Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition)
beiden Agenten, vermutlich Michael Bodenheimer und Paul Keeley, tragen schwere Rucksäcke, in denen sie ihr Henkerswerkzeug transportieren. Mildiner, Hodes und Keeley reisen mit britischen Papieren, Bodenheimer mit einem deutschen Pass. Alles verläuft nach Plan, die Killer sind vor Ort, in unmittelbarer Nähe des Opfers, das allerdings noch unterwegs ist; auf dem Flur patroullieren Daveron und Folliard. Mit einem Stapel Papiere unter dem Arm und ihrem Handy am Ohr erwecken sie den Eindruck, gerade extrem wichtige Telefonate zu führen, die keinen Aufschub dulden. Tatsächlich fällt ihnen die Aufgabe zu, den Gang für die nächsten Minuten frei zu halten.
Um 20 Uhr versuchen die Caesarea-Agenten offenbar, das elektronische Schloss von Zimmer 230 zu manipulieren, um den beiden Kidon-Teams Zugang zu al-Mabhouhs Zimmer zu verschaffen. Gerade in dem Moment tritt ein Hotelgast aus dem Fahrstuhl, Daveron kann seinen Kollegen gerade noch signalisieren, ihr Werk schnell zu vollenden, während er den Mann ablenkt und sehr geschickt für dreißig lange Sekunden in ein Gespräch ohne Sinn verwickelt. Alles das ist später auf dem Überwachungsvideo zu erkennen.
Als al-Mabhouh um 20.24 Uhr mit einer Einkaufstüte ins Hotel zurückkehrt, läuft er beim Verlassen des Aufzugs Daveron und Foillard beinahe in die Arme. In seinem Zimmer warten bereits seine Mörder. Zehn Minuten später, so schätzt später die Polizei, wird der palästinensische Waffenhändler exekutiert. Der Todeskampf ist heftig. Die Muskelmänner werfen ihr Opfer auf das Bett, dabei brechen mehrere Latten unter der Matratze. Die anderen beiden injizieren ihm gewaltsam und in hoher Dosierung das Narkosemittel Succinylcholin, das innerhalb von Sekunden zu einer völligen Erschlaffung der Muskulatur führt. Al-Mabhouh, der sich eben noch heftig gewehrt hat, ist jetzt völlig paralysiert. Vielleicht lesen die Agenten ihm noch sein Todesurteil vor, das haben sie bei früheren Exekutionen gelegentlich gemacht. Dann ersticken sie ihn entweder mit einem Kissen des Hotelbetts oder sie verwenden einen im Rucksack mitgebrachten Defibrillator, der nicht nur einen Herzschlag in Gang setzen, sondern ihn bei höchster Einstellung auch stoppen kann. Es soll in jedem Fall wie ein natürlicher Tod aussehen.
Um 20.46 Uhr verlassen die vier Kidon-Agenten das Hotel. Einer der vier Attentäter hat in der Aufregung vergessen, seinen Gummihandschuh auszuziehen. Das Video zeigt ihn vor dem Fahrstuhl nervös von einem Bein aufs andere tänzeln, als hätte Adrenalin das Kommando in seinem Körper übernommen. Die Mörder sollen als erste vom Tatort verschwinden, das ist eine eiserne Regel, denn ihnen drohte, wenn sie erwischt würden, die Todesstrafe. Eine Minute später verlässt Gail Folliard das Hotel, sie hat sich bei einem Kollegen eingehakt, als wären sie ein vertrautes Ehepaar; fünf Minuten später macht sich Kevin Daveron auf den Weg, er hat die beiden Zimmer noch einmal genauestens abgesucht, damit keine Spuren zurückbleiben; gleichzeitig verschwindet auch das als Touristenpärchen getarnte Observationsteam. Etwa eine Viertelstunde nach der Hinrichtung sitzen die neun Mossad-Agenten, die unmittelbar an der Hinrichtung im Al Bustan Rotana beteiligt waren, in verschiedenen Taxis zum nahegelegenen internationalen Flughafen.
Um 3.15 Uhr in der Nacht nehmen Bodenheimer und Keeley den Flug EK 384 nach Hongkong, und von dort geht es wieder zurück nach Frankfurt; mit an Bord ist auch Adam Korman. Um 4.40 Uhr besteigen Mildiner und Hodes EK 761 nach Johannesburg, kehren dann von dort nach Europa zurück, nach Amsterdam. Fünf Stunden später setzen sich die letzten Caesarea-Agenten aus Dubai ab. Die Zielperson ist tot, alle »Kämpfer« sind in Sicherheit – Operation Plasma Screen gilt in Tel Aviv zunächst als großer Erfolg des Mossad. Es wird weitere vier Stunden dauern, bis al-Mabhouhs Leiche in Zimmer 230 entdeckt wird.
Minutenlanger Todeskampf: Die Mörder des Mossad erwarten al-Mabhouh in seinem Zimmer, injizieren ihm ein Narkosepräparat und ersticken ihn vermutlich mit einem Kissen.
An der Tür hängt noch immer das Schild »Please do not disturb«. Schon mehrfach hat der Zimmerboy geklopft, aber keine Antwort erhalten. Um 13.30 Uhr am 20. Januar 2010 verschafft er sich Zugang zu Zimmer 230 – und sieht den leblosen Körper eines vollständig bekleideten Mannes auf dem Bett. Er alarmiert sofort die Hotel-Security. Eine andere Version besagt, al-Mabhouhs Ehefrau sei
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