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Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition)

Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition)

Titel: Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Egmont R. Koch
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der Mossad-Zelle im Iran herrscht strikte Abschottung (Kompartimentierung), das heißt, jeder hat seine Aufgabe, kennt aber die anderen und deren Aufgaben nicht. Fashi glaubt, dass »viele Leute an der Operation beteiligt gewesen sind, einer kaufte das Motorrad, ein anderer zwei Satellitentelefone, ein dritter mietete das Lagerhaus an usw.«
    Am frühen Morgen geht der Anruf ein. Majid Fashi holt die bereits mit dem Sprengsatz präparierte Honda 125 aus dem Lagerhaus und fährt damit in den Norden Teherans, parkt die Maschine direkt vor dem Haus, in dem Dr. Masoud Alimohammadi wohnt, dessen Fassade und Umgebung er sofort erkennt. Danach wartet er in Sichtweite. Als Alimohammadi Minuten später das Haus verlässt, sich von seiner Frau verabschiedet und in seinen grünen Peugeot steigen will, drückt der Agent den Knopf einer Fernbedienung. Die Detonation ist so heftig, dass alle Fenster im Haus zu Bruch gehen und Mauersteine auf die Straße geschleudert werden.
    Fashi bleibt im Lande, er ist noch für weitere Anschläge vorgesehen. Im April 2010 reist der Kickboxer zu einem Wettbewerb nach Armenien, im Juli 2010 nach Melbourne in Australien, trifft sich dort mit seinen israelischen Kontaktleuten, streicht eine zweite Rate seines Agentenlohns von mehreren Zehntausend Dollar ein; wegen der Fortsetzung ihrer Zusammenarbeit bittet er um Bedenkzeit. Tatsächlich ist der iranische Geheimdienst VEVAK zu dieser Zeit bereits auf seiner Spur. Nach Informationen der beiden Autoren des US-Magazins Time , Karl Vick und Aaron J. Klein, wurde die Mossad-Zelle »von einem dritten Land« an den Iran verraten. Ende 2010 wird Majid Jamali Fashi verhaftet. Er gesteht, möglicherweise unter Folter. Das iranische Fernsehen inszeniert für seinen Film sogar eine Begegnung zwischen dem Mörder und der Witwe Alimohammadis. Er sitzt dort zusammengekauert in seinem Sessel, wird von Weinkrämpfen geschüttelt, bittet sie um Verzeihung.
    Ausbildung in Israel: Der 26-jährige Kickboxer Majid Fashi räumte im iranischen Fernsehen und vor Gericht ein, den iranischen Atomwissenschaftler Alimohammadi im Auftrag des Mossad ermordet zu haben.
    Wahrscheinlich handelte es sich bei Masoud Alimohammadi schon um den zweiten iranischen Atomforscher, der einem israelischen Gewaltverbrechen zum Opfer fiel; am 15. Januar 2007 war der Kernphysiker Ardeshire Hassanpour, der im Rahmen der Urananreicherung in einer Anlage in Isfahan arbeitete, durch eine Gasvergiftung ums Leben gekommen; die Ursache blieb mysteriös. Nach dem Mord an Alimohammadi ging es weiter: Am 29. November 2010 starb der Atomforscher Majid Shahriari durch ein Attentat mit einem Haftsprengsatz; am selben Tag überlebte der Nuklearexperte Fereydoon Abbasi wie durch ein Wunder die Explosion einer baugleichen Magnetbombe, die ein vorbeifahrender Motorradfahrer an seiner Wagentür befestigt hatte, er reagierte als langjähriges Mitglied der Revolutionsgarde instinktiv richtig, sprang aus dem Auto und konnte auch seine Frau noch herauszerren, bevor sein Auto in die Luft flog; Abbasi stieg danach zum Vizepräsidenten der Islamischen Republik Iran und zum Chef der nationalen Atomenergie-Organisation auf. Und am 23. Juli 2011 erschossen zwei Scharfschützen Darioush Rezaeinejad, der nach Angaben iranischer Medien ebenfalls für das Atomprogramm des Landes gearbeitet hatte; weitere vier Monate später, am 11. November 2011, starb der Nuklearwissenschaftler Mostafa Ahmadi Roshan durch eine Autobombe. Alle Morde trugen die Handschrift des Mossad.
    Forscher galten und gelten in Israel als legitimes Ziel für Exekutionen, wenn sie für Forschungsprogramme arbeiten, durch die Israel sich existentiell bedroht fühlt, wenn sie eine zentrale Position bekleiden und wenn mit ihrem Tod Unruhe und Verunsicherung in der Wissenschaftlergemeinde verbreitet und das Vorhaben damit verzögert werden kann. Das war Anfang der sechziger Jahre im Falle Ägyptens so (siehe S. 139) und später im Falle des Irak (siehe S. 237); noch im August 2008 wurde der Projektleiter des syrischen Atomprojekts Al Kibar, Mohammed Suleiman, beim Baden von einer Jacht aus liquidiert – wahrscheinlich von einem Caesarea-Scharfschützen. Iranische Physiker und Ingenieure, die für das fortgeschrittene Bombenprogramm der Mullahs tätig waren, passten genau in dieses Konzept.
    Mehr noch: Die israelischen Regierungschefs hatten nach dem fehlgeschlagenen Mordanschlag auf Khaled Meshal 1997 in Amman (siehe S. 248) nur drei Todesurteile gegen

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