Lizenz zum Kuessen
beharrte sie. »Mein Vater hat einen ganz anderen kulturellen Hintergrund als meine Mutter. Andere Familie, andere Traditionen, andere Sprache. Alles einfach … anders«, schloss sie achselzuckend.
»Tatsächlich nicht ganz ohne«, stimmte er ihr zu.
»Warum benutzt du nicht deinen richtigen Namen?«, wollte Nikki wissen.
Sie hatte schon festgestellt, dass seine Miene schwer zu deuten war, ertappte sich aber trotzdem dabei, nach den flüchtigen Gefühlsregungen zu suchen, die ab und an über sein Gesicht huschten und schneller wieder verschwunden waren als die Sonne hinter vorbeiziehenden Wolken. Er runzelte die Stirn, als täte es ihm bereits leid, ihr seinen richtigen Namen gesagt zu haben.
»Z’ev prägt sich meiner Erfahrung nach doch ein bisschen zu sehr ein«, meinte er schließlich. Wieder war sein Blick auf sie gerichtet, und Nikki spürte, wie sie irgendwo unterhalb des Schlüsselbeins zu erröten begann und die Röte sich langsam nach oben schlich.
»Ach was«, sagte sie schnell. »Du bist einfach nur ein unverbesserlicher Lügner, gib’s zu!« Sie warf den Kopf kurz nach hinten, sodass ihre Haare ihr über die Schultern fielen, und versuchte, bei diesem Manöver so cool und kokett wie möglich auszusehen. Seit der Highschool hatte das immer bestens funktioniert.
»Was? Nein!« Er lächelte, aber sie merkte, dass sie ihn ein bisschen aus der Fassung gebracht hatte.
»Jetzt komm schon!« Nikki musste über seine verdutzte Miene lachen und hatte das Gefühl, sich und die Unterhaltung wieder im Griff zu haben. »Du lügst dir etwas über eine Frau zusammen, die du gar nicht hast, du legst dir einen falschen Namen zu - was willst du Mr Sarkassian andrehen?«
»Wie kommst du darauf, dass ich ihm etwas andrehen will?«
»Für ein Geschäftsessen betreibst du einen ziemlichen Aufwand. Du hast ihm sogar ein Kompliment zu seinen Manschettenknöpfen gemacht.« Sie verdrehte die Augen.
»Ich habe gesagt, ich fände sie interessant «, stellte Z’ev klar, aber durch seinen gereizten Ton klang ein Lächeln hindurch.
»Stimmt, aber wenn man ›interessant‹ sagt und dabei lächelt, klingt es fast immer wie ein Kompliment.«
»Wirklich? Interessant.« Er bedachte sie mit einem erstaunten Lächeln.
»Ja, wirklich«, erwiderte Nikki betont sarkastisch. »Und meine Frage hast du noch immer nicht beantwortet.«
»Tut mir leid, wie war nochmal die Frage?«
»Was willst du von Sarkassian?« Nikki seufzte genervt.
»Weißt du was?«, meinte er, noch immer lächelnd. »Wenn du mir erzählst, warum du mitgekommen bist, erzähle ich dir, warum ich hier bin.«
Nikki zögerte, denn eigentlich wollte sie ihre Schmach keinem Fremden offenbaren.
»Das ist der Deal«, sagte er. »Entweder du lässt dich drauf ein oder du lässt es bleiben.«
»Ich habe Linguistik studiert«, versuchte sie zu erklären, wie es so weit hatte kommen können. Natürlich fing sie ihre
Geschichte wieder mal an der völlig falschen Stelle an, aber egal. »In den letzten drei Jahren hatte ich fünf verschiedene Jobs, und keiner hatte auch nur annähernd was mit meinem Studium zu tun. Und es ist keineswegs so, als würde ich nicht nach passenden Stellen suchen. Es gibt nur keine. Um einen qualifizierten Job zu bekommen, braucht man Erfahrung, und um Erfahrung zu bekommen, braucht man einen Job.«
»Tja, der Ernst des Lebens«, sagte er völlig ausdruckslos. Man hätte aus seinem Ton vielleicht schließen können, dass ihn das alles nicht interessierte, aber Nikki fand ihn komischerweise ermutigend. Er ließ es so klingen, als sei es ganz normal, mit dem Ernst des Lebens nicht zurechtzukommen und nicht etwa ein Grund, sich aufzuregen.
»Mir war schon klar, dass erwachsen werden und einen richtigen Job finden kein Kinderspiel ist«, verteidigte sich Nikki. »Ich hätte nur nicht erwartet, dass es so schwer ist. Ich komme mir vor wie beim Topfschlagen, wenn man mit verbundenen Augen auf dem Boden herumkriecht, während die anderen alle lachen und einen in die falsche Richtung schicken.«
»Und nicht vergessen - den anderen immer schön auf die Füße hauen«, riet er ihr in demselben gleichmütigen Ton wie vorher, aber seine Augen funkelten vergnügt.
Nikki lachte. »Ich werde es mir merken. Vor zwei Wochen habe ich auf jeden Fall eine Anzeige gesehen, die genau auf mein Profil passte. Ich war total aufgeregt. Ich wurde zum Vorstellungsgespräch eingeladen, und meine Mom hat mir das Hotel gezahlt.« Die Sache mit Carrie Mae ließ Nikki
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