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Lizenz zum Kuessen

Lizenz zum Kuessen

Titel: Lizenz zum Kuessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethany Maines
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verspiegeltem Glas, so dass man von der Toilette aus durch Wasser und Fische hindurch in die Lobby schauen konnte.
    Gespannt beobachtete sie, wie Sarkassian genau auf sie zusteuerte und sich auf die Bank vor dem Aquarium setzte. Wenn sie sich jetzt vorbeugte, könnte sie sehen, was er in sein BlackBerry tippte. Seine Finger verdeckten zwar die winzigen Tasten, aber sie sah die Buchstaben einen nach dem anderen auf dem Display auftauchen. Wie spannend, er gab sein Passwort ein! Nachdem sie sich kurz für ihre Neugierde geschämt hatte, reckte sie den Hals und schaute ihm über die linke Schulter. Sie versuchte, das Wort zu entziffern, was gar nicht so leicht war, da durch das Wasser alles ein bisschen verschwommen wirkte.

    »H-i-c-e-t-n-u-n …«, murmelte Nikki leise jeden der eingetippten Buchstaben vor sich hin.
    Eine Toilettenspülung rauschte, und Nikki fuhr vor Schreck zusammen.
    »Diese Aquarien sind faszinierend, nicht wahr?« Die Frau in dem blauen Kostüm kam aus einer der Kabinen. »Man könnte stundenlang zuschauen.«
    Das feine Lächeln der Frau hatte etwas Wissendes, und Nikki fühlte sich ertappt. Sie war zudem älter, als Nikki vermutet hatte - auf jeden Fall jenseits der fünfzig, aber wie weit, war schwer zu sagen. Sie hatte ein ovales Gesicht, funkelnde blaue Augen und war perfekt geschminkt. Nikki waren auch ihre runden, gleichmäßigen Vokale nicht entgangen. Vielleicht kam sie aus Kalifornien. Kanadierin war sie auf jeden Fall nicht.
    »Ähm, ja … sehr faszinierend.« Nikki vermied jeden Augenkontakt und eilte in eine der Toilettenkabinen. Als sie herauskam, war die Frau gegangen, und Sarkassian hatte sich wieder hinter die Palme verzogen. Nachdenklich starrte Nikki auf seinen Rücken und grübelte über das Passwort nach. Die Buchstabenkombination »hice« war im Englischen wenig geläufig, ein Wort, das mit »tn« begann, erst recht. Sie versuchte die Buchstaben anders aufzusplitten. Hic et … »Hier und jetzt!«, rief Nikki genau in dem Augenblick, als eine andere Frau zur Tür hereinkam. Nikki wurde rot, eilte hinaus und versuchte, mit ihren klackernden Absätzen auf dem Marmorboden der Lobby so wenig Lärm wie möglich zu machen. Das lateinische hic et nunc hieß übersetzt »hier und jetzt«. Sehr zufrieden mit ihrer Entdeckung ließ sie sich wieder auf ihren Stuhl fallen und hoffte, dass ihre Wangen nicht mehr allzu sehr glühten. Nach diesem kleinen Triumph war sie sogar zu Smalltalk bereit.

    Aber Jim schien sie gar nicht zu bemerken und hing ziemlich schlaff auf seinem Stuhl, seine Miene nicht mehr gespannt und aufmerksam, sondern völlig ausdruckslos. Nikki fand, dass er furchtbar müde aussah, und einen Moment lang musste sie dem Impuls widerstehen, die Arme um ihn zu legen und ihm zu versichern, dass alles gut werden würde - was immer es auch war.
    »Jim?« Sie wollte ihn wegen Sarkassian fragen.
    »Das ist gar nicht mein richtiger Name«, sagte er. Nikki starrte ihn an, unsicher, was sie sagen oder was sie von seinem veränderten Ton halten sollte. Er ließ sich in seinen Stuhl zurücksinken, als wäre er wirklich sehr, sehr müde. Der rechte Arm hing über die Lehne und in der Hand hielt er ein Messer, das er gedankenverloren zwischen den Fingern kreisen ließ und damit das Licht auffing, das durch das große Fenster einfiel, das auf die Bucht hinausging. Die Klinge zerschnitt es in helle, schmale Segmente und reflektierte es auf die Wände, auf den Tisch und auf Nikki. Sie merkte, dass sie den Atem anhielt, als wäre sie in ein sonnendurchflutetes Aquarium gefallen.
    »Und wie ist dein richtiger Name?«, fragte sie leise, um die Stimmung nicht kaputt zu machen.
    »Z’ev«, antwortete er, noch immer ganz auf Messer und Licht fixiert.
    »Z’ev«, wiederholte sie und ging den Namen ein paarmal im Kopf durch. »Das ist ein jüdischer Name, oder?«
    »Ja, wahrscheinlich. Ich bin nach meinem Großvater benannt, der war Jude.« Jetzt sah er sie an, ließ das vom Messer reflektierte Licht auf ihrer Wange ruhen. Auf einmal wurde Nikki ziemlich warm, aber sie versuchte, seinen Blick ganz ruhig zu erwidern.
    »Ich bin ein bisschen von allem. Eine bunte Promenadenmischung.«

    »Ich auch«, sagte Nikki und nickte verständnisvoll. »Mein Vater ist aus Quebec.«
    Er lachte. »Soll heißen?«
    »Bunte Promenadenmischung.«
    »Ja, klar, wenn man ein paar Weiße bunt durcheinandermischt, ist das auch nicht ohne.«
    Jetzt war es an ihr zu lachen. »Es ist wirklich nicht ganz ohne«,

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