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Lizenz zum Kuessen

Lizenz zum Kuessen

Titel: Lizenz zum Kuessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethany Maines
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Sein Englisch klang eher britisch als amerikanisch, aber Nikki hörte sofort heraus, dass es nicht seine Muttersprache war. Seinen Akzent fand sie allerdings schwer einzuordnen. »Und das muss Ihre Frau sein. Sie haben mir verschwiegen, wie hübsch sie ist!« Das Kompliment wurde von einem Lächeln begleitet, das seine Augen nicht erreichte.
    »Mr Sarkassian, meine Frau Kim«, stellte ihr frisch Angetrauter sie vor und sah Nikki so herausfordernd an, als warte er nur darauf, dass sie widersprach.
    Nikki gab Mr Sarkassian die Hand, wobei sie feststellte, dass er nicht nur einen Designeranzug trug, sondern auch eine Uhr, die einige Tausender gekostet haben dürfte, sowie protzige Manschettenknöpfe mit Rubinen, mit denen sich bestimmt mehrere Monatsmieten einer sehr komfortablen Wohnung bezahlen ließen. Außerdem fiel ihr auf, dass seine Hände zwar gepflegt waren, aber harte Schwielen hatten. Die Knöchel waren zudem abgeflacht - so, als hätte er jahrelang geboxt.

    »Kim und Jim, wie reizend. Da haben sich ja zwei gefunden.« In Mr Sarkassians Stimme schwang ein spöttischer Unterton mit, der in Nikki spontane Abneigung auslöste. »Dann kommt mal mit«, meinte er, drehte sich auf dem Absatz um und schien anzunehmen, dass sie ihm folgen würden. »Mein Wagen steht in zweiter Reihe«, fügte er erklärend über die Schulter hinzu.
    »Wohin soll es zum Lunch gehen?«, fragte er, als sie in die Hotellobby traten.
    »Also eigentlich …«, begann Nikki, schaute vielsagend auf ihre Uhr und machte sich für ihren anmutigen Abgang bereit - wenn auch mit leisem Bedauern.
    Dann sah sie ihre Mutter aus dem Fahrstuhl treten. Nell trug eine viel zu enge schwarze Hose und eines ihrer tief ausgeschnittenen Oberteile.
    Nikki wurde mit einem Schlag klar, dass sie ziemlich wenig Lust hatte, ihrer Mutter ausgerechnet jetzt zu begegnen. Wie hätte sie ihre plötzliche vermeintliche Heirat erklären sollen? Außerdem wollte sie ihrer Mutter weder ihren frisch angetrauten Gatten noch seinen süffisanten Geschäftspartner vorstellen. Und dann war da noch das verpatzte Vorstellungsgespräch! Nikki schauderte es schon bei der Vorstellung, überhaupt irgend jemandem davon zu erzählen, aber es ausgerechnet ihrer Mutter zu erzählen, dürfte die Hölle auf Erden werden. Für einen Lunch mit ihrer Mutter war Nikki nicht annähernd betrunken genug.
    »Kim kann uns leider nicht begleiten«, sagte Jim, als ihr Schweigen sich gar zu lange hinzog. »Du hast schon etwas vor, nicht wahr, Schatz?«
    Sie musterte Jim, ihren Mann. Hinter seinem Rücken könnte sie ungesehen entkommen. Vielleicht war sie für diesen Lunch ja gerade betrunken genug. Vielleicht war das
auch gar kein Schulterhalfter gewesen, was sie da unter seinem Anzug gesehen hatte, sondern Hosenträger. Genau, es waren ganz bestimmt Hosenträger.
    »Ich habe für heute Abend Theaterkarten, aber es sollte reichen, wenn ich spätestens um fünf wieder hier im Hotel bin«, sagte Nikki und musste an das blöde Carrie-Mae-Meeting denken, das ihre Mutter ihr eingebrockt hatte. Wenn sie sich davor drückte, würde ihre Mutter ausflippen.
    »Doch, ich würde euch gerne begleiten«, fügte sie hinzu. »Solange ihr nicht nur übers Geschäft redet.« Sie lächelte Sarkassian kokett an und sah bei einem kurzen Seitenblick auf Jim, dass seine Miene erstarrt war. Nikki hakte sich bei Mr Sarkassian unter und ließ ihren Charme spielen.
    Eine halbe Stunde später schob Nikki ein Salatblatt auf ihrem Teller hin und her und überlegte, ob sie den Verstand verloren hatte. Hatte man ihr als Kind ganz umsonst eingetrichtert, nicht mit Fremden mitzugehen? Was wusste sie von den beiden Männern? Vielleicht waren sie Serienmörder, die arglose Frauen in teure Restaurants ausführten und sterbenslangweiligen Smalltalk machten, bevor sie ihre Opfer brutal mit Messer und Gabel erstachen.
    Oder sie ignorierten ihre Opfer einfach zu Tode.
    Sarkassian führte gerade sein drittes Telefongespräch. Diesmal hatte er zumindest die Höflichkeit besessen, sich vom Tisch zu entfernen. Soweit Nikki das bislang beurteilen konnte, hatte Sarkassian tatsächlich irgendetwas mit Schiffen zu tun, aber welche Rolle Jim dabei spielte, war ihr schleierhaft. Jim hatte sich von ihr abgewandt und starrte Sarkassian hinterher.
    Nikki schaute sich im Restaurant um. Am Fenster saß ein turtelndes Pärchen, und ein paar Tische weiter eine zierliche Frau in leuchtend blauem Kostüm, die alleine zu Mittag aß.
Ihr Gesicht verschwand fast

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