Lizenz zum Kuessen
dass sich jetzt ein paar Profis der Sache annehmen!«
»Gewiss«, sagte Dr. Hastings. »Vielen Dank erst mal. Wir bleiben in Kontakt.« Sie nickte Jane kurz zu, die die Übertragung beendete und ein paar Anweisungen in ihr Headset murmelte.
»Nicole«, fuhr Dr. Hastings an Nikki gewandt fort, »vielleicht sollten wir kurz noch die Hierarchien und Entscheidungsprozesse klären. Wir versprechen nicht einfach Leuten, dass wir all ihre Problem lösen werden! Diese Sache ist ganz klar Angelegenheit der thailändischen Polizei. Eine meiner Top-Agentinnen deswegen für eine Woche nach Thailand zu schicken, ist eine absolute Ressourcenverschwendung.«
»Ich dachte, wir wären hier, weil wir ihr helfen sollen«, meinte Nikki und sank noch tiefer in ihren Stuhl.
»Du bist eine Anfängerin - wir bezahlen dich nicht fürs Denken«, erklärte Dr. Hastings. »Valerie, es tut mir leid, dich auf ein so vergebliches Unterfangen zu schicken, aber mir scheint, andere haben für uns entschieden.«
»Wäre ja nichts Neues«, sagte Val, schob ihre Unterlagen zurück in die Mappe und schlug sie einmal kräftig auf den Tisch. »Kennen wir doch schon.« Val lächelte Dr. Hastings so strahlend an, dass Nikki sofort wieder nach versteckten Untertönen lauschte, aber Dr. Hastings schien nichts davon zu merken.
»So, dann danke ich Ihnen, meine Damen.« Dr. Hastings stand auf und nickte ihnen zu als Zeichen, dass sie entlassen wären. »Und seien Sie vorsichtig.«
»Ich bin immer vorsichtig«, erwiderte Val trocken, stand auf und streckte sich.
»Wenn ich bei meiner Verhütung so vorsichtig wäre, wäre ich längst schwanger«, murmelte Jane hinter ihrem Laptop.
»Jane!«, fuhr Dr. Hastings sie an. »Das schickt sich nicht für ein Meeting.«
»Jawohl, Dr. Hastings«, sagte Jane artig.
Kalifornien XIV
Wunderland: Weißes Feld
»Du und deine große Klappe«, knurrte Val, als sie in den Fahrstuhl stiegen. »Hast du eine Ahnung, wie heiß es gerade in Thailand ist?«
»Nein«, sagte Nikki kleinlaut, die sich noch immer die Wunden von Dr. Hastings’ scharfer Zunge leckte.
»Heiß«, sagte Val und stach mit dem Finger auf den Knopf K2. »Verdammt heiß. So richtig scheiße heiß. Affenarschheiß.«
»Tut mir echt leid«, entschuldigte sich Nikki. »Aber ich dachte, wenn wir schon zur Videokonferenz gerufen werden, ist es so gut wie beschlossen, dass wir ihr helfen.« Was sie eigentlich meinte, war, dass sie überhaupt nicht auf die Idee gekommen wäre, dass eine Organisation, die »Frauen in aller Welt unterstützte«, Lauras Bitte abschlagen könnte.
»Schon möglich«, meinte Val achselzuckend. »Aber es ist immer besser, die Chefin glauben zu lassen, sie würde die Entscheidungen treffen, kapiert?«
»Kapiert«, sagte Nikki düster.
Val lachte. »Mach dir deswegen keinen Kopf. Lillian hätte dich sowieso nicht gemocht.«
»Soll mich das jetzt trösten, oder was?«
»Es ist befreiend«, fand Val. »Wo keine Sympathie ist, kann man sich auch nichts verscherzen. Jetzt kannst du so viel rumzicken, wie du willst.«
»Wahrscheinlich«, meinte Nikki wenig überzeugt. »Was ist im Keller?«, fragte sie und hoffte, damit das Thema zu wechseln.
»Die Spaßabteilung«, erwiderte Val. Der Fahrstuhl sank zehn Stockwerke in die Tiefe, hielt an und ging wieder nicht auf. Wie schon zuvor blieb Val völlig cool, nahm den roten Notrufhörer ab und sagte: »Verdaustig war’s und glasse Wieben rotterten gorkicht im Gemank.«
»Hab acht vorm Zipferlak, mein Kind« 2 , sagte Nikki.
Val starrte sie verständnislos an. »Ach so, das blöde Gedicht«, meinte sie dann, gerade als Nikki schon fast vor Scham im Boden versinken wollte. »Einer der Techniker meinte, hier runterzufahren, wäre wie in das Kaninchenloch in Alice im Wunderland zu fallen - nichts ist mehr, was es zu sein scheint. Irgend so ein Scherzkeks hat dann sämtliche Passwörter aus den Gedichten aus Alice im Wunderland genommen.«
» Hinter den Spiegeln «, verbesserte Nikki.
»Was?«, fragte Val und trat aus dem Fahrstuhl in einen langen Korridor mit Betonwänden. Die Wände waren bis auf halber Höhe in grellem Violett angestrichen, was sie allerdings auch nicht anheimelnder machte.
» Alice hinter den Spiegeln «, wiederholte Nikki, die gerade vor allem damit beschäftigt war, nicht in einen violetten Farbrausch zu verfallen. »Das ist das zweite Alice-Buch«, fügte sie hinzu, »das, aus dem das Zipferlak-Gedicht ist. In das Kaninchenloch fällt sie im ersten
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