Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition)
reist aus Paris an. Ihr Auftrag: die Spur des vermeintlichen Kuriers aufnehmen, ihm folgen, bis er sie zu Abu Hassan bringt. Wohin auch immer.
Marianne Gladnikoff umkreist noch immer die in ihr Gespräch vertieften Männer, die ihr keine Beachtung schenken. Nach einigen Minuten entsteigen sie dem Wasser und wenden sich den Umkleidekabinen zu. Jetzt muss die Agentin sich sputen, damit sie ihre Beobachtungen den draußen wartenden Kollegen übermitteln kann; sie sollen die weitere Beschattung übernehmen. Gladnikoffs Auftrag ist damit fürs erste erledigt, sie soll den beiden möglichst nicht noch einmal über den Weg laufen, um keinen Verdacht zu schüren, falls sie ihnen doch aufgefallen sein sollte. Kurze Zeit später kommen die beiden Männer in Begleitung einer jungen, europäisch aussehenden, offensichtlich schwangeren Frauaus dem Hallenbad, die Mossad-Agenten heften sich mit gebührendem Abstand an ihre Fersen. Auch Sylvia Rafael ist dafür eingeteilt worden. Marianne, die nur zufällig ins Team rutschte und praktisch keine Ahnung von Observierungstechniken hat, geht unterdessen in ein Sportgeschäft, erwirbt eine Sonnenbrille und ein paar Gummistiefel und zieht sich dann ins Hotel zurück.
Zwei Tage sind sie jetzt schon in Lillehammer. Nach ihrer Ankunft in Oslo haben sie den vermeintlichen Kurier des »Schwarzen September« hierher, in den 160 Kilometer nördlich gelegenen Wintersportort, verfolgt. Will er sich dort mit Salameh treffen? Am Ende der Welt? Spätestens zu diesem Zeitpunkt hätten Harari Zweifel kommen müssen, und vor allem Mossad-Chef Zvi Zamir, der sich selbst auf den Weg in die norwegische Provinz gemacht hat, um der Hinrichtung des palästinensischen Terrorchefs beiwohnen zu können. In der israelischen Botschaft in Oslo ist der Sicherheitsoffizier Yigal Eyal vorgewarnt, dass eine Operation im Lande anlaufe. Eine reine Vorsichtsmaßnahme für den Notfall. »Über den Hintergrund der Mission hatte ich keinen blassen Schimmer«, versichert Eyal, der heute als Dozent für Terrorismusabwehr am Militär-College der israelischen Streitkräfte arbeitet. Es sei ja auch nicht vorgesehen gewesen, »dass sich die Leute bei mir melden«.
Nach der Ankunft in Lillehammer, wo sich jetzt im Sommer kaum Touristen tummeln, sind Ajin-Zweiergruppen ausgeschwärmt, um die Spur des Kuriers zum »roten Prinzen« zu verfolgen. Marianne kommt es wie ein Kinderspiel vor, der Job macht ihr Spass. Im Straßencafé »Karoline« entdecken sie ihren Mann aus Genf, an seinem Tisch sitzt jemand mit dunklem Teint, es sind die beiden, die später ins Hallenbad gehen werden. Elektrisiert vergleicht das Team um Mike Harari den arabisch aussehenden Typ mit einem Foto Salamehs, alle sind überzeugt, es gebe da eine großeÜbereinstimmung. Einen ganzen Tag lang observieren die Ajin-Agenten den Mann, den sie für Ali Hassan Salameh halten. Sie sehen ihn in einen Bus steigen, jetzt in Begleitung einer schwangeren Frau, die er zärtlich in den Arm nimmt. Der Bus bringt das Paar zu einem Apartmenthaus in Rugdeveien 2A. Jetzt wissen sie auch, wo er wohnt. Aber wer ist die Frau an seiner Seite? Hat Salameh hier in Norwegen eine Freundin, die gerade sein Kind austrägt? In den Dossiers der Zentrale ist davon keine Rede. Aber über solche Bedenken sieht Mike Harari großzügig hinweg. Könnte Tarnung sein, meint er. Er ist jetzt wild entschlossen, Abu Hassan nicht mehr entwischen zu lassen. Im Gebiet rund um den Rugdeveien postiert der Caesarea-Boss vier Autos, allesamt Leihwagen, ein paar Ajin sind überdies zu Fuß unterwegs.
Inzwischen sind auch die Aleph- und Beth-Agenten eingetroffen, die beiden Vollstrecker und ihre Bodyguards, darunter Jonathan Ingelby. Und auch Mossad-Chef Zvi Zamir hat den Weg gefunden und sich sechzig Kilometer von Lillehammer entfernt und damit außerhalb der Schusslinie in einem Esso-Motel einquartiert. Während sich ihre Zielperson und dessen Freundin im Kino von Lillehammer den amerikanischen Thriller »Agenten sterben einsam« ansieht, meldet sich die Mossad-Zentrale aus Tel Aviv, das Todesurteil für Abu Hassan sei noch einmal von Regierungschefin Golda Meir bestätigt worden. Es ist das grüne Licht für die Hinrichtung.
Die Zielperson und seine Freundin seien jetzt mit dem Bus auf dem Heimweg, melden die Ajins um 22.30 Uhr über Funk. Als sie an der Haltestelle Rugdeveien den Bus verlassen, springen nacheinander zwei Killer aus ihrem Wagen, einem weißen Mazda: Jonathan Ingelby und eine Frau,
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