Du bist in meiner Nähe nicht sicher. Hörst du mir überhaupt zu?«
»Was gibt es denn da zu hören? Noch mehr faule Ausreden? Du arbeitest im Auftrag der Regierung. Warum gibst du es nicht einfach zu?«
»Nikki!«, sagte er scharf und schaute zu beiden Seiten den Gang hinab. »Nikki«, sagte er dann noch einmal und
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