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Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition)

Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition)

Titel: Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Egmont R. Koch
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Deckname Tamar, die Geliebte von Harari. Der Araber sieht, dass Waffen auf ihn gerichtet werden. »Nein!«, schreit er noch, da schlagen die ersten sechs Geschosse aus den Berettas in seinem Körper ein. Die Einschüsse liegen so dicht beieinander, dass dort ein riesiges Loch klafft. Nur einen Meter entfernt steht seine schwangere Freundin und bekommt einen Schreikrampf. Ihr Mann dreht sich um, versucht zu fliehen, doch seine Beine versagen. Er stürzt zu Boden. Gnadenlos treten Ingelby und Tamar an ihr Opfer heran und leeren ihre Magazine aus kürzester Distanz, erst in den Kopf, dann in den Rücken. Jede der beiden Berettas enthält sieben Patronen. Der vermeintliche Abu Hassan wird von vierzehn Geschossen getroffen und ist sofort tot.
    Dass es sich nicht um den »roten Prinzen« handelt, sondern um den marokkanischen Kellner Ahmed Bouchiki, ahnt zu diesem Zeitpunkt noch niemand.
    Die damals 23-jährige Kinderkrankenschwester Dagny Brink ist die einzige Augenzeugin. Sie steht zufällig mit ihrem Strickzeug in der Hand auf dem Balkon ihrer Wohnung. Mit einer Freundin zusammen hat sie eine englische Krimiserie im Fernsehen angesehen, will sich ein wenig die Beine vertreten, kurz vor dem Moment, als das Mordkommando mit seiner Arbeit beginnt. Im Zwielicht der Mittsommernacht habe sie erkennen können, dass »ein weißer Wagen scharf bremste und ein Mann heraus sprang, der auf den Marokkaner zeigte und ein zweiter Mann dann auf ihn schoss«. Dann habe seine Frau geschrien, sie hätten ihren Mann getötet, »und bevor ich begriff, was passiert war«, so Dagny Brink später, sei der weiße Wagen bereits wieder verschwunden gewesen. Das ganze Attentat habe nicht länger als zehn bis fünfzehn Sekunden gedauert. Brink stürzt zurück in ihre Wohnung, um ihrer Freundin zu berichten, bekommt deshalb nicht mehr mit, dass unten ein dunkelgrüner Volvo die leicht ansteigende Straße herauf gekrochen kommt und neben der Leiche kurz anhält. Mike Harari will sichergehen, dass seine Killer ihren Auftrag ordentlich erledigt haben. Er ist beruhigt, fährt weiter. Wir haben ihn endlich erwischt, denkt er.
    Am nächsten Morgen, es ist der 22. Juli 1973, ein Sonntag, benehmen sich Harari und seine Leute so, als gäbe es in Norwegen keine ernstzunehmende Polizei, genau übrigens wie 37 Jahre später im Emirat Dubai bei der Exekution al-Mabhouhs. Glückshormone haben das Regiment in ihren Körpern übernommen. Es ist vollbracht! Harari, Mossad-Chef Zamir, Jonathan Ingleby und Tamar setzen sich sofort ab, das gehört zum Plan, sie lassen die anderen mit letzten Instruktionen zurück. Sie bekommen nicht mehr mit, dass die ersten Radiosender vom mysteriösen Mord an einem marokkanischen Kellner berichten. Zu ihrer Arroganz, alles im Griff zu haben, kommt die Naivität anderer Caesarea-Agenten. Der Journalist David B. Tinnin hat die unglaubliche Geschichte des Mossad-Fiaskos später akribisch recherchiert und zu einem Buch verarbeitet, das bis heute als Standardwerk des Desasters gilt.
    Tödliche Verwechslung: Der marokkanische Kellner Ahmed Bouchiki wurde 1973 im norwegischen Lillehammer von Mossad-Agenten ermordet, weil sie ihn für den »roten Prinzen« hielten.
    Einen Mord in Lillehammer hat es seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben. Die Kripo vermutet zunächst einen Streit unter Drogendealern. Tatsächlich wird der weiße Mazda nicht weit vom Tatort entfernt gefunden, die Killer sind offenbar in ein anderes Fahrzeug umgestiegen. Außerdem meldet sich ein Zeuge, der sich das Kennzeichen DA 97943 eines weißen Peugeots gemerkt hat. Das Auto ist ihm in der fraglichen Zeit in Lillehammer aufgefallen. Einige Telefonate später wissen die Ermittler, dass offenbar eine Kanadierin namens Patricia Roxburgh den Wagen angemietet hat. Das Fahrzeug wird zur Fahndung ausgeschrieben, die Polizeistation am Flughafen Oslo-Fornebu alarmiert. Der diensthabende Beamte schärft seinen Leuten ein, auf einen weißen Peugeot zu achten, lässt Zettel mit dem Kennzeichen an den Schaltern der verschiedenen Fluglinien verteilen. Eine knappe Stunde später schaut ein Angestellter des SAS-Verkaufsbüros zufällig aus dem Fenster der Abflughalle und sieht vor dem Eingang einen weißen Peugeot stehen. Kennzeichen: DA 97943. Es ist der gesuchte Wagen. Am Steuer sitzt Marianne Gladnikoff. Eine Minute später ist der Polizeimeister Sigmund Dyrdal bei ihr. Tinnin hat die Dialoge aus den offiziellen Zeugenaussagen herausgefiltert:
    »Warum stehen Sie hier, hier ist

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