Lizenz zum Kuessen
oder?«
»Pragmatisch wie immer«, lachte Jenny.
Als die Mädchen am nächsten Morgen zu den Kriegsspielen antraten, fehlte in Nikkis Team eine Person. Mrs Boyer und Connie berieten noch immer darüber, was deswegen zu tun war, als Valerie Robinson eintraf.
»Sagt ihnen, sie sollen sich nicht so anstellen und zu dritt antreten«, meinte Val und zündete sich eine Zigarette an, nachdem Mrs Boyer sie über den Stand der Dinge aufgeklärt hatte.
»Dadurch sind die anderen Teams aber im Vorteil«, wandte Mrs Boyer ein. »Das ist unfair. Außerdem war Dina Teamleiterin.«
»Oh, die armen Kleinen. Hey, du«, Val zeigte auf Nikki, »du bist ab jetzt die Teamleiterin.«
»Ich weiß ja nicht, ob damit das eigentliche Problem
gelöst ist«, fing Mrs Boyer wieder an, aber Val ließ sie einfach stehen.
»Okay, alle aufgepasst - die Regeln kennt ihr«, sagte Val und schnappte sich die Startschusspistole aus Mrs Boyers Tasche. Die Mädchen murmelten zustimmend, und Val nickte zufrieden. »Super. Dann nichts wie weg mit euch.« Sie gab den Startschuss.
Die Teams stürzten sich auf ihre Ausrüstung und rannten los, um Stellung zu beziehen und in Deckung zu gehen. Etwas ratlos sah Nikki sich nach Ellen und Jenny um. Ellen lächelte aufmunternd, und Jenny reckte siegesgewiss den Daumen. Seufzend gab Nikki die Richtung vor und marschierte voraus.
Am späten Abend war sie zurück auf dem Campus. Aus einer Laune heraus ging sie nicht gleich auf ihr Zimmer, sondern machte noch einen Abstecher auf die Krankenstation.
Dina sah schlimm aus. Sie war bleich und hatte dunkle Ringe unter den Augen. Ihre sonst immer adrett frisierten braunen Haare standen wirr ab, und Nikki war sich ziemlich sicher, dass die undefinierbaren Flecken auf ihrem T-Shirt angetrocknete Kotze waren.
»Die Kriegsspiele sind prima gelaufen«, berichtete Nikki und zwang sich ein Lächeln ins noch immer mit Tarnfarben bemalte Gesicht. »Wir haben gewonnen!« Triumphierend hielt sie den goldenen Pokal hoch - eine Spende von Mr Merrivel, wie es schien, denn es war ein Golfpokal. In Dinas braunen Augen blitzte etwas auf, das Nikki nervös machte. »Mrs Robinson hat uns eine Eins gegeben.«
Dass Val ihr zugezwinkert und gesagt hatte »Eins plus dafür, dass du die Situation mit Bravour gemeistert hast«, erwähnte sie lieber nicht.
»Ich habe mich darum gekümmert, dass du dieselbe Note
bekommst wie wir«, redete Nikki weiter, noch immer ihr angestrengtes Lächeln im Gesicht. »Immerhin hast du die ganze Zeit mit uns trainiert. Also mach dir keine Sorgen - wenn du hier rauskommst, kannst du gleich wieder einsteigen. So, ich bin dann mal wieder weg, damit du dich schön ausruhen kannst.« Nikki wollte Dina zum Abschied aufmunternd die Hand tätscheln und dann schnellstens verschwinden, aber Dina packte ihre Hand und hielt sie fest.
»Ich weiß genau, dass du es warst, Lanier. Und wenn ich hier rauskomme, werde ich allen erzählen, dass du mir das Mundspray aus dem Spezialartikel-Kurs untergejubelt hast.«
Nikki riss ihre Hand zurück.
»Ehe du es dich versiehst, bist du hier rausgeflogen. Du und deine Freundinnen, Jenny und Ellen. Ich weiß, dass ihr da alle zusammen drinsteckt, und das werdet ihr mir büßen.«
»Ich habe keine Ahnung, wovon du redest«, erwiderte Nikki kühl. »Aber solltest du so etwas herumerzählen, müsste ich wahrscheinlich von dem Tequila erzählen, den du unter deinem Bett versteckt hast.«
Dinas Augen funkelten wütend, aber sie sagte nichts.
»Du hast eine Eins bei den Kriegsspielen bekommen - also freu dich, halt die Klappe und lass meine Freunde in Ruhe.«
Dina sah aus, als wolle sie doch noch etwas sagen, aber genau da kam die Krankenschwester hereingeeilt.
»Die Besuchszeit ist leider vorbei«, teilte sie Nikki freundlich mit.
»Kein Problem, ich wollte sowieso gerade gehen«, erwiderte Nikki, ohne Dina aus den Augen zu lassen. »Ich glaube, wir haben alles gesagt, was es zu sagen gibt, nicht wahr, Dina?«
Als Dina sich auf ihr Kissen zurückfallen ließ und widerstrebend nickte, fühlte Nikki erhebenden Triumph - der aber sofort von Schuldgefühlen vermiest wurde.
Kanada
Unter Jungs
Nikki holte tief Luft und wollte gerade Nein sagen, als der Mann im dunkelblauen Anzug forschen Schrittes hereinkam. Er strahlte über das ganze Gesicht und hatte eine Hand weit ausgestreckt. Er war ein gut aussehender Mann, Mitte vierzig, schlank, mit dunklem Teint, schwarzem Haar und tiefliegenden Augen.
»Jim, Sie sehen fantastisch aus!«
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