Lizenz zum Kuessen
mit einem Söldner verheiratet zu sein, was?«, fragte Sarkassian lachend und richtete sein Augenmerk wieder auf Nikki.
Nikki lächelte etwas bemüht. Ihr kam es so vor, als habe Sarkassian denselben sadistischen Spaß daran, sie zu pro - vozieren wie ein kleiner Junge, der Ameisen unter dem Brennglas verschmoren ließ.
»Nun …«, meinte Nikki und versuchte, sich etwas Cleveres einfallen zu lassen, das zu ihrer Rolle passte. »Die Grund - idee war, dass er nach unserer Heirat ausschließlich in meinen Diensten steht.«
»Sehr gut«, fand Sarkassian und nickte. »Wie ist Ihr Steak, Schätzchen?«
»Gut, sehr gut«, sagte Nikki, schluckte angestrengt und zwang sich zu einem Lächeln, das von Sarkassian erwidert wurde. Er schien es zu genießen, wie unbehaglich sie sich fühlte, wenn er sie so herablassend behandelte.
Nikki kam sich vor, als stünde sie in der Küche zwischen Kühlschrank und Backofen. Sarkassian erging sich in glü - hender Begeisterung über sein jüngstes Projekt. Zu ihrer Linken saß mit angedeutetem Lächeln Z’ev und nickte, dabei verströmte er aber die Kälte einer Tiefkühltruhe, die Nikki
frösteln ließ. Sie wünschte, sie hätte sich doch nicht auf dieses alberne Spiel eingelassen.
»Armenisch!«, rief sie plötzlich. Sarkassian hielt in seinen Ausführungen inne und bedachte sie mit kaltem Blick. »Sie sind Armenier.« Auf einmal kam sie sich dumm vor, mit ihrem Geistesblitz laut herausgeplatzt zu sein. »Ich hatte die ganze Zeit überlegt, was für einen Akzent Sie haben. Sie sind Armenier, nicht wahr? Das finde ich wirklich spannend …« Unter seinem unergründlichen Blick verstummte sie.
»Spannend. Ja, doch«, meinte er und lächelte sein Haifisch-Lächeln. »Könnte man so sagen. Als ich geboren wurde, waren wir der Prügelknabe der Scheiß-Sowjets, dann kam das Erdbeben, bei dem ich meine Eltern verloren habe, dann das katholische Waisenhaus und schließlich der Krieg mit Aserbaidschan. Schöne Zeiten, sehr spannend. Danke, dass Sie mich daran erinnert haben.«
Nikki lächelte entschuldigend und hielt für den Rest des Essens den Mund. Es schien gar kein Ende nehmen zu wollen, und sie fand Jirair Sarkassians »Schätzchens« immer schwerer zu ertragen. Sie wusste, dass er es absichtlich tat, und dass er genau wusste, dass sie nichts dagegen sagen würde.
Unauffällig schaute sie auf die Uhr und bekam leichte Panik. Es war Viertel vor fünf. Sie sah Z’ev an. Die Unterhaltung hatte sich wieder Sportthemen zugewandt, und beide Männer schienen guter Dinge.
»So, meine Herren«, sagte sie leise, da sie das Gespräch nicht stören wollte. »Ich müsste jetzt langsam …« Nikki versuchte sich daran zu erinnern, was ihre Ausrede dafür gewesen war, um fünf wieder im Hotel sein zu müssen.
»Ach ja, natürlich«, sagte Z’ev. »Die Theaterkarten. Wollte Mary Ann dich im Hotel abholen?«
»Ja«, sagte Nikki erleichtert, »und vielleicht bringt sie noch Mrs Howell mit, deswegen will ich nicht zu spät kommen. Du weißt ja, wie sie ist.« Z’ev musste sich sichtlich das Lachen verkneifen, aber Sarkassian schien nichts zu merken.
»Na, dann wollen wir mal lieber«, meinte Sarkassian und winkte einen Kellner herbei.
Es dauerte noch eine geschlagene Viertelstunde, bis die Rechnung dann tatsächlich bezahlt war. Nikki musste sich ziemlich anstrengen, nicht ständig auf die Uhr zu schauen, aber sie konnte förmlich spüren, wie die Minuten, die sie nun zu spät käme, sich hinter ihr anstauten wie Autos im Berufsverkehr. Als sie dann endlich, endlich im Wagen saßen, kamen sie glücklicherweise zügig zum Hotel durch.
»Da wären wir, Schätzchen«, sagte Mr Sarkassian. »Sie haben doch nichts dagegen, wenn ich Ihren Jim noch für ein paar Stunden entführe?«
»Nein, natürlich nicht.« Nikki lächelte anmutig und öffnete die Tür. Kurz war sie versucht, »Doch!« zu sagen, nur um seine Reaktion zu sehen, aber sie wollte so schnell wie möglich ins Hotel. Dieser alberne Vortrag hatte bestimmt längst angefangen, und ihre Mutter würde stinksauer sein.
»Einen Moment noch«, sagte Z’ev vom Rücksitz, gerade als sie ihre Tür zuschlagen wollte. »Ich bringe meine Frau kurz zur Tür.«
»Aber Jim …«, fing Nikki an. »Das brauchst du nicht.« Doch er war schon ausgestiegen, hatte sie beim Arm genommen und führte sie die breite Treppe hinauf.
»Also, wenn ich geahnt hätte, dass ich mich die ganze Zeit ›Schätzchen‹ nennen lassen muss, wäre ich nicht
Weitere Kostenlose Bücher