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Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition)

Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition)

Titel: Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Egmont R. Koch
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mutmaßliche Terroristen durch den Mossad vollstrecken lassen: gegen den palästinensischen Terroristen Dschihad Ahmed Jibril (Mai 2002), gegen Hisbollah-Militärchef Imad Mughniyeh (Februar 2008) und gegen Hamas-Waffenhändler Mahmoud Mabhouh (Januar 2010). Allein seit 2007 dagegen wurden offenbar sechs Wissenschaftler ermordet – fünf im Iran und einer in Syrien.
    »Wenn diese Fachleute für ein Atomprogramm arbeiten, von dem sie wissen, dass es dabei nicht um Elektrizität geht, sondern um die Bombe, dann sind sie Feinde der zivilisierten Welt«, argumentiert der ehemalige Mossad-Agent Gad Shimron. Er attestiert den israelischen Inlandsgeheimdiensten seines Landes zwar oft »eine lockere Hand« bei der Auswahl von Zielpersonen, hält aber gezielte Tötungen seines alten Arbeitgebers im Ausland unter Umständen für durchaus gerechtfertigt. Sein ehemaliger Kollege Eliezer (»Geizi«) Tsafrir sieht das ähnlich. Er war Mossad-Stationschef in Teheran, als dort noch der Schah regierte, danach im irakischen Kurdistan. Später beriet Tsafrir mehrere israelische Regierungen in Fragen des Iran. »Wer die schiitische Mentalität kennt, der weiß, dass sie entschlossen sind, Atomwaffen in die Hand zu bekommen, sagt er, »wenn es nötig ist, Forscher zu vernichten, die das Projekt leiten, dann muss es gemacht werden.«
    Ephraim Asculai dagegen, ehemaliges Mitglied der israelischen Atomenergie-Kommission, ist überzeugt, »dass es in keiner Weise nützlich ist, Forscher zu liquidieren, nicht einmal als Methode der psychologischen Kriegsführung«. Von der moralischen Komponente einer solchen Entscheidung einmal ganz abgesehen. Asculai stimmt dabei im Wesentlichen der Einschätzung des australischen Völkerrechtlers und früheren UN-Berichterstatters Philip G. Alston zu, wenn dieser zu dem Ergebnis kommt: »Es ist in Zeiten ohne bewaffneten Konflikt völlig inakzeptabel, in ein anderes Land zu gehen, um dort Leute zu ermorden, gleichgültig wie ausgewählt die Opfer sein mögen, gleichgültig welches höhere Ziel man im Auge hat. Es ist ein Verstoß gegen viele internationale Gesetze, und es führt auf einen sehr, sehr gefährlichen Weg!«
    Die Hardliner in Israel, dazu zählte auch der zwischen 2002 und 2010 amtierende Mossad-Chef Meir Dagan, halten hits für eine durchaus effektive und legitime Methode aus dem geheimdienstlichen Repertoire, um die Rüstungsbestrebungen des Erzfeindes Iran zu bekämpfen. Dagan wollte einen offenen Krieg mit dem Regime in Teheran vermeiden, weil der den gesamten Nahen Osten in Brand stecken könnte; andererseits erwiesen sich nach seiner Meinung die internationalen Sanktionen als viel zu lasch, um die Mullahs zu beeindrucken. Was also blieb zwischen Krieg und wirtschaftlichen Druck? Verdeckte Maßnahmen. Einige Pläne wurden gemeinsam mit den Spezialisten der CIA, des britischen MI6und des BND ausgebrütet, andere waren von vornherein als blue and white angelegt. So werden mit Bezug auf die blauweiße Fahne Israels Operationen ohne Beteiligung von Partnerdiensten bezeichnet. Das Zauberwort des Memunen hieß »Vergiftung«, was er damit meinte war »Sabotage«. Alle kreativen Köpfe der »verbotenen Stadt« waren aufgerufen, ihrer Phantasie freien Lauf zu lassen. Wie könnte das iranische Atomprogramm »vergiftet« werden? Agenten könnten die Stromversorgung der wichtigsten iranischen Atomzentren zerstören; ein anderer Vorschlag lautete, sie könnten einen russischen Physiker anheuern und ihn, ausgestattet mit guter Legende aber gefälschtem Bombendesign, hinter die feindlichen Linien schicken; eine weitere Idee war: sie könnten auf dem weltweiten nuklearen Schwarzmarkt Scheinfirmen gründen und über diese manipulierte Bauteile in den Iran liefern. Viele der Szenarien wurden tatsächlich realisiert, am Ende sogar der Angriff mit Hilfe des Computerwurms »Stuxnet« auf die elektronischen Steuerungen Tausender von Gaszentrifugen, in denen der Bombenstoff Uran angereichert wird. Alle Operationen dienten dazu, Sand in das iranische Getriebe zu streuen und das ehrgeizige Bombenprojekt zu verzögern. Und dann blieb dem Mossad noch eine weitere Möglichkeit: Exekutionen.
    »Der deutsche Geheimdienst zeigte sich zwar beunruhigt über das iranische Programm, lehnte aber dankend jede Beteiligung bei Mordanschlägen ab«, schreibt das Autorengespann Dan Raviv und Yossi Melman in seinem Buch »Spies Against Armageddon«, und »die Briten hatten sich schon 1998, nach dem Ende des Nordirland-Konflikts,

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