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Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition)

Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition)

Titel: Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Egmont R. Koch
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Halbglatze und Oberlippenbart. Vor allem aber deckt es sich mit den Erinnerungen von Bassam Abu Sharif.
    Der Haddad- und spätere Arafat-Vertraute Bassam Abu Sharif trug bei einem israelischen Briefbombenanschlag Verstümmelungen an den Fingern und Schädigungen an Augen und Gehör davon.
    Am 28. März 1978 stirbt Wadi Haddad. Er wird als Sektionsfall 258/78 in der Charité obduziert. Befund der Rechtsmediziner: innere Blutungen aufgrund einer aplastischen Anämie, also einer kompletten Zerstörung des Knochenmarks, verbunden mit einem »offensichtlich toxisch-nutritiven Leberschaden«. Im Klartext: Das Gift wurde über die Nahrung aufgenommen, es hat nicht nur das Knochenmark massiv geschädigt, sondern auch die Leber. Und dennoch stehen die Ärzte der Charité vor einem Rätsel: Da der erste »Verdacht einer Thallium-, Arsen- oder Schwermetallvergiftung fallengelassen werden« muss, komme »nach dem Krankheitsbild praktisch nur das Rattengift Dicumarol in Frage«. Das Toxin stoppe die Blutgerinnung und führe deshalb zu inneren Verblutungen, hielt Prokop in seinem Bericht fest. Allerdings reiche »hierzu nicht … eine einmalige Rattengiftdosis aus«. Typisch wären »mehrere Gaben, die sich im Körper anhäufen.« Am Ende einer solchen schleichenden Vergiftung stehe »oft der Tod durch Gehirnblutung – wie auch im vorliegenden Fall«. Wurde Wadi Haddad vom Mossad also mit profanem Rattengift ermordet?
    Stasi-Chef Erich Mielke sorgt sich vielmehr, ob der Terrorchef womöglich erst in Ost-Berlin vergiftet worden oder infolge einer falschen Therapie der DDR-Ärzte verstorben sein könnte. Doch da kann ihn Prokop beruhigen: »Die Behandlung erfolgte … richtig und schonend, grobe ärztliche Fehler« seien nicht zu entdecken, schreibt der Charité-Direktor in seiner Expertise über seinen Kollegen Haddad, und auch für eine akute Gifteinwirkung erst nach seiner Ankunft in Ost-Berlin gebe es »keinen Anhalt«.
    Unter dem Alias-Namen Ahmed Doukli wurde Wadi Haddad in der Gerichtsmedizin der Charité obduziert.
    Todesursache: Hirnblutungen und Leberschädigungen infolge eines über die Nahrung aufgenommen Giftes.
    Westdeutsche Tageszeitungen, aber auch die Weltpresse rätselten damals über das Ende des Terrorchefs in Ost-Berlin: Starb er an Leukämie? War sein Tod vielleicht sogar nur fingiert? Der Verdacht, es könnte sich um eine lautlose Exekution eines der ärgsten Feinde Israels durch den Mossad handeln, wurde nirgendwo öffentlich geäußert. Und das dürfte durchaus in israelischem Interesse gelegen haben. Denn ein Giftmord von langer Hand wirft viele Fragen auf:Wann und wie war es dem Mossad gelungen, dem um seine Sicherheit stets besorgten Terrorchef ein langsam wirkendes Toxin unterzuschieben? Über die Nahrung und in wiederholten Portionen? Hat Haddads monatelanges Siechtum die Durchführung terroristischer Operationen der PFLP-SC in jener Zeit beeinflusst, vor allem die Kaperung der Landshut ? Wusste der israelische Spion in Haddads Umgebung, dem es gelungen war, Abu Hani zu vergiften, von dessen Hilfe für die RAF während der Entführung Hanns Martin Schleyers im September und Oktober 1977? Und wussten es damit auch die Israelis?
    Mehr als zwei Jahre nach Haddads Tod, im Juli 1980, steigen der international gesuchte venezuelanische Terrorist Ilich Ramirez Sánchez, genannt Carlos (Deckname: »Salem«), und dessen deutscher Adlatus Johannes Weinrich (Deckname: »Steve«) im Hotel Stadt Berlin am Alexanderplatz in Ost-Berlin ab, dem heutigen Hotel Park Inn . Sie wollen sich mit arabischen und irakischen Verbündeten treffen, es geht um die Abstimmung der Interessen – und es geht, wie immer bei Carlos, um teure Zigarren, hochprozentige Drinks und schöne Frauen. Die konspirativen Gespräche finden allerdings nicht in der Hotelbar, sondern überwiegend in der Suite 3501/02 statt, die von der Stasi verwanzt worden ist; sämtliche Diskussionen werden abgehört und später zu Informationsberichten zusammengefasst. Und wenn Carlos und Weinrich sowie dessen Freundin Magdalena Kopp (»Lilly«) das Hotel zu einem Spaziergang oder zum Shoppen verlassen, folgen ihnen unauffällig die Observationstrupps der Staatssicherheit. Jeder Schritt wird beobachtet und fotografisch dokumentiert. Die DDR will zwar den militanten Freiheitskampf der Palästinenser unterstützen, aber sie möchte vor allem genau wissen, was Carlos und Konsorten in Ost-Berlin ausbaldowern. Und die Staatssicherheit spitzt die Ohren, wenn die

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