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Lizenz zum Kuessen

Lizenz zum Kuessen

Titel: Lizenz zum Kuessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethany Maines
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und jeder Muskel in ihrem Rumpf zu enden und zu explodieren schien, kam sie voran. Aber es wurde ein langer Weg. Im Wasser dümpelnde Dinge prallten gegen sie, Fische knabberten an ihren Fingern - sie hoffte zumindest, dass es nur Fische waren. Nach einer gefühlten Ewigkeit glaubte sie die Kaimauer zu erkennen. Flache Anleger ragten hinaus in den Fluss. Vertaute Boote wippten auf den Wellen. Nikki versuchte, Sarkassians Lagerhaus am Ufer ausfindig zu machen, doch vergebens. Alles sah ganz anders aus. Sogar die Kaimauer. Als Nikki auf ein Schwimmdock zusteuerte, ging ihr auf einmal auf, dass alles deshalb anders aussah, weil es tatsächlich anders war. Sie war nicht an der Stelle angekommen, an der sie in den Fluss gefallen war.
    Sie lachte - über ihre Begriffsstutzigkeit und weil sie erleichtert war, die potenziell tödliche Auseinandersetzung mit
Val auf später verschieben zu können. Als sie das Dock erreicht hatte, versuchte sie sich hochzuziehen. Ihre Arme zitterten, ihr Körper schrie vor Schmerz, und eine ganze Weile sah es so aus, als würde sie es nicht schaffen, aber in allerletzter Sekunde konnte sie doch noch eine verzweifelte Kraftreserve mobilisieren und sich über die Kante ziehen. Lange lag sie reglos da und spürte, wie das Dock auf den Wellen schaukelte. Dann fing ihr Handy wieder an zu klingeln.
    »Please allow me to introduce myself …«
    Sie versuchte es zu ignorieren, aber der Klingelton ihrer Mutter ließ ihr nun mal keine Ruhe. »Bewegung!«, befahl sie sich. Langsam, ganz vorsichtig, Zentimeter um Zentimeter zog sie ihre Bluse hoch und tastete nach der Stelle, wo der Schmerz herkam. Sie legte sich die Hand auf die Brust und spürte den festen Stoff des Anastasia spezial. Die schusssichere Corsage ließ sie hoffen, und etwas mutiger tastete sie weiter. Zwei Löcher waren im Kevlar - eines in der Brust, eins seitlich an den Rippen. Die Ränder der Löcher waren ausgefranst, und Nikki meinte neben dem Gestank des Flusses auch Schießpulver zu riechen.
    Es stank und brannte höllisch. Nikki wollte sich am liebsten ganz klein zusammenkauern und vor Scham im Boden versinken. Sie hatte versagt. Warum hatte sie nicht gemerkt, dass Val sie verraten würde? Val hatte sie von Anfang an nicht gemocht. Warum auch? Nikki war dumm und naiv.
    »Ich hätte lieber Amein helfen sollen«, sagte sie. Tränen schossen ihr in die Augen. Seinen Tod hatte sie auch auf dem Gewissen.
    Als das Handy wieder klingelte, öffnete Nikki seufzend den Rucksack und wollte es abstellen, ging dann aber doch ran. Schon wieder hatte sie ihrer Mutter nachgegeben, womit
der Berg ihrer Niederlagen noch einen halben Meter höher wurde.
    »Hi, Mom«, sagte sie und hielt sich das Telefon ans Ohr. Irgendwie klang ihre Stimme komisch.
    »Wie gut, dass du rangehst, dann weiß ich wenigstens, dass du dir nicht die Finger gebrochen hast.«
    Nikki wagte einen Blick auf ihre Finger. Die Nägel waren eingerissen. Sie würde eine gute Maniküre brauchen. Und war das da etwa Blut? Das würde wehtun. Irgendwann.
    »Da könntest du Recht haben«, meinte Nikki und bog vorsichtig ihre Finger. »Sie sehen nur ein bisschen ramponiert aus.« Ihre Stimme klang, als wäre sie Lichtjahre entfernt.
    »Wäre es zu viel verlangt, dass du mich mal anrufst? Du weißt, dass ich mir Sorgen mache.« Ihre Mutter hörte ihr mal wieder nicht zu. Was wahrscheinlich gut war.
    »Tut mir leid«, folgte Nikki dem vorgegebenen Drehbuch. Sie fühlte sich komisch und von allem entkoppelt.
    »Pass bloß auf dich auf. Du bist so furchtbar naiv. Vielleicht ist das ja meine Schuld, weil ich dich zu sehr behütet habe, aber ich mache mir immer Sorgen, dass andere dich nur ausnutzen.«
    »Ja«, sagte Nikki und dachte automatisch an Val. »Da könntest du Recht haben.«
    »Alles okay bei dir, Nikki?«, fragte ihre Mutter scharf. »Du klingst so komisch. Wirst du etwa krank? Vielleicht solltest du nach Hause kommen. Ist ja nicht so schlimm, wenn das mit diesem Job nicht klappt - du findest schon einen anderen.«
    »Mmmh. Vielleicht.«
    »Nikki!«, schrillte Nells Stimme aus dem Telefon. »Was ist los? Was hast du gemacht?«
    »Ich habe überhaupt nichts gemacht«, sagte Nikki, was
sogar stimmte. Warum hatte sie tatenlos zugesehen? Warum hatte sie sich nicht verteidigt? »Ich … es war was mit einer Kollegin.«
    Das Reden tat weh, zumal ihr ganzer Körper langsam aus der Schockstarre erwachte. Ihre Beine wollten auch was von den Schmerzen abhaben. Der Wind kroch durch einen langen

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