Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition)
Sportsleute verkleideten Caesarea-Agenten. Sie wollen ganz sicher gehen, dass sie al-Mabhouhs Zimmernummer richtig aufgeschnappt haben. Der Palästinenser fährt in den zweiten Stock und verschwindet in Nr. 230. Direkt gegenüber liegt Nr. 237. Das findet einer der beiden als Tennisspieler getarnten Agenten heraus, der scheinbar gedankenverloren den Flur entlang schlendert, und plötzlich kehrt macht, als habe er sich in der Etage geirrt. Er leitet die Information über Nr. 237 sofort an seinen Kollegen Peter Elvinger weiter, der genau dieses Zimmer zwanzig Minuten später telefonisch im Al Bustan Rotana reserviert.
Eingefangen von mehr als einem Dutzend Überwachungskameras, beginnt eine tödliche Choreografie der Mossad-Agenten. Das Observationsteam im sportlichen Outfit wird sich noch mehr als eine Stunde in der Lobby des Hotels herumdrücken, ohne Verdacht zu erregen und dann durch ein Touristenpaar ersetzt, wie es in den Emiraten zu Tausenden unterwegs ist. Es handelt sich wahrscheinlich um die Agenten Chester Halvey und Ivy Brinton. Allerdings wird später das Überwachungsvideo entlarven, dass Halveys rauschender Vollbart, den er unter einem breitkrempigen Strohhut trägt, ziemlich offensichtlich angeklebt wurde. Eine Maskenbildnerin gehörte offensichtlich nicht zu den fünfzehn bis zwanzig »Kombattanten« des Teams. Alle Caesarea-Agenten haben ihre Reise nach Dubai in europäischen Metropolen angetreten: Die Vorhut ist bereits einen Tag vorher, um 6.45 Uhr morgens, aus Zürich kommend, auf dem Scheich Rashid Terminal gelandet. Die drei Agenten sind offenbar für eher periphere logistische Aufgaben eingeteilt, vielleicht als Quartiermeister. Sie werden am 19. Januar schon um 20.40 Uhr, zu einem Zeitpunkt, als al-Mabhouh gerade sein Leben aushaucht, das Land wieder verlassen, sicherheitshalber erst mit einem Flug gen Osten nach Hongkong, und von dort dann in entgegengesetzter Richtung zurück nach Zürich. Überhaupt scheint, dass Mossad-Agenten während einer Operation die meiste Zeit in Flugzeugen verbringen, um ihre Spuren zu verwischen.
Als das spätere Opfer Mabhouh von einer Bediensteten zu seinem Hotelzimmer gebracht wird (hinten), verfolgen ihn zwei Mossad-Agenten im Tennis-Outfit.
In der Nacht vom 18. auf den 19. Januar trifft das operative Kommando aus Paris ein: Kevin Daveron und Gail Folliard. Die beiden angeblich irischen Staatsbürger sind wie Korman/McCabe im Jahr zuvor als Pärchen getarnt, sie steigen auch gemeinsam in einem Doppelzimmer ab. Um 10.30 Uhr am nächsten Morgen treffen sich beide in einer Shopping Mall mit anderen Teammitgliedern. Auch dort zeichnet eine Kamera auf. Noch trägt Daveron eine modische Glatze, Folliard ihr blondes Haar offen. Nachmittags verschwinden beide auf Toiletten eines Hotels, um sich für ihren Job zu verkleiden. Später wird man auf den Überwachungsvideos erkennen, wie Daveron mit dunklem Haarteil, Oberlippenbart und Brille, Folliard mit schwarzer Perücke aus ihren Kabinen kommen. Die Maskerade hat Methode: Die beiden werden vor Publikum das Orchester der Attentäter dirigieren und deshalb sehr exponiert sein.
Um 16.23 Uhr, eine Stunde nach seiner Ankunft, geht al-Mabhouh zum Shoppen. Allein. Er fühlt sich offenbar sicher in Dubai. Seine Leibwächter sollen erst am nächsten Tag aus Syrien nachreisen, wenn die Verhandlungen mit den Iranern beginnen. Für den Rest des Tages hat sich der Palästinenser den Besuch eines nahegelegenen Einkaufszentrums vorgenommen, er braucht dringend ein Paar neue Schuhe.
In der Lobby des Al Bustan Rotana läuft al-Mabhouh einem seiner Henker fast über den Weg: Kevin Daveron betritt das Hotel just in dem Moment, als der Palästinenser es über eine andere Tür verlässt. Der Ire übernimmt von Peter Elvinger die elektronische Schlüsselkarte für Zimmer Nr. 237 sowie dessen Koffer und fährt in den zweiten Stock. Das Zimmer direkt gegenüber von al-Mabhouhs Nr. 230 ist jetzt die Operationsbasis für die Exekution. Wenig später trifft auch seine Partnerin Folliard ein. Elvinger dagegen hat seinen Job erledigt, er begibt sich direkt zum Flughafen und wird Dubai Richtung Doha und weiter nach Zürich verlassen.
Um 18.32 Uhr, zwei Stunden später, trifft das erste Kidon-Team ein. Die beiden mit Testosteron vollgepumpten Muskelmänner, die vor Kraft kaum gehen können, verschwinden in Zimmer 237. Es handelt sich wahrscheinlich um Melvyn Mildiner und Stephen Hodes. Zwei Minuten später folgt ihnen ein zweites hit -Team. Die
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