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Lizenz zum Kuessen

Lizenz zum Kuessen

Titel: Lizenz zum Kuessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethany Maines
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Tisch. Da Mr M. in den Sportteil vertieft war, wusste
sie, dass kein Widerspruch zu erwarten war und schnappte sich den Rest der Zeitung.
    Nach einigen Minuten einvernehmlichen Schweigens meinte Mr M. mit Blick auf die Krümel auf seinem Teller: »Ich habe immer noch Hunger. Wollen Sie auch ein Sandwich? Auch nicht mit Käse überbacken?«, fügte er hinzu, als Nikki den Kopf schüttelte. Achselzuckend machte er sich in der Küche zu schaffen und holte Aufschnitt und Käse aus dem Kühlschrank.
    »Sie sehen aus, als würden Sie sich Sorgen machen.« Er stand am Herd und betrachtete sie nachdenklich.
    »Mrs M. meinte, dass sie mir bald einen Auftrag zuteilen würde, aber es ist so furchtbar, nicht zu wissen, was einen erwartet. Ich würde mich gern besser auf meinen neuen Job vorbereiten können. Irgendwie hätte ich gern mehr Input.«
    »Ach ja, ein neuer Job kann stressig sein«, sagte er und lachte über ihre Wortwahl. »Aber lange dauert es bestimmt nicht mehr, bis Sie mehr ›Input‹ bekommen.«
    »Aber was, wenn das nicht reicht?«, beharrte Nikki. »Ich meine, einmal ist da der Job, und dann kommt noch der ganze andere Kram dazu.«
    »Der ganze andere Kram?«, fragte er und schaute sie über die Schulter an.
    »Ja, wie im College zum Beispiel. Da habe ich eine einwandfreie Arbeit abgegeben, und mein Professor gibt mir gerade mal eine Drei dafür, weil er ›mehr von mir erwartet hätte‹. Was, wenn so was wieder passiert? Was, wenn ich mehr leisten soll, aber überhaupt nicht weiß, was von mir verlangt wird?«
    »Mmmm«, sagte Mr M. und konzentrierte sich erst mal darauf, sein Brot zu belegen. Die blaue Flamme des Gasherds leckte am schmiedeeisernen Pfannenboden, als Mr M.
sein Sandwich in die gut gebutterte Pfanne gleiten ließ. Es zischte leise und fing an, nach geröstetem Käsesandwich zu riechen.
    »Eines der ersten Dinge, die ich im Jurastudium gelernt habe - oder vielleicht eher von Perry Mason im Fernsehen -, war, dass man keine Schlüsse aus Tatsachen ziehen sollte, die nicht eindeutig bewiesen sind.«
    »Soll heißen?« Nikki stibitzte sich jetzt doch eine Scheibe Brot und steckte sie in den Toaster.
    »Soll heißen, dass Sie sich wegen Mrs M.s Erwartungen an Sie Sorgen machen können, wenn Sie wissen, was genau diese Erwartungen sind.«
    »Ich soll mir also nicht schon heute über die Probleme von morgen den Kopf zerbrechen?«
    »Genau!« Er strahlte sie an. »Ich kann Ihre Besorgnis durchaus verstehen, aber das Einzige, was Sie dagegen tun können, ist, stets Ihr Bestes zu geben. Und ich vermute mal, dass Sie bei dieser Hausarbeit eben nicht Ihr Bestes gegeben haben.«
    »Mmh«, erwiderte Nikki schuldbewusst. Einen Moment war es ganz still in der Küche, die mittlerweile von leckeren Käsedüften erfüllt war. Nikki räumte die Zeitung vom Tisch. Als der Toast aus dem Toaster sprang, fasste Mr M. ihn zwischen zwei Fingern und eilte damit zum Tisch.
    »Achtung, heißer Toast!« Er ließ ihn auf ihren Melonenteller fallen.
    »Ich dachte, Sie sollten auf Ihren Cholesterinspiegel achten?«, fragte Nikki mit Blick auf sein üppiges Sandwich.
    »Was Mrs M. nicht weiß, macht sie nicht heiß«, erwiderte er.
    »Na, wie gut, dass ich es nicht weiß.« Mrs Merrivel kam in die Küche und gab ihrem Mann einen Kuss mitten auf den
Kopf. Sie trug eine adrette hellblaue Bluse und einen dunkelblauen Rock. Klein und zierlich und ganz reizend sah sie aus, wie sie da neben ihrem Mann stand. Nikki fragte sich, wie viele Menschen sich wohl schon von ihrem Äußeren hatten täuschen lassen.
    »Nikki, wenn du mit deinem Toast fertig bist, komm bitte in mein Büro.«
    Nikki hätte sich fast an ihrem Toast verschluckt. Sie nickte. Im selben Moment klingelte das Telefon, und Mrs M. ging ran. Sie war die Höflichkeit in Person, aber Nikki hörte an ihrer Stimme, dass der Anruf ihr jetzt überhaupt nicht passte.
    »Geh schon mal vor«, sagte Mrs M. zu ihr, die Hand über dem Hörer. »Ich komme gleich nach.«
    Langsam lief Nikki den Korridor entlang. Der dicke Teppich schluckte das Geräusch ihrer Schritte. Nichts war zu hören, außer leisem Papiergeraschel, das aus Mrs M.s Büro kam. Die Tür stand einen Spalt offen. Nikki stieß sie ganz auf und trat ein.
    Valerie Robinson wühlte in einer von Mrs Merrivels Schreibtischschubladen herum.
    »Herrje, hast du mich erschreckt!«, fuhr Valerie sie an. »Was machst du hier? Soll unser kleiner Rotschopf jetzt auch auf geheime Mission?«
    »Wer weiß«, sagte Nikki unverbindich.

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