Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition)

Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition)

Titel: Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Egmont R. Koch
Vom Netzwerk:
konstruieren.«
    CIA-Ratgeber für gezielte Tötungen, 1953
    Das Al Bustan Rotana in Dubai ist eines der üblichen Luxushotels in der Nähe internationaler Flughäfen, die vornehmlich von Geschäftsreisenden frequentiert werden, deren enger Zeitplan wenig Spielraum für Besichtigungen und Kultur lässt. Neben einer kühnen Architektur, von der das kleine Emirat am Golf ein reiches Spektrum zu bieten hat, findet der gestresste Manager alles, was er braucht: eine imposante Lobby mit unzähligen Sitzgruppen für seine Meetings, Konferenzräume, mehrere Restaurants, Pools und Spa drinnen wie draußen, Tenniscourt – Fünf-Sterne-Standard eben.
    Am 19. Januar 2010 um 15.24 Uhr trifft der Geschäftsmann Mahmoud al-Mabhouh in der Nobelherberge ein. Die auf den Eingangsbereich ausgerichtete Überwachungskamera zeichnet auf, wie er, einen Rollkoffer hinter sich herziehend, die Lobby betritt. Der etwas untersetzte Palästinenser trägt ein schwarzes Ledersakko über einem blauen Pullover, er kommt aus Damaskus, hat bei der Einreise nach Dubai einen falschen Pass vorgelegt. Der 48-Jährige ist für Nachschub an Waffen für die Hamas verantwortlich. Sie werden über die Häfen im Sudan nach Ägypten und dann über Tunnel in den Gaza-Streifen geschmuggelt. Seine in Dubai geplanten Gespräche mit Vertretern der iranischen Revolutionsgarden über neue Lieferungen erfordern deshalb höchste Diskretion.
    »Von dem Moment an, als er in Dubai gelandet war, wurde er von zehn Agenten in Empfang genommen und observiert«, weiß Gad Shimron, der selbst oft genug an solchen Operationen teilgenommen hat. Al-Mabhouh galt aber nicht nur als Chef-Logistiker des fortwährenden Raketenbeschusses auf den Süden Israels, der Mossad hatte auch noch eine alte Rechnung mit ihm zu begleichen: Er war 1989, zusammen mit dem Palästinenser Abu Sahib, an der Ermordung von zwei israelischen Soldaten in der Negev Wüste beteiligt und hätte damit später sogar geprahlt: Bei einem der beiden Morde seien sie mit dem Auto aus dem Gaza-Streifen eingesickert. »Wir haben uns als orthodoxe Juden mit Kippas auf dem Kopf getarnt«, bekannte er gegenüber Al Jazeera , »wir trafen auf den Soldaten und luden ihn auf Hebräisch ein, mit uns zu fahren«. Abu Sahib habe ihn dann nach einer Fahrstrecke von vielleicht drei Kilometern mit mehreren Schüssen aus seiner Beretta niedergestreckt, direkt ins Gesicht. »Ich hörte, wie er seinen letzten Atemzug ausstieß, und das war’s dann.«
    Doch für die Operation Plasma Screen , die Exekution al-Mabhouhs, war nicht so sehr Rache das Motiv, sondern die Hoffnung des israelischen Geheimdienstes, mit seiner Ermordung den Nachschub an Waffen für den militärischen Flügel der Hamas zum Erliegen zu bringen, wenigstens vorübergehend. Die Unit 8200 des Militärgeheimdienstes Aman überwachte seit langem al-Mabhouhs Telefon- und E-Mail-Verkehr, man wusste, dass er regelmäßig nach Dubai flog, um sich mit iranischen Unterhändlern zu treffen. Dort sollten die Caesarea- und Kidon-Agenten zuschlagen. Geplant war eine leise Exekution. Niemand sollte je erfahren, dass al-Mabhouh in einem Hotel in Dubai eines nicht-natürlichen Todes gestorben wäre.
    Anfang Januar 2010 legte Mossad-Chef Meir Dagan seinem Ministerpräsident einen fertigen Plan vor und erbatgrünes Licht für den » hit «. Benjamin Netanjahu zögerte nicht lange, obwohl es bei der geplanten Hinrichtung des Hamas-Funktionärs Khaled Meshal im September 1997 in Amman, für die er ebenfalls die politische Verantwortung getragen hatte, zu einem Fiasko gekommen war (siehe S. 248). Aber Dubai war nicht Amman, mit den Scheichs am Golf gab es keine diplomatischen Beziehungen, und die Emirate waren, anders als Jordanien, nicht von großer strategischer Bedeutung für Israel. Das restliche Risiko einer solchen Operation in Feindesland glaubte Netanjahu eingehen zu können.
    Um 15.25 Uhr, eine Minute nachdem er das Al Bustan Rotana betreten hat, steht der Waffenhändler, von einer weiteren Kamera beobachtet, an der Rezeption, legt seinen Pass vor und bekommt eine Magnetkarte für sein Zimmer ausgehändigt. Ihm fällt nicht auf, dass links und rechts neben ihm zwei Tennisspieler mit ihren Handys hantieren und dabei wild mit ihren Schlägern gestikulieren. Einer der beiden hat ein Handtuch um den Hals geschlungen, als habe er gerade ein schweißtreibendes Match auf dem Hotelcourt beendet. Als al-Mabhouh von einer Bediensteten zum Fahrstuhl geleitet wird, folgen ihm die als

Weitere Kostenlose Bücher