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Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition)

Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition)

Titel: Lizenz zum Töten: Die Mordkommandos der Geheimdienste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Egmont R. Koch
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Mann mit der Ehefrau in Ost-Berlin, hielt sich oft im Hauptquartier auf. Es ging zu wie in einem Taubenschlag. Und jeder brachte Geschenke für den »Meister« Abu Hani mit. »Dieser Agent, den die Israelis rekrutiert hatten, war in der Lage, sich frei zwischen Bagdad und Europa zu bewegen«, sagt Aaron Klein. Er habe aber nicht gewusst, dass er das tödliche Gift überbrachte. »Die meisten Agenten kennen nicht alle Details ihrer Mission«, bestätigt Ex-Mossad-Agent Shimron, »sie denken, sie arbeiten nach Plan A, aber eigentlich erfüllen sie Plan B.« Sonst hätte Wadi Haddad womöglich eine unerklärliche Nervosität des Gastes bei der Übergabe der Dutyfree-Präsente gespürt und einen Lakaien vorkosten lassen. Der Mossad allerdings wollte zwar den Tod Haddads, aber er wollte weder das Leben seines Agenten noch das von Randfiguren oder gar Unbeteiligten aufs Spiel setzen.
    Im August 1977 machten sich Boock und Brigitte Mohnhaupt, mit der er liiert war, das Führungspersonal der RAF, auf den beschwerlichen Weg zu Abu Hani nach Bagdad, schon das zweite Mal in jenem Jahr. Sie wollten mit ihm die Details der geplanten Operation »Big Raushole« erörtern: Das war der Deckname der Linksterroristen für die geplante Entführung des Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer, der dann gegen die in Stammheim einsitzende erste Generation der Roten Armee Fraktion ausgetauscht werden sollte. Es ging um die logistische Planung, und es ging, wie fast immer bei Abu Hani, ums Geld. Welches Land, in dem die PFLP eine starke Basis besitzt, würde »die Stammheimer« aufnehmen? Welche Summe sollte die RAF zusätzlich zu den Gefangenen von der Bundesregierung erpressen? Und welcher Anteil des Lösegeldes stünde davonder PFLP zu? Einige Tage später kehrten die beiden RAF-Spitzen nach Europa zurück.
    Am 5. September wird Hanns Martin Schleyer entführt, zunächst in einer Wohnung in Köln gefangen gehalten, dann nach Holland, später nach Brüssel verschleppt. Die Bundesregierung lehnt einen Austausch kategorisch ab, spielt auf Zeit. Um dem öffentlichen Fahndungsdruck zu entgehen, setzen sich zwischen dem 15. und 23. September 1977 nach und nach mehrere RAF-Terroristen nach Bagdad zu Wadi Haddad ab, nur eine Handvoll bleibt zur Bewachung Schleyers zurück. Friederike Krabbe und Monika Helbing bilden das Vorauskommando, sie sollen im Diplomatenviertel von Bagdad ein Quartier ausfindig machen; Boock, Mohnhaupt und ein halbes Dutzend Illegale folgen kurze Zeit später. Peter-Jürgen Boock ist drogen- und medikamentensüchtig und inzwischen zu einem Sicherheitsrisiko für die RAF geworden. Aber er genießt durch seine Beziehung zur Chefin Brigitte Mohnhaupt eine besondere Stellung in der RAF, und hat überdies einen speziellen Draht zu Abu Hani. Das macht ihn unangreifbar.
    Am 25. September offeriert der Palästinenser seinen deutschen Gesinnungsgenossen eine zusätzliche Operation zur Unterstützung der Schleyer-Entführer: »Abu Hani sagte, er könne zwei Aktionen anbieten: eine Geiselnahme in der Deutschen Botschaft in Kuwait oder die Entführung eines deutschen Passagierflugzeuges«, erinnert sich Boock. »Das Ergebnis unserer Abstimmung war eindeutig: Wir wollten die Flugzeugentführung!« Tatsächlich hat Haddad längst entsprechende Vorbereitungen getroffen und seine Leute an einer Boeing 737 üben lassen, die ihm von Saddams Geheimdienst zur Verfügung gestellt wurde.
    Am 13. Oktober 1977 um die Mittagszeit hebt die Landshut vom Flughafen Palma mit 86 Urlaubern und fünf Besatzungsmitgliedern nach Frankfurt ab. Auf der Höhe von Marseille übernimmt das palästinensische Kommando die Gewalt über das Flugzeug. Die Palästinenser haben sowjetische Pistolen an Bord geschmuggelt, außerdem Handgranaten und Plastiksprengstoff.
    Bagdad, zur gleichen Zeit. Wadi Haddad liegt geschwächt danieder. Er ist kaum noch in der Lage, die Operation zu leiten. Auch seine Vertrauensärzte stehen vor einem Rätsel. Leidet der »Meister« an einer mysteriösen Krankheit? »Der Mossad hatte ein langsam wirkendes Toxin benutzt, damit keine Spuren im Blut zurückblieben, die den Verdacht schüren könnten, jemand habe ihn vergiftet«, fand Aaron Klein heraus. Alles sollte wie eine natürliche Erkrankung aussehen. Die meisten Ärzte tippten deshalb auf Leukämie.
    Peter-Jürgen Boock erinnert sich an ein Vieraugengespräch mit Wadi Haddad kurz vor Beginn der Landshut -Entführung. Erst habe der Palästinenser ihn auf seine »gesundheitlichen

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