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Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition)

Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition)

Titel: Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Egmont R. Koch
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sichern, arbeitete er als Übersetzer für die libysche Botschaft in Rom. Aaron J. Klein beschreibt ihn in seinem Buch »Striking Back« als armen Poeten, »er bezahlte seine Rechnungen nie pünktlich, das Telefon in seinem karg eingerichteten Apartment war schon lange abgemeldet«, aber weder Harari noch sein Caesarea-Überwachungsteam hätten »ihren Exekutionsauftrag in Zweifel gestellt«.
    Schönheit und Intelligenz: Die Agentin Sylvia Rafael, die 1972/73 an zahlreichen Mordanschlägen des Mossad beteiligt war, wird in Israel bis heute verehrt.
    Bis heute behaupten Mossad-Veteranen, Zuaiter habe damals in Rom ein Doppelleben geführt, tatsächlich sei er ein wichtiges Glied in der internationalen Kommandostruktur des »Schwarzen September« und kurz vor dem München-Massaker sogar in einen Anschlag auf eine El-Al-Maschine verwickelt gewesen. Auf dem Flug von Rom nach Tel Aviv war am 16. August 1972 eine Bombe im Frachtraum explodiert, hatte aber keinen größeren Schaden angerichtet. Von palästinensischer Seite wurde eine solche Beteiligung Zuaiters ebenso energisch bestritten wie von seiner Freundin Janet Venn-Brown, und auch das italienische Gericht fand später keine Belege dafür: Zwar habe der Schriftsteller häufig »Propaganda-Artikel für die palästinensische Sache« veröffentlicht, es gebe jedoch keinerlei Anhaltspunkte, dass dies nur »als Deckmantel für irgendwelche Aktivitäten … zur Unterstützung extremistischer Gruppen« gedient hätten.
    Auf dem Bahnsteig des römischen Hauptbahnhofes wird Patricia Roxburgh alias Sylvia Rafael von einem Kollegen empfangen und zum Hotel gebracht. Dort erhält sie eine Tasche mit einer Geheimkamera, sie soll Zuaiter observieren und fotografieren, sobald er die libysche Botschaft verlassen würde. Sylvia setzt sich auf eine Parkbank, von der aus sie den Eingang bequem im Auge behalten kann, und füttert die Tauben. Am Nachmittag sieht sie Zuaiter aus der Botschaft kommen, er trägt einen Stapel Bücher unter dem Arm. Die israelische Agentin macht ein paar Aufnahmen mit ihrer versteckten Kamera, anhand derer ihn Mike Harari identifizieren will. Die Kidon-Einheit möchte keinen Falschen exekutieren.
    Moti Kfir beschreibt in seiner Biografie über Sylvia Rafael, dass etwa zur selben Zeit »ein Bote des italienischen Telegrafenamtes« an der Wohnung Zuaiters an der Piazza Annibaliano Nr. 4 geklingelt und, da niemand öffnete, eine Benachrichtigung hinterlassen habe. Es sei die Antwort Ali Hassan Salamehs, des Terroristenchefs der PLO, auf ein Telegramm Zuaiters vom Vortag gewesen. In dem habe der Mann in Rom seinem Boss gemeldet, er sei von der italienischen Polizei »verhört« worden, sie habe »aber nichts gefunden«. Er sei »bereit für den nächsten Auftrag«. Ex-Mossad-Mann Kfir versucht mit dieser Darstellung, wie schon bei seiner Beschreibung des Olympia-Attentats in München, eine Verbindung zum israelischen Staatsfeind Nr.1 Abu Hassan (»der rote Prinz«) herzustellen, die wahrscheinlich nie existierte und später nur der Rechtfertigung dienen sollte. Man darf heute davon ausgehen, dass Zuaiter lediglich deshalb als erstes Opfer des israelischen Rachefeldzugs ausgewählt wurde, weil der Mossad für das neu zusammengestellte Kommando ein »weiches Ziel« brauchte; es sollte sich offenbar um eine möglichst gefahrlose hit-and-run- Operation handeln, eine Trainingseinheit unter realen Bedingungen gewissermaßen.
    Ein weiches Ziel: Abdel Wael Zuaiter in Rom war das erste Opfer des israelischen Rachefeldzuges gegen den palästinensischen »Schwarzen September«.
    Am Abend des 16. Oktober 1972 geht die »Übung« planmäßig über die Bühne. Es ist kein schwerer Job für Profi-Killer: Hararis Kidon-Agenten passen Zuaiter am Eingang seines Hauses an der Piazza Annibaliano ab, fragen ihn nach seinem Namen, strecken ihn dann im Flur mit zwei Kugeln aus schallgedämpften Berettas nieder und jagen ihm, als er schon am Boden liegt, weitere zehn Geschosse in Kopf und Körper. Sie wollen ganz sicher gehen. Zwei Straßenecken weiter wartet das Fluchtauto. Es gibt eine Reihe von Augenzeugen, von denen die beiden Mörder beobachtet werden, wie sie auf die Rückbank eines mit laufendem Motor wartenden grünen Fiat 125 springen, dessen Fahrer sofort mit quietschenden Reifen davon fährt; auf dem Beifahrersitz sitzt eine »blonde Frau«: Sylvia Rafael. Nur vier Stunden später haben alle Mitglieder des israelischen Kommandos das Land verlassen.
    Acht Jahre später kommt

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