Lizenz zum Kuessen
Zimmer.
»Immer schön sachte, Kovit«, meinte Nikki, als sie die Treppe herunterkam, ihre Pistole auf Kovits Brust gerichtet. Er fuhr herum und schluckte schwer. Mit einem Satz stürzte er zu seinem Schreibtisch, aber Nikki war schneller. Als Kovit auf sie losgehen wollte, hieb sie ihm mit der Pistole ins Gesicht. Dann nahm sie seine Waffe aus der Schreibtischschublade, lehnte sich an die Tischkante und versuchte, ganz cool zu wirken. Ehrlich gesagt war sie ziemlich nervös, denn das hier war Premiere - ihr erstes Verhör!
»Was wollen Sie?«, fragte Kovit und wischte sich das Blut aus den Augen.
»Mrs Robinson«, sagte Nikki.
Kovit lachte. »Wissen Sie, wer ihr Freund ist? Wissen Sie, wer mein wichtigster Lieferant ist?«
»Jirair Sarkassian«, sagte Nikki. »Den will ich auch.«
»Ah ja. Und Victor wahrscheinlich auch«, kam es trocken von Kovit.
»Nein, der ist schon in guten Händen.«
»Hat sich wohl erwischen lassen, während Sarkassian die Stadt unsicher gemacht hat, was?« Kaum merklich bewegte er sich in Richtung Laden. Nikki fragte sich, ob er sie für so blöd hielt, dass ihr das nicht auffiel. Gleich neben der Tür stand ein Aktenschrank, und vermutlich hatte er dort noch eine Waffe versteckt.
»So ähnlich. Sagen wir einfach, dass Victor aus dem Weg ist. Warum verraten Sie mir nicht einfach, wo Sarkassian und Val stecken, und wir vergessen alles andere?«
»Sie halten sich wohl für ganz schlau«, spottete er.
»Schlauer als Sie«, erwiderte sie, als er zur Tür hechtete.
Ein harter Fausthieb traf Kovit im Gesicht, und Jenny zerrte ihn zurück ins Hinterzimmer.
»Hi«, sagte sie.
»Hey«, sagte Nikki.
»Kommen da noch mehr?«, fragte Kovit wütend.
»Wir sind eine ganze Armee, meine kleine Zuckerschote«, klärte Jenny ihn auf und tätschelte ihm die Wange.
»Hi Süße.« Das war Ellen. »Was sollen wir tun?«
»Ihn außer Gefecht setzen«, antwortete Nikki. »Die Waffen sind oben. Ihr habt freie Auswahl - nehmt euch, was ihr braucht.«
»Was?«, schrie Kovit und wollte sich auf sie stürzen. Jenny packte ihn am Haarschopf und hielt ihn zurück. »Das können Sie nicht machen! Das ist meine Ware, mein Lebens - unterhalt!«
»Jetzt nicht mehr«, beschied Nikki. Ellen nahm sich ein paar Seesäcke und marschierte nach oben.
»Mrs Robinson wird Sie umbringen«, drohte er.
»Das hat sie schon versucht«, erwiderte Nikki und versuchte, sich nicht von Jennys entsetztem Blick aus der Ruhe bringen zu lassen. »Hat nicht geklappt. Aber möchten Sie ihr nicht auch eine zweite Chance geben?«
»Ja«, schnaubte er wütend und wand sich unter Jennys unerbittlichem Griff.
»Dann sagen Sie mir, wo sie sich heute zur Übergabe treffen wollen«, sagte Nikki.
»Weiß ich nicht«, antwortete er und schaute sie spöttisch an.
»Aber Sie kennen bestimmt Leute, die es wissen«, beharrte Nikki. »Sie können es herausfinden.«
»Die bringen mich um.«
»Herrgott nochmal!«, rief Jenny genervt. »Wenn du nicht auf der Stelle den Mund aufmachst, bringe ich dich um.«
Kovit schaute von Jenny zu Nikki, als versuche er herauszufinden, wie ernst die Drohung gemeint war.
»Ich glaube, sie meint das ernst«, versicherte ihm Nikki. »Sagen wir mal so: Wenn Sie so sicher sind, dass Val und Sarkassian sowieso gewinnen, warum sollten Sie uns dann nicht verraten, wo sie stecken? Und wenn wir gewinnen, können die Sie nicht mehr umbringen, oder?«
»Wo sie Recht hat, hat sie Recht«, sagte Jenny und zog seinen Kopf nach hinten, bis sie Kovit in die Augen schauen konnte. »Du kannst nur gewinnen, Kleiner.«
»Ich habe massenhaft tolle Sachen gefunden«, rief Ellen und schleppte den ersten Seesack die Treppe hinunter. »Wusstest du, dass er eine ganze Kiste alter Dragunows hat?«
»Ach ja«, sagte Kovit, »seit die Sowjetunion zusammengebrochen
ist und Russland nachgerüstet hat, wird der Markt davon überschwemmt. Nehmen Sie, nehmen Sie ruhig. Nehmen Sie, so viel Sie wollen.«
»Besten Dank«, erwiderte Ellen fröhlich. »Aber ich habe mir lieber ein Heckler & Koch PSG1 genommen.«
»Was?! Nein! Wissen Sie, wie viel ich dafür bekommen kann? Legen Sie das sofort wieder zurück!«
»Nein«, sagte Nikki. »Sie nimmt sich, was ihr gefällt, und Sie sagen uns jetzt, wo diese Übergabe stattfindet, sonst werden Sie uns nicht los.«
Kovit funkelte sie böse an.
»Wenn du glaubst, sie könnte nicht in zwanzig Minuten einen Truck hier vorfahren und dein gesamtes Lager räumen lassen, täuschst du dich, mein
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