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Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition)

Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition)

Titel: Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Egmont R. Koch
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und palästinensischen Vertrauten in Ost-Berlin. Seine Hotel-Suite war vom MfS verwanzt worden.
    Es folgte nach tagelangen Verhandlungen über alle verfügbaren diplomatischen Kanäle, die den Israelis nur dazu diente, Zeit zu gewinnen, eine legendäre Befreiungsaktion der israelischen Spezialeinheit Sayeret Matkal, mit Unterstützung durch den Mossad. Im Schutz der Nacht landeten vier israelische Herkules-Transportflugzeuge in Entebbe,die Elitesoldaten stürmten das Hauptgebäude, töteten alle Entführer und befreiten die Geiseln. Beim anschließenden Feuergefecht mit ugandischen Soldaten starben drei der Passagiere und der Anführer des israelischen Kommandos, Oberstleutnant Jonathan Netanjahu, ein Bruder des späteren Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu.
    Ein noch größerer Misserfolg für Wadi Haddad wäre kaum möglich gewesen. Statt den Judenstaat zu demütigen, hatten die Israelis ihm mit einer spektakulären Operation eine Lektion erteilt. So zögerte Menachem Begin denn auch nicht lange, als ihm Hofi den Exekutionsplan gegen den Terrorchef erläuterte. Eher beiläufig kam der Mossad-Direktor dabei auch auf ein umfangreiches Dossier zu sprechen, das vornehmlich aus den Informationen mehrerer tief in der PFLP-Struktur verwurzelter palästinensischer Spione gespeist wurde. Darin hieß es, dass Haddad, unterstützt von den Schergen des libyschen Machthabers Ghadafi, ein siebenköpfiges Kommando zusammengestellt habe, um bei einer Militärparade einen Anschlag auf den ägyptischen PräsidentenAnwar as-Sadat durchzuführen. Die Vorbereitungen seien weit vorangeschritten, auch ein mögliches Datum für das Attentat gebe es schon. In welche Kanäle er die Informationen leiten solle, fragte Hofi den neuen Regierungschef, in die amerikanischen? Nein, entschied Begin, der Bericht solle direkt an die Ägypter gehen, als vertrauensbildende Maßnahme. General Yitzhak Hofi flog Tage später zu einem geheimen Treffen mit seinem ägyptischen Kollegen General Kamal Hasan Ali nach Marokko und händigte ihm die israelischen Erkenntnisse über den Anschlagsplan aus. Sadat verstand die Geste. Es war der Beginn der Aussöhnung zwischen Israel und Ägypten.
    Haddads Tage aber waren gezählt. Es gab bereits einen ausgefuchsten Plan. Ein direkter Anschlag mit Sprengstoff oder Waffengewalt schied von vornherein aus. Bagdad, wohin Abu Hani seine Kommandozentrale verlegt hatte, war eben nicht Beirut. »Wir sprechen vom Irak des Saddam Hussein«, sagt Gad Shimron, »da konnten wir nicht so einfach operieren«, deshalb sei »die einzig mögliche Waffe eine Vergiftung« gewesen. Und dafür besaß der Mossad offenbar exzellente Spione im persönlichen Umfeld des Palästinensers.
    Vier Jahre nach dem Desaster von Lillehammer und der darauf folgenden internen Verarbeitung des Fiaskos, fühlte sich der israelische Auslandsgeheimdienst wieder stark genug, das Wagnis eines hits einzugehen. Dabei stellte eine Giftoperation als »lautlose Exekution« ohnehin ein geringes Risiko dar, niemand lief Gefahr, wie in Norwegen, mit einem rauchenden Colt in der Hand erwischt zu werden. Haddad würde nach längerem Siechtum an einer unerklärlichen Krankheit sterben, ohne dass irgendjemand Verdacht schöpfen dürfte; aber selbst wenn im schlimmsten Fall die Vergiftung erkannt, das Toxin identifiziert und mit dem Finger auf Israel gezeigt werden sollte, würde der Mossad seine Hände glaubhaft in Unschuld waschen können: plausible deniability heißt das Zauberwort in der Terminologie der Geheimdienste.
    Weil »Haddad als chocaholic , als süchtig nach Schokolade« galt, beschloss das Mossad-Hauptquartier im Hadar Dafna Building in Tel Aviv, »das Gift in belgische Pralinen zu injizieren und ihm dieses Naschwerk durch einen Vertrauensmann unterzuschieben«, fand Aaron Klein heraus, der den Giftmord akribisch rekonstruiert hat. Belgische Pralinen? »Wir haben jedes Mal mehrere Taschen aus Europa aus dem Dutyfree mitgenommen, wenn wir nach Bagdad geflogen sind«, bestätigt Peter-Jürgen Boock, »Prager Schinken, Remi Martin, stangenweise Kent mit weißem Filter, die fanden sie irgendwie schick, Parfum für die Damen – und Pralinen, belgische Pralinen, nicht zu vergessen!« Wer aber schleuste die tödlichen Süßigkeiten nach Bagdad? Und wann?
    In Haddads Kommandozentrale herrschte ein ständiges Kommen und Gehen: Kuriere brachten Nachrichten, Verbündete suchten Beistand, Freunde kamen zum Festessen und zum Gedankenaustausch. Auch Adnan Shatub, der

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